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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Beschäftigung, und es war eine Kunst, die ich gut beherrschte. Als wir jedoch in Eburacum eintrafen, wusste ich ebenso wenig, einen Haushalt zu führen wie eine Schlacht zu schlagen. Ich hatte keine Zeit, mich nach Avalon zu sehnen - es gab vieles zu lernen. Zum Glück hatten wir mit Drusilla eine ausgezeichnete Köchin. Konstantius war in diesem vergangenen Jahr sichtbar kräftiger geworden. Drusilla hätte sich jedem Versuch meinerseits widersetzt, ihr Anweisungen zu erteilen, selbst wenn ich eine Ahnung vom Kochen gehabt hätte. Sie verlangte jedoch, dass ich mir die Zutaten einprägte, sodass ich ihre Kunst zu würdigen wüsste, falls einmal ein Gast nach der Zubereitung fragte.
    Philipp trug den nächsten Gang herein, winzige Kohlköpfe, cauliculi genannt, gekocht mit süßem grünem Pfeffer und Senfkraut. Sie waren mit Thymian gewürzt und über püriertem Hasen in Aspik angerichtet. Würdevoll, als vollzöge er ein heiliges Ritual, legte er die Portionen auf die Teller, gute rote Tonware aus Samos, wahrscheinlich von Lucius Viducius eingekauft, dessen Liege neben meinem Stuhl stand. Seine Familie war ebenso führend im Handel mit Tonwaren zwischen Eburacum und Rothomagus in Gallien wie Konstantius' Verwandte in der Herstellung von Zinnwaren.
    Ich nahm einen Bissen und legte den Löffel dann wieder zur Seite. Es schmeckte recht gut, aber mein Magen rebellierte. Die Austern hatte ich nicht einmal probiert.
    »Du isst nicht, Herrin - geht es dir nicht gut?«, fragte Viducius. Er war ein großer Mann mit leicht ergrauendem, blondem Haar, der eher ein Germane als ein Gallier hätte sein können.
    »Ein vorübergehendes Unwohlsein«, antwortete ich. »Kein Grund zur Sorge… Bitte, iss, sonst wird mir meine Köchin nie verzeihen. Konstantius sagte mir, dass du zweimal im Jahr nach Gallien reist. Wirst du in nächster Zeit wieder übersetzen?«
    »Sehr bald schon.« Er nickte. »Dein Mann hofft, uns überreden zu können, seine Waren auf dem Schiff nach Germanien mitzunehmen, das unsere Waren hierher bringt. Möge Nehalennia uns vor Stürmen bewahren!«
    »Nehalennia?«, wiederholte ich höflich. Von dieser Göttin hatte ich noch nie gehört.
    »Sie ist eine Göttin, die von Händlern sehr verehrt wird. Man hat ihr auf einer Insel in der Rhenusmündung einen Schrein errichtet. Mein Vater Placidus hat ihr einen Altar gebaut, als ich noch ein Kind war.«
    »Ist sie denn eine germanische Göttin?«
    Ich warf rasch einen Blick in die Runde. Konstantius hatte den zweiten Mann, einen Schiffseigner, ins Gespräch gezogen. Auf dem Tisch standen jetzt weitere Gerichte: in Olivenöl, Pfeffer und Wein gebratene Meeräschen und Linsen mit Pastinaken in Kräutersoße. Ich nahm von jedem etwas, obwohl ich gar nicht erst versuchte, es zu essen. Mit einem Lächeln wandte ich mich wieder an Viducius.
    »Schon möglich«, antwortete er, »mein Vater stammt ursprünglich aus Treveri. Aber ich glaube, der Göttin gefällt das Tiefland an der Nordsee am besten. Dort treffen Seewege und Landstraßen aufeinander; von dort aus kann sie alle Wege überwachen…«
    Er muss es mir angesehen haben, dass mich etwas beschäftigte, denn er hielt inne und fragte, ob etwas nicht in Ordnung sei.
    »Nein, nein, ich erinnerte mich nur gerade an eine britannische Göttin, die wir Elen von den Wegen nannten. Ich frage mich, ob es ein und dieselbe sein könnte?«
    »Unsere Nehalennia wird immer sitzend dargestellt mit einem Hund zu ihren Füßen und einem Korb voller Äpfel im Arm«, erwiderte der Händler.
    Ich lächelte und beugte mich vor, um Eldri zu tätscheln, der wie üblich zu meinen Füßen lag in der Hoffnung, ein Happen könnte für ihn vom Tisch fallen. Er setzte sich auf und schnüffelte, denn Philipp brachte den gegrillten Eber herein. Ich sah ihm mit gemischten Gefühlen entgegen - der würzige Duft brachte meinen Magen noch mehr in Aufruhr, doch sein Erscheinen bedeutete auch, dass das Mahl fast beendet war. Vorsichtig nahm ich einen Schluck verdünnten Wein.
    »Auch Elen mag angeblich Hunde, denn sie zeigen den Weg«, sagte ich höflich. »Hat dein Vater der Göttin hier in Eburacum auch etwas geweiht?«
    Viducius schüttelte den Kopf. »Nur Jupiter Dolichenus, dem Herrn der Sonne, und dem Geist dieses Ortes - wohin man auch kommt, es ist immer klug, die Geister eines Landes gütig zu stimmen.«
    Ich nickte, denn ich kannte inzwischen den Zwang der Römer, nicht nur den genius loci zu ehren, sondern jeden Gedankengang oder jeden

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