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Die Principessa

Die Principessa

Titel: Die Principessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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meinen Vorschlag eingehen? Gut, Cavaliere, es ist Ihre Entscheidung.
Addio!«
    Sie wandte sich ab, um zu gehen, doch Lorenzo packte sie am Arm.
    »Ich kenne Ihr Geheimnis, Eccellenza«, sagte er. »Sie haben Ihren Mann vergiftet – die Principessa kann es jederzeit bezeugen. Ich warne Sie! Ein falsches Wort, und ich zeige Sie beim Papst an.«

8
    Was für ein Triumph des wahren Glaubens! Was für ein Sieg der heiligen katholischen Kirche über Irrlehre und Ketzerei! Königin Kristina von Schweden, die Tochter Gustav Adolfs, des größten protestantischen Feldherrn, den der grausame, dreißig Jahre währende Glaubenskrieg hervorgebracht hatte, des Siegers von Lützen, der mit dem Westfälischen Frieden das Heilige Römische Reich deutscher Nation gedemütigt hatte wie kein König oder Kaiser je zuvor – die Tochter dieses Mannes hatte dem väterlichen Bekenntnis abgeschworen und sich zum allein selig machenden Glauben bekehrt!
    Die Konversion Kristinas erschütterte die ganze Welt, und der Jubel im Hause Petri kannte keine Grenzen. Seit jeher hatte Rom jedermann, der sich nach dem Guten, Wahren, Schönen sehnte, freudig aufgenommen wie eine Mutter, die ihre Kinder zu sich ruft. Doch nie zuvor war einem Menschen ein solcher Empfang bereitet worden wie Königin Kristina von Schweden. Schon in Mantua, dem ersten italienischen Fürstentum, das sie betrat, begrüßte man sie mit Geschützdonner und Glockengeläut, und als sie zu nächtlicher Stunde den Po überquerte, erglänzte der Fluss im Widerschein einer Illumination, neben der die Sterne am Himmel verblassten.
    Der Tag ihrer Ankunft in Rom war zum öffentlichen Feiertag erklärt worden, und das gesamte Volk strömte zur Piazza del Popolo, um ihren Einzug zu erleben. Cavaliere Bernini hatte das Stadttor geschmückt, durch welches Kristina mit ihrem hundertköpfigen Gefolge auf den Platz geritten kam, wo die Kardinäle Barberini und Sacchetti sie an der Spitze des Heiligen Kollegs begrüßten. Zum Erstaunen der Römer saß die Königin, einen turmhohen Hut auf dem Kopf und eine Peitsche in der Hand, wie ein Mann im Sattel ihres Pferdes, um den gewaltigen Tross anzuführen. Von der Engelsburg donnerten Salutschüsse über die Stadt, und während die Kavalkade ihren Weg in RichtungSankt Peter nahm, vorbei an jubelnden Menschen und fahnengeschmückten Häusern, wuchs die Prozession stetig an: Auf die Trompeter, Herolde und Kürassiere folgten die Soldaten der königlichen Leibgarde mit den Insignien des Hauses Wasa sowie zwölf Maulesel mit dem Gepäck der Königin und den Geschenken des Papstes. Daran schlossen sich die Trommler und Träger des Amtsstabes an, der Hauptmann der Schweizergarde und der Zeremonienmeister des Heiligen Stuhls mit allen Kardinälen im Gefolge und schließlich die Abgesandten des römischen Adels, unter denen auch Principe Camillo Pamphili nicht fehlte. Ein Jahr nach Innozenz’ Tod trug er immer noch Trauer, doch sein schwarzes Samtgewand, so hieß es, war mit Diamanten im Wert von hunderttausend Scudi besetzt, und die Steine, welche das Kleid seiner Ehefrau zierten, der schönen Fürstin Rossano, die zusammen mit ihm Sankt Peter betrat, um dort der ersten heiligen Kommunion Kristinas beizuwohnen, übertrafen angeblich den Wert seines Mantels noch um ein Siebenfaches.
    »Verzeiht uns den bescheidenen Empfang, Majestät!«, begrüßte Papst Alexander die Königin in seiner Kirche. »Doch wird Eure Bekehrung einst im Himmel mit Festen gefeiert werden, wie sie die Erde nicht bieten kann.«
    Francesco Borromini verfolgte die Messe an der Seite seines alten Freundes Virgilio Spada. Gemeinsam sprachen sie die Worte der Liturgie, schlugen das Kreuzzeichen und knieten nieder, doch während der Monsignore sich ganz in die heilige Handlung versenkte, spürte Francesco, wie es in ihm gärte – wie Galle stieg die Verbitterung in ihm auf. Als der Papst, der das Hochamt persönlich zelebrierte, den Kelch hob, um den Wein in das Blut des Herrn zu wandeln, beugte Francesco sich zu Spada und sagte:
    »Können Sie mir sagen, warum dieser Mann mich so hasst? Bin ich eine der sieben Plagen?«
    Spada erwiderte mit gerunzelten Brauen seinen Blick. »Er schikaniert mich seit dem Tag seines Amtsantritts«, zischte Francesco. »An allen meinen Entwürfen für San Giovanni mäkelter herum, und jetzt droht er sogar, einen anderen Künstler mit dem Hochaltar in seiner Bischofskirche zu beauftragen.«
    »Vielleicht«, flüsterte Spada, »sollten Sie den Abriss der

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