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Die Principessa

Die Principessa

Titel: Die Principessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Die Götter scheinen Sie zu lieben.«
    »Die Götter?«, erwiderte Lorenzo, ohne den Blick von Clarissa zu wenden. »Wer weiß? Doch will ich nicht klagen, solange es der eine Gott und seine Stellvertreter tun.«
    »Sie meinen den Papst und das Heilige Kolleg?«, fragte Donna Olimpia.
    »Ich meine Amor, den Gott der Liebe, und seine irdischen Boten.«
    Ein Rosa, so zart wie das Licht des Tagesanbruchs, hüllte Clarissa ein. Sie war so schön, dass nicht einmal Lorenzo wusste, wie er sie noch schöner hätte erschaffen können.
    »Der Gott der Liebe heißt nicht Amor, sondern Jesus Christus«, entgegnete der Nuntius mit mürrischer Miene. »Und Demut ist seine Lehre. Geben Sie Acht, Cavaliere, dass die goldene Kette um Ihren Hals sich nicht eines Tages in einen Strick aus Hanf verwandelt!«
    »Monsignore«, unterbrach ihn Donna Olimpia, »wollten wir nicht der
famiglia
des Papstes unsere Aufwartung machen?«
    Mit einem kurzen, bösen Blick in Lorenzos Richtung reichte Pamphili ihr seinen Arm. Lorenzo zog den Hut. Während die zwei in der Menge verschwanden, hatte er für eine Sekunde ein ungutes Gefühl. War es ein Fehler gewesen, den Monsignore so zu missachten? Man sagte ihm eine große Zukunft voraus, und von Donna Olimpia hieß es, sie sei der einzige Mann in Rom – wer weiß, was aus dieser Familie noch werden konnte? Doch im nächsten Moment waren die unangenehmen Gedanken verflogen. Was kümmerte ihn die Politik? Hauptsache, er war mit der englischen Principessa allein!
    Umso größer war seine Verwunderung, als er sich zu ihr umdrehte. Castelli, sein
assistente
, verneigte sich gerade vor ihr, undsie schien seine Huldigung gern entgegenzunehmen, obwohl Francesco sich so unelegant bewegte wie ein Sägebock.
    »Nanu, Sie kennen meinen Gehilfen?«, fragte Lorenzo.
    Francesco lief puterrot an. »Ich wollte dir melden«, brachte er hustend hervor, »draußen der Pöbel … Ich habe bereits meine Leute angewiesen …« Ein erneuter Hustenanfall ließ ihn verstummen.
    »Wir sind einander vor geraumer Zeit im Dom begegnet«, erklärte Clarissa. »Signor Castelli war so freundlich, mir die Sehenswürdigkeiten dort zu zeigen.«
    »Oh«, rief Lorenzo erfreut, »dann haben Sie sicher auch meinen Altar gesehen. In aller Bescheidenheit, Principessa, er wird das achte Weltwunder sein, wenn er erst vollendet ist. Das darf ich sagen, weil er weniger mein Werk ist als das meines
assistente
.« Beim Sprechen legte er seinen Arm um Francescos Schulter. »Sie müssen wissen, ohne Signor Castelli bin ich hilflos wie ein Säugling. Der phantastischste Einfall ist nichts wert ohne die technische Ausführung. Auch der Katafalk, den heute ganz Rom bewundert hat, wäre ohne seine Hilfe niemals entstanden.«
    »Warum hat man Signor Castelli dann nicht zusammen mit Ihnen ausgezeichnet?«, fragte Clarissa und runzelte dabei ihre Stirn in so reizender Weise, dass Lorenzo sich auf der Stelle in sie verliebt hätte, wäre das nicht längst geschehen. »Oder hat man dies schon vor meiner Ankunft getan?«
    »Die Welt ist ungerecht«, antwortete Lorenzo. »Sie sieht nur den glänzenden Einfall, nicht die Arbeit, die mit seiner Verwirklichung verbunden ist. Aber«, wandte er sich an Francesco, bevor dieser sich äußern konnte, »was wolltest du eben sagen? Was ist mit dem Pöbel?«
    »Die Leute ziehen mit Fackeln durch die Straßen«, sagte Francesco, »und wenn wir nicht aufpassen, zünden sie den Katafalk an. Ich habe darum Wachen aufstellen lassen.«
    »Das hast du gut gemacht, mein Freund. Aber noch wohler würde ich mich fühlen, würdest du dich selber um die Bewachung kümmern. Du weißt ja, dass ich niemandem außer dir vertraue.«
    »Das war ohnehin meine Absicht. – Principessa«, sagte Francesco dann mit einer Verbeugung zu Clarissa, »es war mir eine große Ehre, Sie wieder zu sehen.«
    »Mir war es eine große
Freude
«, erwiderte sie. »Und ich kann es gar nicht erwarten, diese Freude erneut zu genießen. Sie müssen mich unbedingt besuchen, Signor Castelli! Da ich nun doch wohl für einige Zeit in Rom bleiben werde, sollten wir uns daranmachen, Ihre Pläne für mein
appartamento
zu verwirklichen.«
    »An mir soll es nicht liegen«, sagte Francesco, und wieder schoss ihm das Blut ins Gesicht. »Es würde mir Freude und Ehre zugleich sein.«
    »Dann darf ich also mit Ihrem Besuch rechnen?«
    »Sobald ich einen Entwurf gezeichnet habe, der Ihrer würdig ist, Principessa.«
    Mit einem schüchternen Lächeln, aus dem dennoch das

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