Die Polizistin
können«, fuhr Shanna ungerührt fort. »Jetzt müssen wir uns noch um dein Make-up kümmern.«
Mit einem strahlenden Lächeln hakte sich Shanna bei ihrer neuen Freundin ein. Nach dem Schuhgeschäft suchten sie noch den Beauty-Salon auf. Nach der Be-handlung betrachtete sich Melanie verunsichert im Spiegel.
»Du bist wunderschön«, sagte Shanna.
Es stimmte. Es reichte schon, dass der unvorteilhafte Dutt verschwand. Ihre fließenden Haare leuchteten viel stärker in einem attraktiven Blond. Die Kosmetike-rin hatte nicht viel zu tun; das Gesicht brauchte nicht viel Farbe, aber ein Hauch Pink auf die Wangen beton-te die Feinheit des schmalen Gesichts.
Der größte Unterschied ergab sich aber dadurch, dass die schreckliche Brille nirgendwo zu finden war. Nachdem Melanie gestanden hatte, dass sie die Brille eigentlich nur im Labor brauchte, hatte Shanna sie verschwinden lassen.
»Ich bring das nicht«, sagte Melanie mit gepresster Stimme.
Shanna brauchte nicht zu fragen, was >das< war.
Eigentlich wollten sie jetzt zu Shawn ins Krankenhaus fahren. »Doch, du bringst das. Wir haben uns nicht die Hacken abgelaufen, damit du dich jetzt wieder zu Hause verstecken kannst.«
Melanie schluckte. »Ich weiß doch gar nicht, was ich ihm sagen soll. Was ist, wenn er mich auslacht?«
Shanna warf einen Blick in den Spiegel. »Eins garantiere ich dir. Lachen wird er nicht. Viel eher muss er Acht geben, sich nicht noch eine Rippe zu brechen, wenn er dich spontan auf sein Bett zieht.«
Die scheue Blondine wurde knallrot und antwortete nicht.
»Komm, gehen wir.«
Shanna musste Melanie aus dem Stuhl der Kosmetike-rin ziehen. Sie übernahm die Rechnung und schleppte die neue Freundin hinaus auf den Parkplatz. Melanies Hand hielt ihre wie einen Rettungsanker gepackt.
»Warte mal.«
»Nein.«
»Doch, wirklich. Ich muss mit dir über das Tonband sprechen. Erinnerst du dich? Das gehörte zu unserer Absprache.«
Shannas Schritte verlangsamten sich. Sie schaute der Technikerin ins Gesicht. »Ich habe gehört, dass Devos Team kein Glück hatte und Santos’ Haus nicht gefunden hat.«
»Ja, aber das liegt nur daran, dass ich noch nicht fertig bin!«, rief Melanie heftig. Sie nahm das Scheitern der Suchaktion offenbar persönlich. »Ich habe erst zwei Drittel des Bandes analysiert, und das hat nicht ausgereicht.«
»Ja, das kann ich verstehen«, sagte Shanna. »Kann ich etwas tun, um das zu interpretieren, was du hörst?«
Melanie biss sich auf die Unterlippe und mied Shannas Blick. »Ich habe es geschafft, die Männerstimmen zu-rückzudrängen, damit ich deine geflüsterten Hinweise besser verstehen kann. Ich weiß, dass ihr eine Eisen-bahnstrecke überquert habt und danach noch eine Brücke. Ich versuche noch herauszufinden, welche Brücke das gewesen sein kann. Es dauert nicht mehr lange, dann weiß ich es.«
»Sehr gut.«
»Es ist nur…«
Melanie brach ab, und Shanna blickte der kleineren Frau ins Gesicht.
»Haben sie dich verletzt?«, flüsterte Melanie.
Jetzt errötete Shanna. »Nein«, sagte sie nach einer Weile.
»Es ist nur… also, es tut mir Leid, aber es hört sich so an, als wären sie ziemlich grob mit dir umgesprungen.
Ich war sehr besorgt um dich.«
Shanna wurde verlegen, aber nachdem sie kräftig durchgeatmet hatte, sagte sie: »Ich bin eine erwach-sene Frau und war einverstanden.«
»Es hört sich an, als hätte es… dir Spaß gemacht.«
Shanna konnte der neuen Freundin nicht in die Augen sehen. Sie fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und nickte. »Ja, das stimmt.«
»Aber das verstehe ich nicht. Diese Männer sind ge-fährlich. Du weißt, was sie getan haben.«
»Gefahr kann erregend sein«, versuchte Shanna zu erklären. »Für einige Menschen ist sie ein wirksames Aphrodisiakum. Offenbar gehöre ich zu ihnen.«
»Oh.« Die Technikerin konnte offenbar mit diesem Geständnis nichts anfangen.
»Einige Menschen können den körperlichen Akt vom emotionalen trennen«, sagte Shanna und fragte sich, ob das auch jetzt noch auf sie zutraf. »Ich glaube nicht, dass du zu ihnen gehörst, deshalb kannst du das wahrscheinlich auch nicht nachvollziehen.«
»Ich verurteile dich nicht, Shanna. Du hältst mich wohl für prüde, nicht wahr?«
»Nein, ich halte dich für nett.«
Die blonde Frau schien das nicht als Kompliment zu nehmen. »Ich glaube, ich könnte nie zu deiner Welt gehören. Oder zu Shawns«, fügte sie rasch hinzu.
»Ach, deshalb zickst du so rum?« Lachend öffnete Shanna die
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