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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
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Kakophonie aus Stimmen, die mir bei meinem letzten Besuch entgegenschlug, und ich frage mich, ob ich auch diesen gellenden Ton schon vernommen habe. Ich sinke auf ein Knie, damit ich den Besitzer der Stimme besser ansprechen kann. »Wer bist du?«, frage ich die hohen Stängel mit den zarten blauen Blüten.
    »Ich heiße Rittersporn, Master Weed. Ich habe schon so oft versucht, mit Ihnen zu sprechen, aber Sie waren so schrecklich unhöflich. Immer haben Sie mich ignoriert. Ich weiß, dass es daran liegt, dass ich giftig bin. Wenn ich langweilig und harmlos und dumm wäre wie ein Gänseblümchen, würden Sie mich mögen. Das ist ungerecht! Ich kann nichts dafür, dass ich bin, wie ich bin!«
    »Genauso wenig, wie Sie etwas dafür können, was Sie sind, Master Weed!« Die Stimme grollt wie Donner.
    Ich erhebe mich und suche nach dem Standort dieses neuen Wesens, aber die Stimme spricht jetzt mit der anderen Pflanze. »Hör auf herumzujammern, Rittersporn. Heute ist nicht der rechte Tag, um Trübsal zu blasen. Wir haben immerhin einen Gast, und wann ist das zum letzten Mal vorgekommen? Vor vier Jahren? Oder waren es vierzig?«
    »Meinst du die alte Heilerin, Schweigrohr?« Das ist eine dritte Stimme, glatt und melodisch, die von einer holzigen Rankenpflanze mit großen, flachen Blättern und winzigen, beerenartigen Früchten kommt. »Ich erinnere mich an sie. Sie kam ein einziges Mal hierher, stellte viele kluge Fragen, und danach sahen wir sie nie wieder.«
    Die Pflanze mit den breiten Blättern, die Schweigrohr genannt wird, lacht und sagt: »Weil man sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt hat, Mondsame.«
    »Überlegen Sie gut, was Sie wissen wollen, Master Weed, denn Wissen kann gefährlich sein. So spricht Mondsame.«
    »Wie wahr – aber diejenigen, die Angst vor dem Wissen haben, sind noch gefährlicher.« Diese neue und verführerische Stimme erklingt hinter mir. Überrascht drehe ich mich um.
    »Ich bin Seidelbast«, gurrt der kleine, mit zartlila Blüten besetzte Strauch. »Nicht jedes Gift ist bitter, Master Weed. Denken Sie daran.«
    »Ich wette, das weiß er bereits«, zirpt Rittersporn. »Ich wette, er weiß eine Menge über Gift.«
    »Sei ruhig, Sprössling!«, sagt Schweigrohr. »Jetzt bringen Sie Ihr Anliegen vor, Master Weed. Sie haben bestimmt einen Grund, weswegen Sie hierherkommen. Niemand kommt ohne Grund.«
    »Manche sind so unglücklich, dass sie sich den Tod wünschen«, sagt Mondsame träumerisch.
    »Andere sind so unglücklich, dass sie zu töten wünschen.« In Seidelbasts Stimme liegt ein spöttisches Schnauben.
    »Und einige sind so unglücklich, dass sie vergessen wollen, wer sie sind, warum sie sich so elend fühlen und wen sie töten wollten.« Rittersporn lacht entzückt.
    »Ich bin auf der Suche nach einem Heilmittel«, sage ich. »Nicht für mich selbst. Für eine junge Dame. Ihr Name ist Jessamine Luxton. Sie ist schwer krank, fiebrig und schwach. Ich weiß nicht, was ihr fehlt. Wollt ihr mir helfen?«
    »Was ist denn mit Ihren Freunden? Mit der Kamille, der Pfefferminze, dem Mutterkraut? Ich nehme an, dass sie Ihnen im Augenblick nichts nützen, nicht wahr?« Seidelbasts blasslila Blüten beben vor Zorn. »Sie, Master Weed, ziehen diese Pflanzen uns vor – bis Sie etwas von uns brauchen. Dann kommen Sie angekrochen, wie Efeu.«
    »Wie
giftiges
Efeu, meinst du wohl!« Rittersporns Kichern gellt mir ins Ohr.
    »Was ihr sagt, ist möglicherweise die Wahrheit«, sage ich. »Aber ich muss ein Heilmittel für sie finden, und es ist mir egal, woher es kommt.«
    »Ihresgleichen kommt nicht wegen Heilmitteln zu uns«, knurrt Seidelbast. »Sie kommen, weil sie die Macht über Leben und Tod begehren, denn das ist unser Geschäft: Leben und Tod.«
    »Und unsere Hilfe hat ihren Preis«, fügt Mondsame hinzu.
    »Ich gebe euch alles, was ich habe.« In dem Bewusstsein, dass ich nichts besitze, ergänze ich: »Alles, wonach ihr verlangt, sollt ihr bekommen.«
    Schweigrohr lacht spöttisch. »Kein Grund, melodramatisch zu werden. Wir bitten Sie nur, ein paar kleine, unbedeutende Aufgaben zu lösen, um Ihre Entschlossenheit unter Beweis zu stellen.«
    »Selbst wenn das, was ihr von mir verlangt, sich als unmöglich erweist, werde ich einen Weg finden«, erkläre ich.
    »Wie aufrecht er ist, und wie tapfer!« Rittersporns Kichern schraubt sich zu einem Kreischen empor. »Zum Glück ist die erste Aufgabe ein Kinderspiel. Das Schwierigste dabei ist, nichts zu tun.«
    »Pflücken Sie eins meiner

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