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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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Heiterkeitsausbruch, und fügte hinzu:
    »Natürlich steht es mir nicht zu, so über meine Herrschaft zu
reden, aber Sie haben ja selbst erlebt, wie die Contessa sein kann, n’est-ce pas? «
    Neugierig musterte sie ihr Gegenüber.
    Friederike hatte wenig Neigung, ihre Kutschenerlebnisse mit der Italienerin weiter auszuführen; ihre Unbedarftheit war ihr noch immer peinlich, und überhaupt kannte sie Marie ja kaum.
    Die Zofe war weniger zurückhaltend und fuhr mit ihrem Bericht über die Contessa fort:
    »Schon am nächsten Tag wollte sie weg. Da habe ich ihr gesagt, dass ich kündige. Sie hat auf mich eingeschlagen, und wenn nicht Monsieur dazugekommen wäre …« Sie zuckte mit den Schultern. »Dann hat sie geweint und geschrien und mir gedroht, dass ich nie wieder eine Anstellung bekommen würde.«
    Friederike konnte sich die Situation genau vorstellen. Sie selbst hätte sich an Maries Stelle sicherlich still und heimlich aus dem Staub gemacht. Die Französin kam ihr geradezu mutig vor. Der Contessa kündigen!
    »Dann hat sich wieder Monsieur eingemischt. Er hat die Contessa beruhigt und ihr versprochen, dass in Weimar sofort eine neue Zofe eingestellt würde. La pauvre! «
    Wieder lachte Marie wie befreit auf. Mit Staunen erkannte Friederike, dass sie weder ältlich noch hässlich war. Die Französin schien ein völlig anderer Mensch zu sein, seit sie nicht mehr den Launen des rothaarigen Teufelsweibs ausgesetzt war.
    »Und dann hat man Sie einfach gehen lassen?«
    Friederikes Zunge schmerzte beim Sprechen - der Kaffee, den das Mädchen gereicht hatte, war viel zu heiß gewesen. Aber sie wollte um jeden Preis, dass Marie weiterredete. Die Contessa interessierte sie dabei nur bedingt, aber vielleicht konnte sie ja etwas über Giovanni herausbekommen.
    »Sogar ein gutes Zeugnis hat mir Madame geschrieben, oui, oui «, triumphierte Marie.
    »Haben die beiden denn wieder miteinander geredet?«
    »Ja, aber nur für ein paar Tage. Dann hat Monsieur ein Auge
auf ein hübsches Weimarer Fräulein geworfen. Sie können sich vorstellen, wie die Contessa da wieder getobt hat!«
    Das saß! Mühsam rang Friederike um Fassung. Bloß nichts anmerken lassen! Es gab keine Möglichkeit herauszufinden, ob das, was Marie erzählte, der Wahrheit entsprach oder nicht. Aber warum sollte die Französin sie anlügen? Sie schalt sich selbst, weil sie so dumm gewesen war zu glauben, dass Giovanni genau so viel Sehnsucht nach ihr verspüren würde wie sie nach ihm.
    Es war heiß geworden in dem kleinen Raum. Sie hatte ihren Mantel ausgezogen und sich über den Arm gelegt. Zwei Männer, die wie wohlhabende Kaufleute gekleidet waren, erhoben sich von der Bank in der Mitte des Raumes, um an Deck zu gehen. Friederike nickte der Zofe zu, und gemeinsam begaben sie sich zu den frei gewordenen Plätzen. Je geschäftiger sie tat, umso besser würde sie ihre Fassungslosigkeit verbergen können.
    »In Paris werde ich mir eine richtig gute Herrschaft suchen! Eine verheiratete Dame aus bester Gesellschaft, die immer zu Hause bleibt und nie unterwegs ist. Das wäre mein Traum, mon rêve, vous comprenez? Ich bin schließlich genug gereist im Leben«, wechselte Marie dann auch das Thema.
    »Wie sind Sie eigentlich hierhergekommen?«
    Friederike hörte selbst, dass ihre Stimme ziemlich dünn klang.
    »Ich habe die Postkutsche genommen. Unterwegs bin ich in einen Schneesturm geraten. Über eine Woche musste ich in Fulda in einem Gasthof ausharren, bevor wir weiterfahren konnten, plus d’une semaine! «
    Ein ärmlich gekleideter Junge hatte sich neben sie gestellt und versuchte, mit ihnen Bekanntschaft zu schließen. Mit seinen Patschehändchen griff er ungeschickt nach ihren Kaffeebechern. Er gehörte offenbar zu einer der Händlerinnen, deren Gepäck den größten Teil des Beiboots beanspruchte, das der Treidelkahn hinter sich herzog.
    Marie machte Anstalten, den Kleinen auf ihren Schoß zu ziehen, was sich dieser zu Friederikes Erstaunen klaglos gefallen
ließ. Sie konnte hören, wie die Zofe ihm einen französischen Spielreim ins Ohr flüsterte.
    »Et vous?« , fragte Marie dann übergangslos. »Wie ist es Ihnen ergangen? Ich hätte Sie längst in Höchst vermutet!«
    Friederike begann von ihrer Reise zu erzählen, von dem Überfall durch die Wegelagerer, dem Brand in Hanau und Tamerlanos Tod und von ihrer Arbeit in der Fayencemanufaktur.
    »Hanau scheint ein sehr zivilisierter Ort zu sein.« Marie hatte wieder ihre frömmelnde Miene aufgesetzt. »Gegen

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