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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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verborgen geblieben, dass die Mutter schon des Öfteren Andeutungen gemacht hatte, ihr Mann solle lieber weniger Geld in seine unzuverlässigen Autoren als in die Sicherung des gemeinsamen Besitzstandes investieren. Was in diesem Falle hieß: in den Ausbau der Buchhandlung. Konrad Simons kümmerte sich einfach nicht genug um das Geschäft. Der Verkauf interessierte ihn nicht. Er wollte lieber inhaltlich arbeiten, neue Ideen ausbrüten und zusammen mit seinen Autoren umsetzen. Was ihm fehlte, war eine vertrauenswürdige Person an seiner Seite, die ihm all die Dinge abnahm, von denen er nichts verstand. Idealerweise hätte Georg diese Rolle ausfüllen müssen, aber daran war natürlich nicht im Entferntesten zu denken.
    Was der Vater wohl dazu gesagt hätte, wenn sie als seine Tochter ihm plötzlich erklärt hätte, Buchhändlerin werden zu wollen, überlegte sie. Wahrscheinlich hätte er alle seine Bedenken hinsichtlich berufstätiger Frauen über Bord geworfen und sie mit offenen Armen als seine Mitarbeiterin empfangen. So ganz abwegig war der Gedanke gar nicht, schließlich hatte sie schon immer gern gelesen und andere Menschen mit ihrer Begeisterung für Bücher anzustecken vermocht. Doch die Malerei lag ihr einfach näher; nie war sie so mit sich im Reinen wie bei dieser schöpferischen Tätigkeit, die sowohl handwerkliches Geschick als auch eine gehörige Portion künstlerisches Talent verlangte. Es war richtig, dass sie diese gefährliche Reise angetreten hatte,
das stand fest. Und so gefährlich war sie ja vielleicht auch gar nicht. Immerhin schien der Förster nicht eine Sekunde an ihrer männlichen Identität gezweifelt zu haben. Er hatte sie mehrmals mit »junger Herr« angesprochen und sich mit einem ordentlichen Klaps auf Tamerlanos Kruppe von ihr verabschiedet.
    Ein Rascheln schreckte Friederike, die ihr Pferd schon seit einer guten Meile eine ruhigere Gangart gehen ließ, aus ihren Träumereien auf. Es schien aus dem Gebüsch am Wegesrand gekommen zu sein. Die Dämmerung war längst hereingebrochen, und obwohl der üppige Vollmond ihr wie eine riesige runde Laterne zuverlässig den Weg leuchtete, hatte sie Schwierigkeiten, die Umrisse der Bäume voneinander zu unterscheiden.
    Der Rote scheute, als eine dunkle Gestalt sich langsam aus einem der Büsche schälte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. In dem diffusen Licht konnte sie nicht erkennen, ob es sich um ein Tier oder um einen Menschen handelte. Sie gab ihrem Pferd die Sporen, doch der Rote rührte sich nicht von der Stelle. Stattdessen legte er die Ohren an und schnaubte laut.
    »Mach schon, Tamerlano, beweg dich!«
    Ihre Stimme überschlug sich fast vor Angst. Nun klang sie wirklich nicht mehr wie ein junger Mann, sondern eher wie eine hysterische Marktfrau. Immer wieder trommelten ihre Hacken in den schweren Reitstiefeln gegen die verschwitzten Flanken des Wallachs. Doch der bewegte sich gerade einmal zwei Schritte rückwärts, statt nach vorne loszugaloppieren.
    »Na, wen haben wir denn da?«
    Ein Furcht einflößendes Lachen ertönte, als die schwarze Gestalt sich langsam aus dem Schatten löste und zu ihrer vollen Größe aufrichtete.
    Kein Zweifel, ein Mensch! Auch wenn der Kerl mit seinem wuchernden Bart, den struppigen Haaren und dem zahnlosen Grinsen nicht viel Ähnlichkeit mit den Männern aufwies, die sie in den zwanzig Jahren ihres jungen Lebens bisher zu Gesicht bekommen hatte. Ein strenger Geruch ging von ihm aus; die wenigen Kleider,
die er am Leib trug, hingen ihm in Fetzen herunter. Ein Fuß war unbeschuht, der andere steckte in einem alten Soldatenstiefel.
    Die Hand des Mannes legte sich schwer auf Tamerlanos Zaumzeug. Nur mühsam konnte Friederike sich auf dem Rücken des scheuenden Tieres halten. Doch seltsamerweise war ihre Panik mit einem Mal fast so etwas wie Amüsement gewichen.
    »Nehmen Sie bitte Ihre Hand vom Kopf meines Pferdes«, forderte sie ihn liebenswürdig auf. »Sie sehen doch, das Tier hat Angst.«
    »Und Sie, junger Mann? Sie etwa nicht?«, dröhnte ihr Gegenüber.
    »Seltsamerweise nicht, Monsieur, ich wundere mich selbst«, gab sie lächelnd zurück. »Aber … vielleicht verraten Sie mir, wer Sie sind und wie ich Ihnen helfen kann - das würde uns beiden eine Menge Zeit ersparen. Sie müssen wissen, ich habe es furchtbar eilig, ich wollte eigentlich heute noch bis Altenburg. Oder wenigstens bis Rochlitz.«
    »Bis Altenburg?« Der Mann brach in schallendes Gelächter aus. »Wissen Sie, wo Sie hier sind? Etwa

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