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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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verwundert an. »Es war die Vereinigung von Erde und Sonne, dazu bestimmt, dem Land Leben zu schenken - der Gott und die Göttin wurden vermählt, so wie es bei meinen Eltern der Fall war, nicht der Priester und die Priesterin, die das Ritual vollzogen.«
    Abrupt zügelte er sein Pferd, stellte sich vor mein Pony und schaute mich an. Ein Grasmückenpaar erhob sich lärmend aus dem Hagedorn. »Wenn du dich nicht als meine Frau betrachtest, warum bist du dann mitgekommen?«
    Tränen traten mir in die Augen. »Weil ich dich liebe…«
    »Ich bin ein Eingeweihter, aber kein Anhänger der Mysterien«, sagte Konstantius, nachdem er lange geschwiegen hatte. »Erst als erwachsener Mann habe ich erfahren, wie man solche Eide leistet. Und du warst meine Frau - das erste Mal, als ich dich sah, wusste ich, dass du die Frau warst, deren Seele mit meiner verbunden war.«
    Plötzlich kam mir der Gedanke, dass Ganedas Plan nie hätte gelingen können, selbst wenn ich mich nicht eingeschaltet hätte. Wäre Aelia die Priesterin gewesen, hätte Konstantius sich geweigert, mit dem Ritual fortzufahren. Er ergriff meine Hand.
    »Du gehörst zu mir, Helena, und ich werde dich nie verlassen. Das schwöre ich dir bei Juno und allen Göttern. Du wirst de facto meine Frau sein, ob du meinen Namen trägst oder nicht. Verstehst du mich?«
    »Volo…« Ich will , flüsterte ich trotz der Enge in meinem Hals. Ich hatte immerhin eine Vision gehabt. Aber nur Ehrenhaftigkeit und sein edles Herz hielten den Mann an meiner Seite.
    Ich glaube, in diesem Augenblick auf einer Straße irgendwo mitten in Britannien fing meine Ehe mit Konstantius wirklich an.

7. Kapitel
    A. D. 271
    Die Rückenlehne meines runden Rohrstuhls knirschte, als ich mich anlehnte. Die lässige Haltung war nur vorgetäuscht: Von hier aus konnte ich vorbei an den Früchte und Blumen darstellenden Fresken am Eingang in die Küche schauen, wo Drusilla den nächsten Gang zubereiten sollte. Unsere Gäste, zwei der erfolgreichsten in Eburacum ansässigen Kaufleute, hatten gerade die eingelegten Eier und die Austern, roh in der Schale mit einer scharfen Soße angerichtet, verzehrt. Es war eins der wenigen Abendessen in kleinem Rahmen, zu denen Konstantius in dem Jahr seit unserem Eintreffen geladen hatte. Er war dabei, freundliche und enge Beziehungen zu den Kaufleuten in der Stadt aufzubauen.
    Offenbar hatte er damit Erfolg. Das Zinngeschäft blühte. Viel lieber wäre Konstantius allerdings bei den Männern der Sechsten Victrix im großen Kastell am gegenüberliegenden Flussufer gewesen, obwohl die Legion nicht ihre volle Gefechtsstärke besaß, nachdem die wilden Stämme hinter dem Wall eine Zeit lang friedlich gewesen waren. Es gab dort nicht viel zu tun. Die eigentliche Macht lag jetzt bei der geschäftigen Stadt, die seit Severus die Hauptstadt von Britannia Inferior war, und Konstantius gehörte offenbar zu den Männern, denen alles gelang, was sie anpackten.
    Ich sah, dass Philipp, ein griechischer Junge, den wir vor kurzem in den Haushalt aufgenommen hatten, unschlüssig im Durchgang stand, und bedeutete ihm mit einem Wink, die Teller abzuräumen. Konstantius, der noch immer aufmerksam dem älteren der beiden Kaufleute zuhörte, einem Angehörigen der großen Familie Sylvanus, die mit Leinen aus Eburacum und Töpferwaren aus Treveri handelte, schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln.
    Ich erwiderte es, obwohl mir die Rolle einer römischen Hausherrin noch immer ein wenig unwirklich vorkam. Avalon hatte mich für vieles ausgebildet, doch die Planung eines offiziellen Banketts und eine belanglose Unterhaltung über Wein hatten nicht dazu gehört. Darauf wäre ich besser vorbereitet gewesen, wenn ich mit den anderen einfältig lächelnden Mädchen im Hause meines Vaters aufgewachsen wäre. Konstantius indes brauchte eine Gastgeberin, und ich tat mein Bestes, so zu tun, als bereite es mir keine Schwierigkeiten.
    Ich hatte gelernt, mir das Gesicht zu schminken und meine Haare zu einem komplizierten Knoten mit griechischem Stirnband zu binden, um den Halbmond auf meiner Stirn zu verbergen. Konstantius' Geschäft blühte, und er fand Gefallen daran, mir Geschenke zu machen. Ich besaß inzwischen eine ganze Truhe voller Leinenhemden und Tuniken aus fein gewobener, gefärbter Wolle, Ohrringe und einen Anhänger aus der Pechkohle, die hier bearbeitet wurde, das Medaillon, in das unser beider Konterfei geschnitzt war.
    Das Spinnen war bei den Römern eine traditionell weibliche

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