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Die Principessa

Die Principessa

Titel: Die Principessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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geht mich Ihre Heirat an?«, platzte Francesco heraus. Angewidert blickte er in das feiste, milchige Gesicht des jungen Kardinals, der nur mit den Achseln zuckte und schmatzend ein weiteres Törtchen verschlang, ohne sich im Geringsten stören zu lassen. »Kommen Sie!«, sagte Francesco und packte Spada am Arm. »Kommen Sie mit! Ich will Ihnen etwas zeigen.«
    Mit mühsamer Beherrschung, doch eiligen Schrittes zog er den Monsignore zu einem Arbeitstisch, auf dem ein großer Bogen mit mehreren Zeichnungen ausgebreitet lag.
    »Aber das sind ja die Pläne für Berninis Brunnen!«, rief Spada. »Woher haben Sie die?«
    »Luigi Bernini hat sie mir vor ein paar Tagen gebracht. Er mag seinen Bruder nicht besonders.« Francesco konnte ein kleines böses Lächeln nicht unterdrücken. »Ich habe der Sache bislang keine Bedeutung beigemessen, der Cavaliere war ja vom Wettbewerb ausgeschlossen, aber jetzt …«
    »Weshalb zeigen Sie mir die Pläne?«
    »Weil aus ihnen hervorgeht, dass dieser Brunnen niemals gebaut werden darf. Berninis Pläne sind wertlos, unbrauchbar. Hier, sehen Sie selbst!« Er tippte mit dem Finger auf das Blatt. »Die Flussgötter drängen sich um den Obelisken, als müssten sie erfrieren. Wahrscheinlich, weil Bernini selber spürt, sich aber nicht eingestehen mag, dass die Figuren viel zu groß geraten sind, viel zu viel Raum beanspruchen. Es geht um die Piazza, Herrgott, nicht um den Brunnen! Der Brunnen ist nur ein Monument, um die Mitte der Piazza zu betonen. Ach, was rede ich, dieser eitle Pfau hat keinen Sinn für die Zusammenhänge, kein Gespür für Maß und Proportion, er will nur protzen mit seinem Werk. Statt den Brunnen der Piazza und dem Palast unterzuordnen, soll erüber allem triumphieren. Darum dieses unerträgliche Gedränge, diese geschmacklosen, übertriebenen, theatralischen Gesten der Figuren, dieses Wirrwarr von Gliedmaßen und Delfinen und …«
    Francescos Stimme wurde immer lauter, doch plötzlich, mitten im Satz, verstummte er. Denn je lauter er sprach, desto deutlicher erkannte er, wie kleinlich, wie erbärmlich seine Einwände waren, gemessen an der wunderbaren Zeichnung. Die Kritik war nichts weiter als Ausdruck seines Neids. Das war der Entwurf, nach dem er selbst gesucht hatte, denn dieser Entwurf war, in der großen Komposition und in jedem noch so kleinen Detail, beseelt von jenem unsichtbaren Etwas, das die wahre Kunst vom bloßen Handwerk unterscheidet.
    »Ich … ich glaube, wir haben genug gesehen.« Francesco wollte den Bogen einrollen, doch seine Hände zitterten so sehr, dass er ihn auf dem Tisch liegen lassen musste. Um irgendetwas zu haben, woran er sich festhalten konnte, griff er nach einem Hammer.
    »Der Heilige Vater hat mir versprochen, Sie für den Verlust zu entschädigen«, sagte Spada leise und sanft, ohne mit einem Wort auf Borrominis Entgleisung einzugehen. »Er will Ihnen den Ausbau seines Familienpalastes übertragen und auch den Neubau der benachbarten Kirche Sant’ Agnese. Warten Sie ab, mit etwas Glück werden Sie bald der Architekt des ganzen Forum Pamphili sein!«
    Francesco wich Spadas Blick aus, während er den Hammer immer wieder gegen seinen linken Handballen schlug. Spürte der kleine, kluge Monsignore, was in ihm vorgegangen war? Das Gefühl, dass Spada ihn durchschaute, Zeuge seiner Erniedrigung war, demütigte Francesco fast noch mehr als die Erkenntnis, dass seinem Rivalen ein so viel großartigerer Entwurf gelungen war als ihm selbst.
    »Ich glaube Ihnen kein Wort«, sagte er schroff.
    »Ich verbürge mich dafür. Voraussetzung ist nur, dass Sie sich jetzt einsichtig zeigen.«
    »Auch ich werde mich für Sie verwenden«, rief Camillo ihm mit vollem Mund zu. »Meine Mutter hat mich zum Bauherrn des Forums ernannt, und ich werde meinen ganzen Einfluss geltend machen, wenn Sie wollen. Donna Olimpia wünscht sich eine Galerie zwischen den Empfangssälen und den Privatgemächern. Wäre das nicht was für Sie?«
    Francesco hörte ihm gar nicht zu, während er zu seinen Steinmetzen hinübersah. Auch sie schienen die Spannung zu spüren, die in der Luft lag. Ohne von ihrer Arbeit aufzuschauen, meißelten sie an den Cherubim, als gelte es ihr Leben. Hatten sie das Gespräch belauscht? Wenn auch sie von seiner Schmach wussten, hatte er ihren Respekt für immer verloren.
    »Verdammt noch mal!«, schrie er. »Seid ihr verrückt geworden? Ihr haut ja drauflos, als wolltet ihr den Stein zertrümmern! Wie oft muss ich euch sagen, ihr sollt vorsichtig

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