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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
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zu dir? Vielleicht wie ein Vater? Du hast ihn doch gewiss liebgewonnen, nicht wahr?«
    Weed hebt die Augen und schaut Vater fest an.
    »Nein«, sagt er. »Er ist ein schrecklicher Mensch.«
    Vater nickt. »Ausgezeichnet. Du wirst es weit bei mir bringen – und nicht nur bei mir –, wenn du die Wahrheit sagst. Und nun möchte ich mehr über den Ordensbruder erfahren, bei dem du gelebt hast. Weißt du, wen ich meine?«
    »Ja.« Weeds Stimme gewinnt an Sicherheit. »Bruder Bartholomew.«
    »Du mochtest ihn, habe ich recht? Ich sehe es in deinem Blick.«
    Weed nickt. »Er hat sich um mich gekümmert.«
    »Wie lange warst du bei ihm?«
    »So lange ich denken kann.« Weed schaut mich an, ehe er hinzufügt: »Er fand mich in einem Korb.«
    Vater nickt wieder. »Es war früher nicht ungewöhnlich, ein Findelkind auf der Schwelle eines Klosters zurückzulassen. Vielleicht dachte jemand, ein frommer Pfaffe sei genauso gut wie ein Mönch, wo es doch keine Klöster mehr gibt. Jetzt muss ich dich fragen, Weed: War dieser Bruder Bartholomew vielleicht heimlich ein Papist, ein Römisch-Katholischer? Du kannst mir ruhig die Wahrheit sagen. Der Mann ist bereits tot und hat nichts mehr zu befürchten.«
    Ich merke, wohin Vaters Gedanken wandern. Wenn dieser Bruder so tat, als sei er ein anglikanischer Priester, in Wirklichkeit aber dem alten Glauben anhing, war er möglicherweise eine Quelle der Weisheit der Mönche. Vielleicht war der Bruder ein verborgenes Glied in einer langen, geheimen Kette, die das alte Wissen bewahrte, das man seit Jahrhunderten verloren glaubt – das Wissen, nach dem Vater schon sein Leben lang sucht.
    Weed zuckt die Achseln.
    »Heißt das ja oder nein?« Ungeduld schleicht sich in Vaters Stimme.
    »Ich weiß es nicht«, sagt Weed ausdruckslos. »Ich weiß nicht, ob er ein Geheimnis hatte.«
    Vater geht auf und ab, gefangen in seiner eigenen Enttäuschung. »Hatte dieser Bartholomew irgendwelche Bücher, Weed? Vielleicht alte, sehr alte Bücher? Bücher über Pflanzen?«
    »Nein.«
    Vater bleibt stehen und fixiert Weed mit einem stechenden Blick. »Das ist wichtig, Weed. Dieses Wissen ist unbezahlbar. Wenn du von der Existenz solcher Bücher wüsstest, wäre es ein Verbrechen, dies zu verschweigen.«
    »Keine Bücher.«
    »Bist du sicher?«
    »Bruder Bartholomew besaß keine Bücher«, sagt Weed fest. »Nur Bier.«
    Vater verstummt, wenn auch nur kurz. Mit langen Schritten durchmisst er den Raum, hin und her, bleibt stehen und zieht dann einen Stuhl ganz nah zu Weed heran. Er lässt sich auf dem Stuhl nieder und betrachtet Weed mit einem freundlichen, offenen Blick.
    »Weed, MrPratt sagt, du wüsstest, wie man bestimmte Arzneien herstellt. Er behauptet, du hättest einen Tee zubereitet, der die Macht besitzt, ein krankes Hirn zu heilen.«
    Weed schüttelt den Kopf.
Nein, nein, nein, nein.
    »Schon gut, schon gut«, beeilt sich Vater zu sagen. »Es ist nicht falsch, über solche Dinge Bescheid zu wissen. Vergiss, dass Pratt dich deswegen bestraft hat. Er ist ein brutaler Narr; ein Zustand, für den es bedauerlicherweise kein Heilmittel gibt.« Mit einer Armbewegung präsentiert er sein Arbeitszimmer. »Ich stelle selbst allerlei Salben und Tinkturen her, Weed. Ich würde dich niemals bestrafen, weil du das Gleiche tust. Jetzt sag mir«, fuhr Vater drängend fort, »was du in diesen Tee getan hast. Woher wusstest du, welche Pflanzen du benutzen musst und in welcher Menge? Und wenn du dieses Wissen nicht aus Büchern hast – oder von deinem bierseligen Bruder – woher dann?«
    »Es stimmt. Ich habe den Tee gemacht«, erwidert Weed widerstrebend.
    »Wie, Weed? Wer hat dir gezeigt, wie man die Patienten heilen kann?«
    Ich höre, wie verzweifelt Vater versucht, seine wachsende Ungeduld zu verschleiern, aber die Ader auf seiner Stirn fängt an zu schlagen. Im Stillen flehe ich ihn an, sanft vorzugehen.
    Weed kneift die Lippen zusammen und sagt nichts. Vater beugt sich vor. Seine Stimme wird drängender. »Wer hat dir gezeigt, wie man das Brunnenwasser vergiftet?«
    Weed springt auf die Füße; er sieht aus, als wollte er gleich fortrennen. »Nein! Ich habe niemanden vergiftet …«
    »Vater.« Ich trete vor und lege ihm die Hand auf den Arm. »Ich bin sicher, dass er uns mit der Zeit alles erzählen wird. Aber zuerst müssen wir sein Vertrauen gewinnen.«
    Vater schaut erst Weed an und dann mich. Die blaue Ader auf seiner Stirn spannt sich einen Moment lang an und verblasst dann.
    »Du hast recht,

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