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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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irgendwo etwas von geschmolzenen Isolierungen gelesen? – Im Zusammenhang mit was? Er dachte nach und schnippte erregt mit den Fingern.
    »Das ist es«, sagte er laut. Die Flugzeugkatastrophe von Isleworth. Da hatte es im Bericht geheißen, es habe totalen Isolationsausfall gegeben. Konnte da ein Zusammenhang sein? Isolation – Plastik – ja! Welche Zeitungen …?
    Er sprang auf und griff nach dem Telefon. »Betty«, sagte er, »die Zeitungen der letzten zehn Tage, können Sie sie mir besorgen?«
    »Alle?« Ihre Stimme klang ein wenig zögernd.
    »Ja, alle! Und zwar schnell!« Er legte den Hörer auf die Gabel und setzte sich wieder. Seine Gedanken rasten.
    Sein Blick wanderte über die Reihe der Modelle an der Wand. Auf dem Ausstellungsbord standen die verschiedenartigsten Beispiele für die Verwendung von Aminostyrene: Telefonkabel, Gasrohre, elektrische Leitungen. Angenommen, es gab einen Fehler in der Molekularstruktur des Grundmaterials, und unter gewissen Bedingungen brach alles zusammen – welches Chaos würde dann über die Kommunikationsmittel hereinbrechen? – Er sprang auf, um seine Idee zu Ende zu denken, doch dann zügelte er sich. Seit drei Wochen arbeitete er nun hier. Sicher, viel Konstruktives hatte man ihm in dieser Zeit nicht zu tun gegeben, und daher rührte auch seine Unsicherheit gegenüber Wright. Er fühlte sich nutzlos, nicht in Anspruch genommen, nicht geschätzt. Suchte er nun nicht einfach nur nach einer Form des Wettbewerbs, nach einem Beweis, um Wright zu zeigen, daß er – Gerrard – ein tüchtigerer Wissenschaftler war als er, der Ältere?
    Außerdem – was würde Kramer sagen, wenn es sich tatsächlich herausstellte, daß Aminostyren, der Grundstein seiner Beratungsfirma, fehlerhaft war und die Produktion gestoppt werden mußte? Das würde den Status der Gruppe nicht unbedingt heben; sie wäre erledigt, denn die Finanzen flossen fast ausschließlich aus diesem spektakulären Erfolg: der biolöslichen Flasche, die aus Degron hergestellt wurde.
    Bald nachdem Wright der Gruppe beigetreten war, hielt er ihnen eine kurze Rede über sein Lieblingsthema: ein Plastikmaterial mit einer Anzahl bisher unvereinbarer Eigenschaften. Hohe Spannungskraft in einer einzigen Richtung, beträchtliche Elastizität in der Gegenrichtung und außergewöhnlich niedrige Produktionskosten. Ausgangspunkt dabei war sein anderer, ursprünglicher Erfolg – eben das Aminostyren. Und so hatte er eine Serie von Polymeren entwickelt – Verbindungen mit eng über Kreuz verbundenen Molekülketten, die in der Folge den gewünschten Eigenschaften immer näher kamen.
    Schließlich schien eine seiner Verbindungen fast vollkommen zu sein – bis auf einen entscheidenden Nachteil: Unter Sauerstoff -und Lichteinwirkung erfolgte ein rapider Verfall, dann verwandelte sich der Stoff in wenigen Stunden in ein graues, faseriges Pulver. Wright erklärte der versammelten Mannschaft, soweit er es überblicken könne, sähe er keinen Weg, diesen fatalen Nachteil der Verbindung zu vermeiden.
    Kurz nachdem Wright seinen Vortrag gehalten hatte, wurde Buchan sehr erregt. Es war offensichtlich, daß er eine Idee hatte. Schließlich eilte er mit einem lauten Triumphgeschrei an die Tafel – und in wenigen Sekunden verwandelte er die Schwäche von Wrights Verbindung in einen Knüller, den er einen ›sich selbstzerstörenden Behälter‹ nannte. Er erklärte, solange man Licht und Sauerstoff von dem Plastikmaterial fernhielte würde es seine Eigenschaften bewahren; würde es aber beidem zugleich ausgesetzt, dann zerfalle es auf der Stelle.
    Kramer war ebenfalls im höchsten Maß erregt und einen Augenblick lang zeigte er wieder sein altes Image: den vom Schöpfergeist getriebenen Wissenschaftler. Kramer füllte die verbleibenden Lücken aus: man stelle den Plastikbehälter in einem Spritzgußapparat her, unter Luftabschluß und bei Dunkelheit, und forme dann – unter den gleichen Bedingungen – einen vollkommen undurchsichtigen und undurchdringlichen Belag aus einem anderen Plastikmaterial. Man versehe dann den äußeren undurchsichtigen Belag mit einem Abreißstreifen, den man notwendigerweise beim öffnen des Behälters betätigen muß. Wenn der Streifen abgerissen werde, wirkten Licht und Luft auf die Oberfläche des empfindlichen Plastikmaterials ein und – der Zerfall begann.
    Eine originelle und brillante Idee ruft fast immer feindliche Reaktionen hervor – bei denen, die davon hören, aber selbst nicht darauf gekommen sind

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