Die Polizistin
Zeit.«
»Schon gut«, sagte er, aber er fasste sich an den Kopf. »Vor ein paar Stunden ging es mir noch nicht so gut.«
»Was ist Ihnen eingefallen?«, drängte Joe.
»Ich glaube, ich habe die ersten drei Buchstaben des Kennzeichens.«
Noch bevor Shawn ausgesprochen hatte, lag der Notizblock schon in Joes Hand. »Schießen Sie los.«
Shawn nannte die Buchstaben und fuhr dann mit einer genauen Beschreibung des Fahrzeugs fort. Shanna bestätigte Marke und Farbe, aber zum Kennzeichen konnte sie nichts sagen. Zu der Zeit hatte sie sich mit ganz anderen Dingen beschäftigt.
»Gute Arbeit«, lobte Joe und steckte den Notizblock weg.
Shanna schenkte ihrem Partner Wasser ein. Sie wollte irgendwas zu tun haben.
»Was hast du jetzt vor?«, fragte Shawn.
Sie reichte ihm das Glas und sah ihn fragend an.
Joe antwortete für sie. »Ich übernehme Ihren Job, Shawn, und gebe ihr Rückendeckung.«
»Wirklich? Wie soll das funktionieren?«
»Ganz einfach, ich spiele den eifersüchtigen Ehemann.«
Die Frage in Shawns Blick schwand und wurde abgelöst von einem schmutzigen Grinsen, als er Shanna ansah. Sie hätte ihn am liebsten geknufft, aber sein verletzter Zustand rettete ihn.
»Das hört sich nach einer guten Idee an«, sagte Shawn. »Und was soll ich tun?«
»Gesund werden und auf den Onkel Doktor hören.«
Sein Grinsen starb. Er sah seinen Boss ernst an. »Joe, ich muss zurück an die Arbeit. Wenn der Fall in die entscheidende Phase geht, will ich dabei sein.«
»Darüber denke ich erst nach, wenn mir Ihr Arzt sagt, dass Sie von Ihrer Gehirnerschütterung nichts mehr zu befürchten haben.« Seine Stimme ließ keinen Wider-spruch zu. »Gehen wir, Lily. Wir haben heute noch eine Menge zu tun, und der Mann braucht seine Ru-he.«
»Kann ich eine Minute mit meinem Partner allein sprechen?«
Der Blick, mit dem Joe sie betrachtete, war nicht zu deuten, aber dann kam sein Nicken. »Ich warte im Flur.«
Shawn sah ihm nach, bis er die Tür hinter sich zuzog.
»Was, zum Teufel, ist mit euch los? Das wird ja immer schlimmer.«
Shanna hob unbehaglich die Schultern. Ihr Partner kannte sie besser als die meisten Menschen. »Er ist nicht glücklich mit der Taktik, die ich angewendet ha-be.«
»Da steckt mehr dahinter. Verdammt, die Atmosphäre war zum Schneiden dick.«
»Wir haben Schwierigkeiten, uns an die neue Situation zu gewöhnen«, sagte sie und fuhr mit einem Finger über das Bettgestell über seinem Kopf. Ihre Aussage war eine ganz gehörige Untertreibung.
»Himmel, es sollte euch nicht schwer fallen, in die neue Rolle zu wachsen.«
»Nicht schwer fallen?«, wiederholte Shanna heftig.
»Shawn, ich kann kaum atmen, wenn ich mit ihm in einem Zimmer bin.«
Ihr Partner begann zu lachen, aber er brach abrupt ab und verzog das Gesicht. »Verdammte Rippen«, stöhn-te er.
»Es tut mir wirklich Leid, Shawn.«
»Hörst du endlich auf, dich zu entschuldigen? Es ist nicht deine Schuld.«
»Doch, ist es. Joe ist nicht mehr hier, also brauchst du keine Rücksicht mehr zu nehmen.«
Shawn richtete sich auf und stützte sich mit dem Kissen ab. Er sah sie intensiv an. »Du warst nur du selbst, Lily. Du kannst nicht gegen deine Natur an.«
»Ich weiß. Ich bin zu impulsiv.«
»Du bist eine verdammt gute Polizistin«, sagte er.
»Aber du musst mir eins versprechen.«
»Alles, was du willst.«
»Ich werde nicht da sein, um dir den Rücken freizuhal-ten. Versprich mir, dass du mit Joe arbeitest und nicht gegen ihn.« Er nahm ihre Hand in seine und hielt sie lange fest. »Du wirst ihn brauchen.«
Shanna nickte. Bei ihren Gefühlen würde es nicht einfach sein, sich an dieses Versprechen zu halten, aber sie würde alles versuchen, um ganz professionell zu sein. Sie errötete, als ihr bewusst wurde, wie wenig professionell sie sich in der Wohnung verhalten hatte.
»Sonst noch was?«, fragte sie und hoffte, dass sie damit das Thema wechseln konnte.
»Versprich mir, dass du diesen Bastard Santos schnappst.«
Das konnte sie ihm viel einfacher versprechen. Sie würde Santos keine Chance lassen, ihr erneut zu entkommen. »Wird gemacht«, sagte sie burschikos.
»Gut. Ich habe es nämlich satt, dass dieses Schwein uns so schlecht aussehen lässt.«
Sie hasste ihn noch aus ganz anderen Gründen, aber das sagte sie ihm nicht.
»Geh jetzt. Ich muss gesund werden, damit ich wenigstens bald wieder am Schreibtisch sitzen kann.«
Als sie auf den Flur trat, zeigte Joe immer noch jenen Gesichtsausdruck, den sie nicht deuten
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