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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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nicht mitbekommen, dass sie den Rotfuchs und nicht den Apfelschimmel satteln ließ.
     
    E ndlich war wieder alles still im Haus, und Familienmitglieder und Dienstboten gingen ihrem Tagwerk nach. In ihrem Zimmer entkleidete Friederike sich rasch und wickelte sich als Erstes ein langes Stoffband fest um den Oberkörper, das ihre Brüste verbergen sollte. Es saß stramm, war aber weniger unangenehm als das Mieder. Sie würde sich daran gewöhnen.
    Dann probierte sie Georgs Kleidung an. Sie war etwas zu groß, aber das würde niemandem auffallen. Sie legte den Gehrock wieder ab und trennte einige Nähte ihres Reitkleides auf, um es über die Männerkleidung ziehen zu können. Darüber zog sie den Gehrock. Um die Beine würde sie ihren Umhang drapieren, sodass auf keinen Fall Stiefel oder Culotte zu sehen sein würden. Falls sich jemand über ihren Aufzug wundern sollte: Sie war einfach dick angezogen, schließlich war Winter. Vorne in die Stiefel stopfte sie ein paar Stoffreste, und das Stilett steckte sie in den Schaft. Sehr verwegen - wie ein echter Räuberhauptmann! Den Dreispitz, die Perücke und das Geld packte sie in ein Bündel, das sie unter ihrem Umhang verbarg.
    Sie begegnete keiner Menschenseele, als sie das Haus verließ. Im Stall bat sie den Knecht, Tamerlano einen Herrensattel aufzulegen. Verwundert blickte Heinrich auf, sagte aber nichts.
    »Ich sehe, Sie haben die Stiefel von Herrn Georg an, Fräulein«, bemerkte er, als er ihr vor dem Stall beim Aufsteigen half. »Darin werden Sie besser reiten können als in Ihren eigenen Schuhen.«
    »Das hoffe ich sehr. Deshalb habe ich sie ja auch angezogen. Vielen Dank fürs Satteln«, verabschiedete sie sich.

    Um nicht an den Fenstern des Kontors vorbei zu müssen und womöglich die Aufmerksamkeit ihres Vaters zu erregen, wendete sie das Pferd und ritt langsam stadtauswärts. Sie wollte erst einmal ein Stück in Richtung Dresden reiten, um eine falsche Fährte zu legen. Falls man sie suchte, dann besser in Dresden. Als sie durch das Tor kam, winkte sie dem Wachtposten zu.
    Auf der Landstraße ließ sie den Rotfuchs in einen leichten Trab fallen. Außer einigen Bauernkarren, die sie rasch überholt hatte, war auf der Straße niemand zu sehen. Es war ein schöner Tag, warm und sonnig. Sie war viel zu dick angezogen, stellte sie fest. Hoffentlich erreichte sie bald den Wald, um endlich ihr Kleid ablegen zu können. Gemächlich trabte sie in den Vormittag hinein. Es sollte nicht so aussehen, als ob sie sich in Eile befände. Noch eine Biegung auf der Landstraße, dann würde man sie von Meißen aus nicht mehr sehen können. Dann würde sie querfeldein reiten, bis sie die Stadt halb umrundet hätte und auf die Landstraße in die entgegengesetzte Richtung stoßen würde, die Straße nach Leipzig.
    Sie sah vor sich schon das kleine Wäldchen, an dem sie die Landstraße verlassen wollte, als eine Kutsche auf sie zukam. Die würde sie wohl noch passieren lassen müssen. Niemand sollte schließlich mitbekommen, wohin sie ritt. Doch schon der erste Blick auf die heranrollende Karosse ließ sie Ungutes ahnen. Je mehr sich der Wagen näherte, umso größer wurde ihre Gewissheit: Sie kannte diese Kutsche, keine Frage! Noch war sie ja in Richtung Dresden unterwegs, versuchte sie sich zu beruhigen, was machte es da schon, wenn jemand Bekanntes sie sah? Immerhin war es nicht die Simons’sche Kutsche, so viel war gewiss, also konnte es auch nicht ihre Mutter sein, die etwas vergessen hatte und zurückgekehrt war. Das wäre tatsächlich eine Katastrophe gewesen, ihr wäre bestimmt nicht entgangen, dass ihre Tochter etwas im Schilde führte.
    Zwischen ihr und der fremden Karosse lagen jetzt nur noch
wenige Schritte. Friederike erkannte den Kutscher der Familie Thalheimer. War das ihr Onkel, der da auf dem Weg nach Meißen war, oder ihre Tante?
    Jetzt erkannte sie auch der Kutscher, hob grüßend die Mütze und zog die Zügel an, sodass der Wagen stehen blieb.
    In der Kutsche saß ganz allein und in großer Garderobe ihre kleine Cousine Sophie. Mit einem vergnügten Lächeln lehnte sie sich aus dem Fenster.
    »Wohin des Weges, Friederike?«
    »Liebe Cousine, das könnte ich dich auch fragen!«
    »Ich habe zuerst gefragt!«
    »Es ist so ein schöner Tag, ich reite einfach ein wenig aus. Und du?«
    »Ich fahre Georg besuchen. Aber du darfst es niemandem verraten. Vor allem nicht meinen Eltern!« Sophie lachte wieder. »Komm doch mit mir nach Meißen zurück!«
    »Ich werde noch ein

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