Die Principessa
sein?«
Wütend stampfte er los, um den Arbeitern zu zeigen, wie sie mit seinen Cherubim umgehen sollten. Jede Figur war kostbar, jede einzelne hatte er mit eigener Hand entworfen. Waren sie wertlos, nur weil sie nicht von Bernini stammten?
Spada hielt ihn am Arm zurück.
»Da wäre noch etwas, Signor Borromini.«
»Was denn noch?«
»Die Wasserleitung zur Piazza Navona.«
»Ja, und? Was ist damit?«
»Das Wasser fließt nur sehr spärlich, der Druck der Acqua Vergine ist erschreckend gering.«
»Ja, ja – das ist mir bekannt. Wozu erzählen Sie mir das?«
»Die Wassermenge reicht für die Fontänen, wie die Pläne sie vorsehen, einfach nicht aus. Und Cavaliere Bernini scheint nicht imstande, das Problem zu lösen.«
»Da muss ich mich aber sehr wundern!« Francesco lachte höhnisch auf. »Ich dachte, der Herr ist Intendant der städtischen Brunnen und Wasserleitungen? Mit dem Titel hat er oft genug geprahlt.«
Spada zögerte, aber er hielt Francescos Blick stand. Der ahnte,welche Frage dem Monsignore auf der Zunge lag. Würde er wirklich so unverschämt sein, sie auch zu stellen?
Spada zog ein Gesicht, als hätte er sich fünf Tage nicht mehr erleichtern können, und trat von einem Bein auf das andere. »Soviel ich weiß«, sagte er schließlich, »haben Sie bereits Berechnungen für eine neue Wasserleitung angestellt. Es wäre überaus freundlich von Ihnen, wenn Sie uns die Unterlagen zur Verfügung stellen würden. Wären Sie dazu bereit?«
Tatsächlich, er schämte sich nicht! »Das … das«, stammelte Francesco, »das können Sie nicht von mir verlangen …«
»Das tun wir auch nicht«, sagte Camillo, der inzwischen seine Törtchen aufgegessen hatte und zu ihnen getreten war. »Meine Mutter verlangt das.«
»Als ein Zeichen Ihres Entgegenkommens«, fügte Spada hinzu.
»Denken Sie an das Forum Pamphili!«
»Ein halbes Jahr habe ich gezeichnet und gerechnet …« Francesco rang nach Worten, während seine Lunge immer schwerer arbeitete. »Und jetzt … jetzt soll ich die Pläne einfach hergeben? Ohne jeden Lohn? Damit der Mann, der mir den Auftrag gestohlen hat, heimtückisch und hinter meinem Rücken, nur um mir zu schaden …« Er spürte, wie ihm der Atem knapp wurde, und er musste seine ganze Kraft und Selbstbeherrschung aufbieten, um einen Anfall zu unterdrücken. »Bitte entschuldigen Sie mich«, sagte er knapp, »aber ich habe zu tun.«
Damit drehte er ihnen den Rücken zu. Er konnte den Anblick der beiden nicht länger ertragen. Wieder sah man nur den Handwerker, den Techniker in ihm, ohne den Künstler zu erkennen, obwohl es doch sein Einfall war, den Bernini kopiert hatte. Er musste weg von hier, so schnell wie möglich, oder er würde noch jemandem die Gurgel umdrehen! Eilig stolperte er fort, ohne zu wissen wohin.
Francesco war noch keine zehn Schritte weit gekommen, da ertönte hinter ihm ein lautes Poltern und Krachen, als wäre Stein zu Bruch gegangen. Im selben Augenblick fuhr er herum. Marcantonio, einer der Steinmetze, Bernardos Nebenmann, grinsteihn an, verlegen bis zur Blödigkeit. Zu seinen Füßen, herabgestürzt von dem hohen Sockel, auf dem er den Marmorkopf bearbeitet hatte, lagen die Trümmer seines Cherubs, in zwei Teile zersprungen.
»Bist du wahnsinnig?«
Immer noch grinste der Kerl. Francesco sah nur dieses Grinsen: die kleinen Augen wie zwei Schlitze, die zusammengepressten Lippen mit den Grübchen auf den Wangen. Nein, das war kein Grinsen aus Verlegenheit – dreiste, schamlose Aufmüpfigkeit sprach aus diesem Gesicht, frecher Hochmut, anmaßender Triumph. Plötzlich fiel es Francesco wie Schuppen von den Augen. Ja, er kannte dieses Grinsen, und wie gut er es kannte! Das war Lorenzos Grinsen, das Grinsen seines Rivalen!
»Warte!«, schrie er auf. »Das sollst du büßen!«
Er hob den Hammer in die Höhe und stürzte sich auf Marcantonio.
»Halt!«, rief Spada. »Um Himmels willen! Bezähmen Sie sich! Wir sind in einer Kirche!«
Der Monsignore wollte sich ihm in den Weg werfen – doch zu spät! Francesco war schon bei dem Steinmetz und holte zum Schlag aus. Der Kerl duckte sich weg, zwei große, angsterfüllte Augen schauten Francesco an – im selben Moment fuhr sein Hammer nieder, mit aller Kraft, die Francesco besaß. Ein kurzes, hartes, splitterndes Geräusch, wie wenn eine trockene Holzplatte zerbricht, dann drang das schwere Eisen in den Schädel ein. Eine graue Masse spritzte auf wie eine Fontäne, Francesco direkt ins Gesicht. Als schaue er durch
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