Die Portal-Chroniken - Portal: Band 1 (German Edition)
angezogen gefühlt. Aufmerksamkeit war etwas, was sie in ihrer Kindheit vermisst hatte und nach dem sie sich immer gesehnt hatte.
Nachdem sie Cambridge abgeschlossen hatten, hatten sie im Rathaus in Paddington geheiratet, ohne ihre Familien. Sie waren zuversichtlich in ihr erstes Appartement gezogen. Beide hatten mit der Arbeit an ihren Hochschulabschlüssen begonnen und dabei Teilzeit gearbeitet. Es hatte nie eine körperliche oder emotionale Verbundenheit zwischen ihnen gegeben. Sie hätte mit dem Fehlen von körperlicher Verbundenheit leben können, aber die fehlende emotionale Bindung war mit der Zeit unerträglich geworden. Sie wurde sich mehr und mehr Dillards Arroganz und Untreue bewusst. Seine süße Art verschwand gänzlich, als er anfing, mit Drogen und Glücksspielen zu experimentieren. Über die Jahre empfand sie ihn als zunehmend engstirnig und ohne Neigung, neue Dinge auszuprobieren. Und Olivia bemerkte, wie sie immer weniger Zeit mit ihm verbrachte, verbrachte ihre Zeit lieber mit ihren Freunden und bei der Arbeit.
»Hey Baby, woran denkst du?«, fragte Rupert und brachte sie zurück in die Gegenwart.
Sie sah zu ihm hoch und sagte unter Tränen: »Versprich mir, dass alles gut wird.»
Ruperts Gesichtsausdruck wurde ernst. »Du machst dir wirklich Sorgen, oder? Ich werde morgen mit Arizona sprechen und versuchen ein Gefühl dafür zu bekommen, was los ist. Was auch immer es ist, wir finden eine Lösung. Wir werden tun, was wir müssen, um unsere Familie zu retten. Wir haben es bereits getan und werden es wieder tun. Immerhin, wer war es, der mich
vor zwei Jahren
gefunden hat?«
Sie nickte, stand langsam auf und zog ihn hoch. »Ich glaube, wir fahren besser und sehen nach den Kindern.«
Rupert lud sein Bike in den Hummer H2 und sie fuhren schweigend zurück. Olivias Gedanken schweiften zurück zu ihrem ersten Treffen
vor zwei Jahren
.
Sie war zu dem gleichen Pub zurückgekehrt, dem Alexander Fleming-Pub in London. Es war genau zwei Jahre vor ihrem ersten Treffen. Sie stand draußen, genauso angezogen wie beim ersten Mal, als sie ihn getroffen hatte: schwarzes Etuikleid, Hermès-Schal, einfache Manolos und ihre geliebte schwarze Kelly-Bag. Sie beobachtete den Pub von draußen, zu ängstlich um hineinzugehen. Ihr Bauch war verkrampft. Was, wenn er nicht da war? Sie hatte so lange versucht ihn zu finden, war immer wieder hierhin zurückgekehrt, aber es war, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Sie hatte immerzu seine Worte in ihrem Kopf wiederholt:
Komm und finde mich vor zwei Jahren
. Gab es eine Möglichkeit, das zu tun? Es war völlig an den Haaren herbeigezogen.
Erst als man ihr den Job bei
Ames
angeboten hatte, öffnete sie allmählich ihren Geist für die Möglichkeit, ihr Fachwissen zu nutzen, um parallele Dimensionen zu erforschen und zu manipulieren. Sie musste es behutsam angehen, schließlich war es nur einen kleinen Schritt vom Wahnsinn entfernt.
Sie hatte eine Verbündete in Morena gefunden, die am SETI-Institut arbeitete. Das SETI-Institut erforschte die Möglichkeit von außerirdischem Leben und war praktischerweise in Mountain View angesiedelt. Morena war von unschätzbarem Wert gewesen, indem sie ihr sowohl emotionale als auch technische Unterstützung gegeben hatte. Olivia war, ermutigt von Morena und Larry, in der Lage gewesen, ihre privaten Studien im Geheimen fortzusetzen.
Olivia hatte für
Ames
von New Jersey aus gearbeitet, wo sie und ihre Familie nach der Geburt ihrer zweiten Tochter hingezogen waren. Für die Menschen um sie herum war sie nur eine typische Hausfrau und Mutter. Sie unternahm gelegentlich einwöchige Reisen zum
Ames
-Forschungszentrum, um ihre normalen Forschungen und ihr
Oktober-Projekt
zu beaufsichtigen—ihre Mission, Rupert zu finden. Ihrer Familie erzählte sie, dass sie nach London reisen würde, um ihre Freunde zu treffen.
Das Oktober-Projekt bekam bald seinen eigenen Teilchenbeschleuniger, um den sogar das berühmte CERN-Forschungszentrum in der Schweiz sie beneidet hätte. Es hatte Jahre gedauert, aber endlich hatte Olivia ein
Portal
, das sie dahin bringen würde, wo sie hinwollte. Alles diente nur dem einen Zweck, zu
ihm
zurückzukehren.
Eine plötzliche kalte Brise ließ sie zittern. Das hier war verrückt. Sie sollte sich umdrehen und durch das Portal nach Hause gehen. Allein vor einem Pub in Paddington stehen? Völliger Wahnsinn! Als sie begann sich wegzudrehen, fühlte sie einen wärmenden Atem auf ihrem Nacken, und zwei Arme umfingen sie. Sie
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