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Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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würde Svarožić es verbieten, daß man auch ihnen opfert. Habt ihr keinen Veles, der euer Vieh vor Schaden bewahrt? Keinen Stribog, der den Wind beherrscht? Wer schenkt euren Feldern Fruchtbarkeit? Wer schüttet den Regen auf die Erde herab?«
    »All das tut der eine Gott. Die Bilder, die andere Völker anbeten, sind in seinen Augen nichts als geschnitztes Holz und behauener Stein, Holz und Stein, die er geschaffen hat.«
    Alena flüsterte: »Und das will Tietgaud in Rethra sagen?«
    »Ich fürchte schon.«
    »Unmöglich.« Sie schüttelte den Kopf. »Bitte, dein Gott wird dir verzeihen, wenn du ihm hinterher die dreifache Zahl an Tieren opferst, die dreifache Menge Öl und Brot. Opfere Svarožić nur ein einziges Mal, sage dich los vom Mönch.«
    »Es geht nicht. Ich würde meine Seele verkaufen so kurz vor dem Ende. Das werde ich nicht tun.«
    Alenas Hand rutschte an Embrichos Arm hinunter, bis sie seine Hand gefunden hatte.
    Die starken Finger des Hünen umschlossen sie. »Du zitterst.«
    »Können wir denn nicht glücklich sein? Warum geht das nicht, Embricho? Ich will doch nicht viel. Du mußt nichts tun, sei einfach der gleiche wie immer.«
    Er blieb stehen. »Mach die Augen zu.«
    »Warum?«
    »Tu es einfach. Mach sie zu.«
    Alena schloß die Augen. Einige Momente geschah nichts. Dann spürte sie die Wärme von Embrichos Hand nahe ihrem Gesicht. Als die Finger ihre Stirn berührten, hielt sie die Luft an. Unendlich langsam streichelten die Finger Alenas Haaransatz entlang. Sie streiften die Wange, strichen Haare hinter das Ohr. Für einen Augenblick zog sich die Hand zurück. Es wurde kälter. Sie kehrte wieder, warm. Alena spürte den Handballen an ihrer Nase und den Daumen, der ihr über die Stirn fuhr, so zärtlich, daß er sie fast nicht berührte. Vier Fingerspitzen auf ihrer Wange. Sie fühlte sich geborgen, sicher.
    »Ich bin ein schlechter Mensch«, sagte Embricho.
    Diesen Mann hatte sie den Priestern übergeben wollen …
    »Wirklich.«
    »Ich bin es genauso.«
    »Nein, du verstehst nicht. Ich tue dir Unrecht.«
    »Laß uns jetzt nicht davon reden.« Alena öffnete die Augen und sah den Hünen an. Ihr Gesicht glühte. Sie lächelte, strahlte so sehr, daß er ebenfalls lächeln mußte. »Siehst du, das ist schon besser. Erzähl mir etwas Schönes! Erzähle mir von deinen Träumen. Was wünschst du dir für dein Leben?«
    »Mein Leben wird bald zu Ende sein.«
    »Denk jetzt nicht daran. Schließ die Augen. Und stell dir vor, du wärst ganz frei. Was hättest du dann gern für dich?« Alena hob die Hände hinauf zum Gesicht des Hünen. Sie befühlte seinen Bart. Hunderte kleiner Stoppeln, Nadelspitzen. Ein Verlangen ergriff sie, ihre Wange daran zu reiben,gleich, ob es ihre Haut verletzte, sie wollte nah sein, so nah, daß sie es spüren konnte, und wenn es ein Schmerz war, den sie fühlte. »Was ist dein Traum?« Vorsichtig strich sie Embricho mit den Fingern über die Wangen. Sie fuhr mit den Daumen über seine Augenlider, Brauen und Stirn. Der Handrücken streichelte Embrichos Nase, die gebeugten Finger liebkosten seine Wange wie die eines Kindes.
    »Ich hätte gern zwei Ochsen, denen ich auf dem Feld folgen kann, in der einen Hand den Pflug, in der anderen den Stock, um sie anzutreiben, wenn sie müde werden. Tiefe Furchen will ich mit dem Pflugschar ziehen. Ist das Feld gepflügt, will ich mir ein Sätuch umbinden. Es soll prall gefüllt sein, so daß ich mit hohem Schwung die Körner ausstreuen kann. Gerste. Mit der Egge decke ich die Körner zu, damit die Vögel sie nicht fressen. Das Feld soll mir gehören, jede Krume Erde davon.«
    Es bereitete Alena großes Vergnügen, Embrichos Lippen beim Sprechen zu berühren. Sie tat es wie versehentlich, während sie die Wangen streichelte. Ihre Finger rutschten beinahe zwischen seine Zähne. Erschrocken lachte sie und zog sie zurück. »Hast du nicht als Krieger gelebt bisher? Warum zieht es dich zur Feldarbeit?«
    »Ich weiß, daß die hohen Leute die Feldarbeit verachten. Aber wenn ich gute Geräte bekäme aus Eisen – Sensen, Sicheln, Spaten –, dann würde die Arbeit mir leicht von der Hand gehen. Du hast gesagt, ich soll träumen! Also erträume ich mir die teuren Werkzeuge. Und einen Knecht zum Mistbreiten auf dem Feld. Und zwei starke Söhne, mit denen ich das Korn dreschen kann im November. Ich erträume mir einen Garten und Körbe voll Obst. Ich erträume mir Hähne und Hühner, Schweine und ein Pferd.« Embricho öffnete die Augen. »Und du?

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