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Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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auf die Steinplatte. Er wehrte sich nicht, begann zu singen.
    »Was hat er gesagt?« brüllte jemand aus der Menge.
    »Übersetze es uns!«
    Nevopor sprach die Übersetzung widerwillig und mit leiser Stimme. Aber sie wurde von einem zum nächsten geraunt, und das Erstaunen sprang von Gesicht zu Gesicht.
    »Wie meint er das?« rief ein Mann.
    »Was ist das, der Frieden, den die Welt nicht geben kann?«
    Ein Priester mittleren Alters – seine Zunge legte sich angestrengt zwischen die Ackergaulzähne – hob eine schwere Axt hinter dem Altar hervor. Von der Seite trat er an die Felsplatte heran.
    Tietgaud sang:
»Veni, Redemptor gentium; ostende partum virginis …«
Mit trotziger Stimme intonierte er die klagende Melodie. Er würdigte den Priester keines Blickes.
    Der Priester reckte die Axt in die Höhe, holte aus.
    »… miretur omne saeculum. Talis decet partus Deo.«
    Das Axtblatt rauschte herab und trennte einen Fuß von Tietgauds Bein.
    Der Mönch schrie. Während der Priester auf die andereSeite des Altars wechselte, begannen Tietgauds formlose, verschwommene Schreie sich in Wörter zu fügen, gebrüllte Zeilen eines Liedes:
»Non ex virili semine, sed mystico spiramine …«
    Erneut schlug die Axt zu und trennte Tietgauds zweiten Fuß von seinem Körper.
    Jaulen, qualvolles Rufen, und noch immer Singen:
»Verbum Dei … tactum est caro … fructusque ventris floruit!«
    Der Priester trat an das Kopfende der Altarplatte.
    Tietgauds Stimme verlor bereits an Kraft. Er röchelte:
»Gloria tibi, Domine, qui natus es de virgine …«
    Die Axt rauschte herab. Eine blutrote Hand fiel vom Altar zu Boden.
    »Cum Patre …«
, hauchte Tietgaud. Der Lebenssaft strömte aus seinem Arm, mit jedem Herzschlag eine Woge.
»… et saneto Spiritu …«
Während der Priester um den Altar herumlief zur anderen Seite, stieß der Mönch seine letzten Worte hervor.
»… in sempiterna saecula!«
Sein Kopf sank zur Seite.
    »Svarožić«, bebten die Rufe des Volkes, »Svarožić!«
    Der Mönch war verstummt.
    Lautes Krachen der Axt, und eine weitere Hand fiel herab.
    »Svarožić wird uns erretten!« rief Nevopor. Er klang atemlos, seltsam erregt. »Die Franken werden vernichtet werden!« Er ergriff Tietgauds spärliches Haar, und als die Axt den Kopf vom Körper trennte, hob er ihn in die Höhe, drehte sich zum Tempel und reckte ihn den Geisterstatuen entgegen. Schließlich hob er einen Stecken auf und rammte das spitze Ende in den tropfenden Hals. Den aufgespießten Kopf reichte er einem Priester weiter.
    Übelkeit quetschte Uvelans Därme. Gleichzeitig war es, als griffe eine kalte Hand nach seiner Kehle und drückte fest zu.
    Nevopors Stimme dröhnte: »Seht her: Dieser Mann war ein Mönch, ein Priester der Franken. Wir haben ihn östlichder Elbe gefangen. Wie stark müssen sie sich fühlen, wenn sie schon ihre Priester zu uns schicken! Die Heere des Liutbert und des Ratolf haben wie eine Feuersbrunst im Land der Sorben gewütet. Die Dörfer sind geplündert, die Burgen niedergebrannt. Das Volk wird dahingemordet. Hilft uns Svarožić nicht, reitet er nicht auf seiner weißen Stute voran, dann sind wir verloren! Heute nacht haben einige von euch ihn ausreiten sehen. Er lebt, und er wird für uns streiten.«
    Plötzlich verstand Uvelan. Nevopor bereitete seinen Tod vor.
    »Gerade jetzt«, rief der Priester, »werden die Franken zu uns schauen. Wir haben ihren Priester getötet. Sie werden Rache nehmen wollen. Krieger der Franken waren in unserer Gefangenschaft. Als wir ihnen drohten und sie schlugen, gaben sie zu, daß nach den Sorben Rethra angegriffen und zerstört werden soll. Es ist nur noch eine Frage von Wochen, vielleicht Tagen, und die Franken brechen über unser Gebiet herein. Einer der Männer hat gestanden, daß im Heer schweres Kriegsgerät mitgeführt wird – um es gegen Rethra einzusetzen! Drei Onager, die Steine schleudern, riesige Sturmschilde und Rammböcke!«
    Über Uvelans Rücken lief ein feines Pinseln, eine Art vergnügtes Grauen. Er fürchtete sich, wie er sich selten im Leben gefürchtet hatte, und zugleich ergriff Neugier und freudige Erregung von ihm Besitz.
    Eine ihm unbekannte Macht begann zu wirken, weil er sie um Hilfe angerufen hatte.
    Als schließlich Priester hinter ihn traten und ihn zum Altar führten, drohte ihm die Brust zu platzen. Er rang um Atem, fürchtete, am Knebel zu ersticken, und hätte doch laut lachen mögen. Was hatte dieser fremde Gott mit ihm vor?
    Vymers Stimme ertönte: »Das

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