Die Portal-Chroniken - Portal: Band 1 (German Edition)
hatte sich vor den Niagarafällen für ein Foto aufgestellt: ihre Mutter, Rupert, Harry, Arizona und Ella.
Ihr Leben fühlte sich nun perfekt an, und sie hatte darüber nachgedacht, das Oktober-Projekt zu beenden. Nach all dieser Zeit konnte das Portal für immer geschlossen werden. Es gab keine losen Enden mehr. Nichts musste mehr
zurückgeholt
werden. Sie malte sich aus, sich von diesem anderen Leben für immer zu verabschieden, und fühlte keine Anzeichen von Reue. Sie war sicher, dass sie das Richtige getan hatte. Jeder um sie herum schien glücklich und sie war ganz sicher zufriedener, als sie jemals im Leben gewesen war.
Sie sah auf den tätowierten Trauring an ihrem linken Ringfinger. Dies war ein
Für immer
wie kein anderes. Das Oktober-Projekt war für Rupert gewesen, für sie alle, für die Familie.
Ihr Computer kündigte piepend eine Nachricht an. Sie fragte sich, was es diesmal sein konnte. Es war spät und sie wollte unbedingt nach Hause. Sie hatte schon Ellas Schlafenszeit verpasst. Sie fragte sich, wie sich ihr Fehlen bei Ellas Vorsprechen auf ihre kleine Prinzessin auswirkte. Es war Pech, dass das Vorsprechen im Oktober stattfand, einem Monat, an dem sie praktisch bei
Ames
lebte. Sie klickte auf das Symbol für Nachrichten und las eine kurze Nachricht von Dr. Moreau, die sie um ein kurzes Gespräch bat. Olivia antwortete, indem sie Glenda einlud, in ihr Büro zu kommen.
Ihre protestierenden Füße wurden zurück in die Louboutins gequetscht. Sie fragte sich, worüber Glenda so spät am Abend mit ihr sprechen musste.
Als sie ein Klopfen an der Tür hörte, prüfte sie an ihrem Computer, wer draußen stand—es war Glenda, die leicht nervös aussah. Olivia entriegelte die Tür und drückte die Taste, die den Begrüßungstext aktivierte.
Willkommen in Dr. Darleys Büro. Die Tür ist jetzt offen. Bitte treten Sie ein und schließen Sie die Tür hinter sich.
Olivia beobachtete, wie Glenda eintrat und die Tür sorgfältig hinter sich schloss. Glenda war in den Endfünfzigern, ungefähr ein Meter sechzig groß, mit grünen Augen und lockigem, blondem Haar. Olivia erinnerte sich, dass sie früher immer sehr schick gekleidet gewesen war, stets in eleganten Hosenanzügen. Sie vermutete, dass das Leben in New Jersey auf Glenda abgefärbt hatte, da sie nun bequeme Jeans trug, ein Bushkills-Sweatshirt und Nike-Turnschuhe. Es war schwer sich vorzustellen, dass dies die gleiche Frau war, die sie vor all den Jahren am Imperial College in London kennengelernt hatte.
Glenda war eine Frau, deren Interessen beeindruckend weit gefächert waren. Olivia hatte gehofft, dass Glenda sich ihre unbegrenzte Bereitschaft bewahrt hatte, neue Horizonte zu erforschen. Es war Glenda gewesen, die Olivia inspiriert hatte, sich am Imperial College in die Quantenmechanik zu vertiefen, vor über zwanzig Jahren, als Olivia dort Studentin gewesen war. Glenda war eine ihrer Professorinnen gewesen. Olivia glaubte allerdings nicht, dass Glenda sich überhaupt an sie aus jener Zeit erinnerte. Sie war nur eine von vielen Studentinnen gewesen.
»Was kann ich für dich tun, Glenda?«
»Es ist eigentlich eine persönliche Angelegenheit, Olivia. Arizona hat heute Abend Ariele besucht.«
»Oh?«
»Ich weiß noch nicht genau, was hier los ist, aber etwas hat sich falsch angefühlt. Wie du weißt, waren sich Ariele und Arizona in Princeton sehr nahe. Aber seit Ariele hier in die Schule geht, hat Arizona sie überhaupt nicht beachtet. Sie hat sie wie eine Fremde behandelt. Wir verstehen das nicht wirklich und hätten gerne eine Erklärung. Es war wirklich hart für Ariele.«
Olivia blieb stumm.
»Heute war allerdings etwas anders.« Glenda machte eine Pause.
»Inwiefern?«
»Sie schienen plötzlich dicke Freunde zu sein. Und Arizona hat mich
erkannt
. Ich habe nicht viel von ihrer Unterhaltung gehört, aber ich dachte, es ist am besten, dich darüber zu informieren.«
Olivia fühlte sich unbehaglich. Sie versuchte, äußerlich ruhig zu bleiben, aber innerlich schrie sie, wollte unbedingt mehr Informationen. Natürlich konnte Arizona Ariele nicht kennen. Das wollte sie Glenda längst erklärt haben, aber andere Probleme bei der Arbeit hatten sich in den Vordergrund gedrängt. Sie hatte sich sehr unwohl bei dem Gedanken gefühlt, dass Ariele Kontakt zu Arizona aufnahm, aber es war unausweichlich gewesen. Sie hätte ihnen alles erklären sollen, um Pannen vorzubeugen.
»Danke, dass du mich informiert hast, Glenda. Wahrscheinlich haben sie
Weitere Kostenlose Bücher