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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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hüfthoch. Er hatte ein Lächeln der Entschlossenheit und des Triumphes auf dem Gesicht, als er freikam und den nächsten Schritt machte. In dem Moment sah er mich.
    Sein Lächeln erlosch, und er zögerte – ein Punkt zu meinen Gunsten. Wenn es nicht unbedingt sein muß, bleibt man auf dem Muster nicht stehen. Hält man an, kostet es erhebliche zusätzliche Energien, um wieder in Gang zu kommen.
    »Du kommst zu spät!« rief er.
    Ich antwortete nicht, sondern schritt eilig weiter aus. Blaues Feuer sprühte von den Linien des Musters auf Grayswandirs Klinge.
    »Du schaffst es nicht über die schwarze Stelle«, rief er.
    Ich ging weiter. Der schwarze Fleck lag vor mir. Ich war froh, daß sich der Schaden nicht über einen der schwierigeren Teile des Musters erstreckte. Brand setzte sich wieder in Bewegung und ging langsam auf die Große Kurve zu. Wenn ich ihn dort erwischte, hatte er keine Chance. In der Kurve hatte er weder die Kraft noch das Reaktionsvermögen, um sich erfolgreich zu verteidigen.
    Als ich mich dem beschädigten Teil des Musters näherte, dachte ich an die Art und Weise, wie Ganelon und ich während unserer Flucht aus Avalon die schwarze Straße durchschnitten hatten. Es war mir gelungen, die Macht der Straße zu brechen, indem ich mir während der Überquerung das Bild des Musters vor Augen gehalten hatte. Hier war ich zwar ringsum von dem Muster selbst umgeben, doch die Strecke war nicht annähernd so groß. Ich hatte im ersten Augenblick angenommen, daß Brand mich mit seiner Drohung lediglich unsicher machen wollte, aber jetzt sagte ich mir, daß die Kraft des Schwarzen hier an ihrer Quelle womöglich viel stärker war. Als ich vor der verwischten Stelle stand, flammte Grayswandir in plötzlicher Intensität auf. Einer Eingebung folgend, setzte ich die Spitze der Klinge an den Rand des schwarzen Flecks – dort, wo die Linie des Musters endete.
    Grayswandir klammerte sich an die Schwärze und konnte nicht mehr davon gelöst werden. Ich setzte meinen Marsch fort: Die Klinge schlitzte die Schwärze vor mir auf und verfolgte dabei einen Weg, der ungefähr der ursprünglichen Linie entsprach. Ich folgte. Die Sonne schien sich zu verdüstern, als ich die dunkle Fläche betrat. Urplötzlich spürte ich meinen Herzschlag, der Schweiß brach mir aus. Die Umgebung war plötzlich wie in ein graues Licht getaucht. Die Welt schien mir zu entrücken, das Muster zu verblassen. Sicher war es sehr leicht, an diesem Ort einen Fehltritt zu tun, und ich war mir ganz und gar nicht sicher, ob das Ergebnis genauso sein würde wie ein Verlassen der intakten Teile des Musters. Andererseits wollte ich es gar nicht wissen.
    Ich hielt den Blick gesenkt und folgte der Linie, die Grayswandir vor mir zeichnete; die blaue Strahlung der Klinge war die einzige Farbe, die in der Welt noch verblieben war. Rechter Fuß, linker Fuß ...
    Plötzlich lag der schwarze Fleck hinter mir, und Grayswandir bewegte sich wieder unbehindert in meiner Hand; das Feuer auf der Klinge war zum Teil erloschen.
    Ich sah mich um und erkannte, daß sich Brand der Großen Kurve näherte. Was mich betraf, so arbeitete ich mich an den Zweiten Schleier heran. In wenigen Minuten würden wir beide uns angestrengt mit diesen Hindernissen auseinandersetzen müssen. Die Große Kurve ist allerdings schwieriger und zieht sich länger hin als der Zweite Schleier. So war ich vermutlich wieder frei unterwegs, ehe er seine Barriere überwunden hatte. Doch dann mußte ich das beschädigte Areal ein zweitesmal überqueren. Anschließend mochte auch er wieder frei sein, doch er kam dann langsamer voran als ich, befand er sich doch in einem Gebiet, in dem die Beine noch mehr behindert werden.
    Jeder Schritt war von einem gleichmäßigen Knistern begleitet, ein Kribbeln durchzog meinen ganzen Körper. Die Funken stiegen bis zur Mitte der Waden empor. Es war, als schritte ich durch ein Feld mit elektrisch geladenem Getreide. Mein Haar stand empor, ich spürte, wie es sich regte. Einmal blickte ich zurück und sah Fiona auf dem Pferd sitzen, reglos, beobachtend.
    Ich kämpfte mich zum Zweiten Schleier vor.
    Windungen ... kurze, enge Kurven ... Die Gegenwehr nahm zu und brandete gegen mich, so daß schließlich all meine Aufmerksamkeit, all meine Kraft dem Bemühen galten, dagegen anzukommen. Wieder einmal stellte sich das vertraute Gefühl der Zeitlosigkeit ein, als wäre dies alles, was ich jemals getan hätte, alles, was ich jemals tun würde. Und der Wille ... ein

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