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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
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gehen würdest …«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Die Pflanzen dort sind mächtig. Wenn du sie dir sorgfältig anschaust, findest du vielleicht etwas, das ihr helfen könnte.«
    Was? Nein! Weed hat mir versprochen, dass er nie wieder in den Giftgarten gehen würde! Das darf er nicht, es ist viel zu gefährlich für ihn. Ich werde es nicht erlauben.
    »Vielleicht haben Sie recht, aber … ich fürchte … wir sollten woanders weiterreden. Bitte.«
    Sie verlassen mich. Ich bin wieder allein.
    Wenn Weed zurückkehren sollte
, denke ich,
werde ich ihn bitten, mir Mamas Hochzeitskleid anzuziehen. Ich will, dass er mich einmal darin sieht, bevor ich sterbe.
    ***
    Der Himmel ist so gelb wie eine Löwenzahnblüte.
    Die Wolken wirbeln umher wie bösartige Dämonen, als ob sie die Erde unter sich verschlingen wollten. Als ich einen kurzen Blick aus dem Fenster werfe, ist mir, als ob ich hinaufgesaugt werden würde, hinein in ihren geifernden Rachen.
    Ich kneife die Augen zu und heule auf. Ich verkrampfe mich und drücke mich in die Kissen. Gleichzeitig bäumt sich mein Körper hoch, will das Ende herbeiführen. Er will hinwegschweben und in diesem riesigen, mörderischen Rachen verschwinden.
    Ich weiß nicht, wie lange ich noch durchhalten kann.
    Weed kommt zurück und löffelt mir das blanke Entsetzen in den Mund. Ich versuche, ihm von dem Himmel zu erzählen. Ich will ihn bitten, die Vorhänge zuzuziehen oder mich am Bett festzubinden, damit mich dieses gähnende Loch im Himmel nicht holen kann. Der einzige Laut, der aus meiner Kehle kommt, ist ein leises, furchtsames Miauen.
    Mehr Stimme ist mir nicht geblieben. Nur das Winseln eines neugeborenen Kätzchens, das von seiner Mutter verlassen wurde – blind und hilflos, nichts wissend vom Leben außer den Gefühlen von Durst und Kälte und dem schwachen tierischen Instinkt in der Magengrube, dass es nicht so hätte enden sollen – dass man nicht mit einer solchen Anstrengung und so viel Schmerz in die Welt gestoßen wird, nur um gleich darauf wieder ausgelöscht zu werden.
    Armes Kätzchen, denke ich. Wenn seine Mama nicht bald zurückkommt, wird es zu schwach sein, um um Hilfe zu rufen. Dann ist das Ende nah.
    Wenigstens wird die schwarze Nacht des Todes für ein Geschöpf, das – blind geboren – niemals das Tageslicht erblickt hat, nicht ganz so schrecklich sein. Das ist doch ein Trost, oder nicht?
    Nein. Nein. Nein. Ich bin kein sterbendes Kätzchen. Ich bin ein Mädchen, das an einer seltenen und merkwürdigen Krankheit leidet. Einer Krankheit, bei der Weed mir nicht helfen kann. Etwas, worüber die Heilpflanzen dieser Welt hartnäckig schweigen. Etwas, wofür Vater bald eine Medizin gefunden haben wird.
    Aber ich dachte, dein Vater wüsste bereits eine Medizin gegen alle Krankheiten.
    Gegen alle Krankheiten, bis auf meine … Warte mal. Wer bist du?

Kapitel 15
    7 . Juni
    Geschrieben von dem Jüngling, der unter dem Namen Weed bekannt ist.
    Ein seltsamer Sturm braut sich im Nordosten zusammen. Die Luft ist schwer und schmeckt nach dem Salz des Ozeans. Die Erde stinkt vor Krankheit und Fäulnis.
    Verflucht seien die Stunden, denn mit jeder, die vergeht, wird Jessamine schwächer.
    J essamine ist nicht in der Lage, ihr Gartentagebuch weiterzuführen. MrLuxton hat mich gebeten, es an ihrer statt zu tun. Ich werde mein Bestes geben, obwohl ich keine schöne Handschrift habe. Ich wünschte, sie könnte selbst in das Buch schreiben.
    Es geht ihr so schlecht! Ich bin wütend, obwohl ich nicht wüsste, auf wen ich wütend sein sollte, und voller Trauer, obwohl sie nicht tot ist. Ich bin selbst überrascht über die Leidenschaft, die in meinem Inneren Wurzeln geschlagen hat. Ich habe nie zuvor eine ernsthafte Zuneigung zu einem menschlichen Wesen gefasst, aber jetzt, ganz plötzlich, kann ich den Gedanken, dieses eine Wesen möglicherweise zu verlieren, nicht ertragen.
    Sie wirft sich im Bett hin und her, fiebert, stöhnt und schreit seltsame Worte. Ihre Hände krallen sich in die Decken, bis sich ihre Nägel in die Handflächen bohren. Die Haut auf ihren Fingerknöcheln platzt auf, und die Wunden bluten.
    Manchmal starrt sie aus dem Fenster und schreit:
»Nein, nein, nein!«
, aber wenn ich die Läden schließe, ängstigt sie sich vor der Dunkelheit. Sie stößt raue Töne aus, scharf wie das Krächzen der Krähe. Ich weiß nicht, ob sie merkt, dass ich da bin. Ich flöße ihr Wasser und Medizin ein. Ich sitze bei ihr. Ich wache über sie. Meine Tränen fallen wie

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