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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
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sie nutzt niemandem.« Vater steht von seinem Stuhl auf und setzt sich auf die Tischkante, neben Weed. »Wir sollten ehrlich miteinander sein. Ich schätze dein Wissen, Weed. Ich bewundere es, und – ja, ich gebe es zu – ich beneide dich darum. Man stelle sich vor: Belladonna, Schierling, schwarzes Bilsenkraut – die verloren geglaubte Formel für den Dämmerschlaf! Ein Schlaf so tief, dass ein Mensch nicht spürt, wenn ihm ein Arm oder ein Bein abgesägt wird.«
    Er schaut Weed an, als ob er auf eine Reaktion warten würde. Aber Weed rührt sich nicht. Vater scheint das als Zeichen von Interesse zu werten oder wenigstens als Bereitschaft, weiter zuzuhören, denn er fährt fort.
    »Innerhalb der Mauern meines Apothekergartens stehen seltene und gefährliche Pflanzen. Von vielen kenne ich die Wirkung nur unzulänglich. Manchmal stoße ich in einem obskuren, uralten medizinischen Text auf einen Namen, eine Bezeichnung, oder ein alter Mann erzählt mir von einem Hausmittel, das er irgendwann einmal von einem heilkundigen Weib erfahren hat. Auf solch vagen Hinweisen und Vermutungen basieren meine Forschungen. Oft folge ich nur meinem eigenen, blinden Instinkt, wenn ich Pflanzen aus aller Welt erwerbe und hier ansiedele. Die mächtigsten von ihnen leben in dem verschlossenen Apothekergarten.«
    Weeds Miene bleibt ausdruckslos. Er wirkt in sich gekehrt. Unbeirrt spricht Vater weiter.
    »Ich habe große Anstrengungen unternommen, um mehr über die Eigenschaften und Mächte dieser Pflanzen zu erfahren. Ich habe unzählige Stunden damit verbracht, diesem Wissen nachzugehen. Du könntest mir viel Zeit und Mühe ersparen, wenn du nur sprechen wolltest …« Vater hält inne. Er steht da und breitet die Hände vor Weed aus. Es ist eine flehentliche Geste. »Weed. Ich möchte dich in den Apothekergarten bringen. Ich möchte, dass du dir die Pflanzen anschaust, die dort wachsen, und mir sagst, was du über sie weißt.«
    Weed zuckt zurück, als hätte man ihn geschlagen. »Nein!«, ruft er aus. »Dieser Garten ist gefährlich. Gefährlich für mich – gefährlich für jedermann!«
    Vater runzelt verwirrt die Stirn. Bisher hat er meine Anwesenheit noch nicht einmal bemerkt, aber nun trete ich vor und sage: »Vater, allein ein Spaziergang in der Nähe des Apothekergartens verursacht Weed große Übelkeit. Vielleicht hat er Angst, dass ihm ein Leid geschieht, wenn er den Garten betritt.«
    Zu meiner Überraschung legt Vater sanft seine Hände auf Weeds Schultern. Seine Stimme ist warm, als würde er zu einem geliebten Sohn sprechen: »Es mag viel von dir verlangt sein, aber ich bitte dich, es wenigstens zu versuchen. Ich bitte ja nicht um meinetwillen. Denk an die Menschen, die wir heilen könnten.«
    Ich habe Vater noch nie so demütig erlebt, so ergeben.
    Weed wendet sich mir zu. Unsere Augen treffen sich, und obwohl der Tisch zwischen uns steht, ist mir mit einem Mal, als ob unser Kuss überhaupt nicht geendet hätte. Ich liege immer noch in seinen Armen, unsere Lippen berühren sich, und ich atme seinen reinen, sonnenwarmen Atem ein.
    »Jessamine.« Seine Stimme wärmt mein Herz. »Sag du mir, was ich tun soll.«
    Auch Vater schaut mich an und wartet auf meine Antwort. Ich weiß, was er von mir hören will. Oh, ich fühle mich so zerrissen! Der Himmel weiß, wie lange schon ich mir sehnlichst wünsche, diesen verbotenen Garten zu betreten – aber weiß Weed vielleicht etwas, von dem ich keine Ahnung habe?
    Denk an die Menschen, die wir heilen könnten …
    Das waren die Worte meines Vaters, aber in meinem Herzen höre ich etwas anderes:
Mama können wir nicht mehr retten … aber denk an all die anderen …
    »Vater wird nicht zulassen, dass dir etwas zustößt«, sage ich fest. »Du kannst ihm vertrauen, so wie du mir vertraust. Und ich werde mit dir in den Garten gehen«, ergänze ich und werfe Vater einen Blick zu, der keinen Widerspruch duldet. »Ich werde bei dir sein, die ganze Zeit.«
    Vater nickt zustimmend.
    »Wie du willst.« Weeds Stimme klingt zögerlich, aber ergeben, als ob er wüsste, dass er seinem Schicksal nicht entkommen könnte. »Morgen also.«
    Ohne Vorwarnung dreht sich Vater um und umarmt mich fest, als wäre ich ein Kind. Ich kann mich nicht erinnern, wann er das zuletzt getan hat. Es muss Jahre her sein.
    »Wir gehen in den Garten, Jessamine«, murmelt er in mein Haar. »Ja. Die Zeit ist gekommen.«

Kapitel 9
    24 . April
    Das Wetter ist schön und sonnig.
    Vater sagt, ich dürfe über

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