Die Polizistin
ihm.«
Sie schob ihren Stuhl zurück, zögerte aber, als sie Melanie ansah. »Hast du am Samstag was vor?«
Die Frau sah sie überrascht an. »Nein. Warum?«
»Warum gönnen wir uns nicht einen schönen Tag? Ein bisschen Einkaufen, eine Stunde im Beauty Salon, und dann, wenn du möchtest, gehen wir zusammen zu Shawn ins Krankenhaus.«
Melanies Mund öffnete sich weit. »Warum willst du so etwas für mich tun?«
»Du tust mir einen Gefallen. Dafür möchte ich mich erkenntlich zeigen.« Shanna drehte sich um und ging zur Tür, bevor Melanie ablehnen konnte.
»Außerdem«, sagte sie leise, »bin ich das meinem Partner schuldig.«
Ein Gefühl des Niedergangs lastete schwer auf Shannas Schultern, als sie in den Lift stieg und nach oben fuhr. Das Gespräch mit Joe konnte kein gutes Ende nehmen. Aber wenn es hart auf hart ging – ihre Schwester war ihr wichtiger als ihr Job. Wenn sie alles noch einmal zu hätte, würde sie sich nicht anders entscheiden.
Sie wusste, dass ihr diese Einstellung nicht helfen würde, als sie an den Schreibtischen der Kollegen vorbeiging. Die meisten hatten gestern Abend wahrscheinlich Überstunden leisten müssen, weil sie überfällig gewesen war. Aber jetzt musste sie zuerst zu Mitchell. Sie atmete noch einmal tief durch, ehe sie sein Büro betrat.
Seine grünen Augen funkelten sie an. »Schließ die Tür«, sagte er kühl. Dann: »Setz dich.« Er wies auf den Stuhl direkt vor seinem Schreibtisch.
Sie war froh, das Gewicht von ihren Beinen zu nehmen, aber die Position brachte ihr einen deutlichen Nachteil, denn Joe Mitchell traf keine Anstalten, sich ebenfalls zu setzen. Er ging in seinem Büro auf und ab.
»Ich möchte einen Bericht über die Geschehnisse des gestrigen Abends hören«, begann er. »Du wirst mir alles erzählen, was abgelaufen ist, und du lässt kein einziges Detail aus. Hast du mich verstanden?«
»Ja, Sir.«
Die Wanderung brach ab, und er drehte sich zu ihr um und starrte sie an.
»Ja, Special Agent Mitchell«, korrigierte sie.
Wieder drehte er sich auf dem Absatz um und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Noch zweimal auf und ab, dann redete er weiter. »Beginnen wir mit Tasseis. Waren Santos’ Leute schon da, als ihr den Laden betreten habt?«
»Nein, Sir… nein.«
»Wann sind sie aufgetaucht?«
»Nicht lange nach uns.«
»Du weißt es nicht?«
»Ich war weiter hinten und habe mich mit Doo… mit einem Mann namens Dooley unterhalten. Er ist der Barmann im Tasseis. Ich habe ihn nach Santos und seinen Leuten ausgefragt. Als wir zurück in die Bar kamen, hat er sie mir gezeigt.«
»Was ist dann passiert? Wie kam es dazu, dass du mit ihnen gegangen bist?«
»Einer der Männer hat mich angesprochen.«
»Welcher?«, fauchte Joe.
»Sonny Fuentes«, antwortete sie rasch. Seine Ungeduld beunruhigte sie.
»Dein neuer Freund«, knurrte er, dann griff er nach einem acht mal zehn Foto auf seinem Schreibtisch und zeigte ihr das körnige Bild eines Mannes.
»Ja, das ist er.«
Er starrte noch ein paar Sekunden auf das Foto, dann warf er es auf den Schreibtisch zurück. »Wenn ich mich richtig erinnere, lautete meine Anweisung an dich und deinen Partner, ins Tasseis zu gehen und dort zu beobachten. Observieren war meine Formulierung.
Ich wollte keinen Kontakt. Aber wenn ich sehe, welches Kleid du angezogen hast, kann ich mir leicht vorstellen, dass mein Plan keine Chance hatte.«
»An dem Kleid gibt es nichts auszusetzen«, wandte sie ein. Nervös spielte sie mit ihrem Ring.
»Jedenfalls nichts, was ein paar Quadratmeter Stoff nicht hätten regeln können.«
Plötzlich hielt Shanna es nicht mehr aus, mit gesenk-tem Kopf auf dem Stuhl zu sitzen. Sie sprang auf und stützte sich mit beiden Händen auf seinem Schreibtisch ab. »Bist du schon mal in einem Striplokal gewesen? Hast du dir dann die Frauen angesehen, die als Zuschauerinnen dasitzen? Nun, das sind keine braven Kirchgängerinnen. Sie sind entweder Lesben oder Frauen, die es gern ein bisschen wild mögen. Ich dachte, die Rolle der Lesbierin wäre schwieriger, deshalb entschied ich mich dafür, ein bisschen Haut zu zeigen. Wenn ich ein hochgeschlossenes Kleid angezogen hätte, wären wir sofort aufgeflogen.«
Joe hatte mit seiner Wanderung aufgehört. Als er die Arme vor der Brust verschränkte, spannten sich seine Armmuskeln unter dem Hemdenstoff. »Also gut, das mag so richtig sein, aber was hast du getan, als Fuentes dich anbaggerte?«
»Ich habe sein Flirten erwidert.«
Er presste die
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