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Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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langgelegt!«
    »Ja.« Geduldig wartete Alena.
    »Ich bin Gnevka, entschuldige, ich will dich nicht verspotten.« Sie hielt ihr die Hand hin.
    »Das wird schmutzig.«
    »Macht nichts.« Gnevka ergriff ihre Hand, drückte sie sehr fest. »Du siehst wirklich schlimm aus, vollkommen schwarz. Willst du dich waschen?«
    »Wo denn? Nicht in diesem Fluß dort.«
    Wieder lachte Gnevka. »Natürlich nicht. Komm mit ins Dorf! Was tust du hier überhaupt?«
    »Das ist eine lange Geschichte.« Alena rieb sich mit der Faust die Stirn, sah rasch zur Seite. »Du hast für die Bienen gesungen?«
    »Ja, damit sie sich beruhigen. Klettere du mal mit einer Bienenbeute einen Baum hinauf – es ist einfach nicht zu vermeiden, daß der Korb schaukelt oder gegen Äste stößt. Die Bienen brauchen eine Weile, wenn ich sie angehängt habe, bis sie wieder friedlich sind. Und wenn ich singe, geht es schneller.«
    »Dein Gesang war schön.«
    Sie liefen unter den Bäumen entlang.
    Wie komme ich zur Burg? wollte Alena fragen. Sie arbeitete unruhig mit der Zunge die Zähne entlang. »Stechen sie dich oft, die Bienen?«
    »Wenn du Imkerin bist, mußt du es schon mal verkraften, gestochen zu werden. Aber wie ich sagte, sie werden ruhiger, wenn ich für sie singe.«
    »Deine Stimme klingt auch fast wie das Summen von Bienen, so tief und warm.«
    Gnevka lächelte. »Oh, danke. Vielleicht hören sie sie deshalb so gern. Wenn ich eine Weile gesungen habe, kannich meistens ungeschadet das Türchen öffnen. Die Bienen kommen nicht herausgeschossen, um zu kämpfen und zu stechen, sondern fliegen ruhig. Ich habe es vor Jahren einmal herausgefunden.« Gnevka fächelte wieder mit den Händen, wenn sie sprach. Es war, als fürchte sie eine Ohnmacht oder als würde sie im Wechsel sich und Alena das Gesprochene zuwedeln. Mal waren die Finger gespreizt, mal lagen sie an. Oft aber streckte sie sie so, daß sich die Fingerspitzen über den Handrücken bogen. Es sah bedenklich aus, wenn sie die verformten Hände vor ihrem Hals herumruderte.
    »Deine Augen – kommt es von den Bienen?« Die Augen der Imkerin lagen in einem blutroten Bett. »Sicher schmerzt das.« Alena spürte die eigenen Augen wie glimmende, heiße Kohlen.
    »Unsinn. Ich habe das schon eine lange Zeit. Jetzt schau nicht so, als müßte ich jeden Moment tot umfallen! Ich habe mich daran gewöhnt, das hättest du auch getan, was bleibt mir anderes übrig? Es hat doch jeder irgendein Leiden, was nützt es, ständig zu klagen.«
    »Stimmt. Natürlich, das nützt nichts.« Keine tausend Schritt entfernt verschleppten Obodritenkrieger Embricho und die anderen. Alena verlangte danach, Gnevkas Arm zu greifen und sie dorthin zu ziehen. Ihr alles zu berichten, sie um Hilfe anzuflehen.
    »Du sprichst einen fremden Dialekt, Alena. Was verschlägt dich hierher? Sag nicht, du bist die Stepenitz heraufgeschwommen.«
    »Nein, das bin ich nicht.«
    »Also?«
    Die Imkerin klang wie eine ältere Schwester, wie jemand, dem Alena vertrauen konnte. Gerade das machte mißtrauisch. »Ich bin Obodritin, aber meine Mutter ist Redarierin, von ihr habe ich den Dialekt übernommen. Kannst du das für dich behalten?«
    Gnevka blieb stehen. »Redarierin?«
    Vorsichtig wich Alena einen Schritt zurück. »Meine Mutter, nicht ich …« Die Knie zitterten ihr, und bei dem Gedanken, wie sie sich herumwerfen und vor der Imkerin fortlaufen könnte, fühlte sie schwer das nasse Kleid auf dem Körper.
    »Das ist natürlich nicht so glücklich. He!« Gnevka trat auf sie zu. »Mach dir keine Gedanken, ich werde dich schon nicht abliefern. Ein Plappermaul bin ich, aber wenn es darauf ankommt, kann ich besser meinen Mund halten als eine, der sie die Zunge herausgerissen haben. Los, gehen wir ins Dorf.«
    »Du wirst nicht …?«
    »Komm schon.« Gnevka wies mit einem Kopfnicken voran, und als Alena unschlüssig stehenblieb, kehrte sie ihr den Rücken zu und ging weiter, wie selbstverständlich voraussetzend, daß sie folgen würde. »Ich wußte gar nicht, daß ein Obodrit es wagen kann, eine Redarierin aufzunehmen. Leben deine Eltern sehr abgeschieden?«
    Womöglich würde sie ihr helfen, zur Burg zu finden. Alena schloß eilig auf. »Ja, und Mutter verläßt kaum das Haus.«
    »Verstehe.«
    »Du wohnst nicht in Zwerin, oder?«
    »Nein. Du wirst mein Dorf gleich kennenlernen. Kamenica heißt es, Steinbach, wegen des kleinen Baches, da kannst du dich auch waschen. Aber ich kenne Zwerin gut, muß schließlich den ganzen Honig dort abliefern.

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