Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
begann ich.
»... aber jetzt möchtest du, daß ich nicht länger um den heißen Brei herumrede. Doch ich habe um nichts herumgeredet. Ich wollte dir etwas mitteilen. Wir alle leben, indem wir uns gegenseitig dulden und indem von Zeit zu Zeit ein glücklicher Zufall zu unseren Gunsten spricht. Ich möchte vorschlagen, diese gegenseitige Duldung und die Möglichkeit eines Zufalls in einigen sehr wichtigen Punkten aufzugeben. Zuerst aber zu deiner Frage. Ich weiß zwar nicht genau, was unsere Gegner zurückhält, doch ich könnte es mir denken. Bleys hat eine große Armee um sich versammelt, die Amber angreifen soll. Sie wird natürlich nicht annähernd so groß sein wie die, die du mit ihm gegen Amber geführt hast. Weißt du, er verläßt sich auf die Erinnerung an den letzten Angriff und berechnet danach die Reaktion auf den neuen. Wahrscheinlich wird dem Angriff der Versuch vorausgehen, Benedict und dich zu töten. Das alles wird aber nur eine Finte sein. Ich würde vermuten, daß Fiona sich mit den Höfen des Chaos in Verbindung gesetzt hat – und sich im Augenblick vielleicht sogar dort aufhält –, um die dortigen Kräfte auf den richtigen Angriff vorzubereiten, der jederzeit nach Bleys Ablenkungsvorstoß beginnen kann. Aus diesem Grund ...«
»Du sagst, du könntest dir das alles denken«, unterbrach ich ihn. »Dabei wissen wir nicht einmal genau, ob Bleys überhaupt noch lebt.«
»Bleys lebt«, sagte er. »Über einen Trumpf konnte ich mir Gewißheit über seine Existenz und sogar einen gewissen Eindruck von seinen augenblicklichen Aktivitäten verschaffen, ehe er meine Gegenwart spürte und mich abblockte. Er reagiert sehr feinfühlig auf solche Überwachung. Ich fand ihn im Felde mit Truppen, die er gegen Amber einzusetzen gedenkt.«
»Und Fiona?«
»Nein«, entgegnete er, »mit ihrem Trumpf habe ich nicht herumgespielt, und dir würde ich ebenfalls davon abraten. Sie ist sehr gefährlich; ich würde mich nur ungern ihrem Einfluß aussetzen. Meine Äußerung über ihren Aufenthaltsort basiert mehr auf Schlußfolgerungen als konkreten Erkenntnissen. Trotzdem glaube ich mich darauf verlassen zu können.«
»Ich verstehe«, sagte ich.
»Ich habe einen Plan.«
»Sprich weiter.«
»Die Art und Weise, wie du mich aus meinem Kerker befreit hast, war sehr raffiniert; du hast die Konzentrationskräfte aller Beteiligten vereint. Dasselbe Prinzip ließe sich wieder nutzbar machen, doch mit einem anderen Ziel. Eine solche Kraft könnte den Verteidigungswall einer Person durchbrechen – selbst wenn es sich um jemanden wie Fiona handelt –, solange die Aktion richtig gelenkt wird.«
»Soll heißen – durch dich gelenkt?«
»Natürlich. Ich möchte vorschlagen, daß wir die Familie zusammenrufen und zu Bleys und Fiona durchstoßen, wo immer sie sich aufhalten mögen. Wir halten ihre Körper fest, nur einen Augenblick lang, eben lange genug, daß ich zustechen kann.«
»So wie du es bei Martin getan hast?«
»Besser, so hoffe ich. Martin konnte sich im letzten Augenblick losreißen. Das dürfte diesmal nicht passieren, wenn ihr mir alle helft. Drei oder vier würden vermutlich genügen.«
»Glaubst du wirklich, daß du das so leicht schaffst?«
»Ich weiß jedenfalls, daß wir es versuchen müssen. Die Zeit geht weiter. Du wirst zu denen gehören, die ihr Leben verlieren, wenn sie Amber erobern. Und ich auch. Was meinst du?«
»Wenn ich mich überzeugen lasse, ist dein Vorgehen notwendig. Dann hätte ich keine andere Wahl, als mitzumachen.«
»Die Aktion ist unumgänglich, glaube mir. Als nächstes brauche ich das Juwel des Geschicks.«
»Wozu denn das?«
»Wenn sich Fiona wirklich in den Höfen des Chaos aufhält, genügt der Trumpf allein wahrscheinlich nicht, um sie zu finden und festzuhalten, selbst wenn wir alle dahinterstehen. In ihrem Falle brauche ich das Juwel, um unsere Energien zu konzentrieren.«
»Das ließe sich vielleicht machen.«
»Je eher, desto besser. Kannst du für heute abend alles arrangieren? Ich bin wieder soweit auf dem Damm, daß ich meinen Teil an der Aktion übernehmen kann.«
»Himmel, nein!« sagte ich und stand auf.
»Was soll das heißen?« Seine Hände krampften sich um die Armlehne des Sessels und stemmten ihn halb empor. »Warum nicht?«
»Ich habe gesagt, ich würde mitmachen, wenn ich überzeugt wäre, daß es keinen anderen Weg gibt. Du hast selbst gesagt, daß dein Plan weitgehend auf Schlußfolgerungen beruht. Das allein genügt, um mich noch längst
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