Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
möglich sprechen. Er hat mir die Dinge geschildert, die hier im Gange sind und – ja, ich weiß etwas darüber.«
»Das ahnte ich schon – als nämlich vor nicht allzu langer Zeit ein bestimmter Name erwähnt wurde.«
»Die Tecys?« warf Random ein.
»Richtig.«
»Es ist schwierig, einen Anfang zu finden ...«, sagte Martin.
»Ich weiß, daß du in Rebma aufgewachsen bist, das Muster beschritten hast und deine Macht über die Schatten benutzt hast, um Benedict in Avalon zu besuchen«, sagte ich. »Benedict erzählte dir mehr über Amber und die Schatten, lehrte dich den Gebrauch der Trümpfe, bildete dich an den Waffen aus. Später bist du aufgebrochen, um allein durch die Schatten zu ziehen. Und ich weiß, was Brand dir angetan hat. Das wär´ auch schon alles.«
Er nickte und starrte nach Westen.
»Nachdem ich Benedict verlassen hatte, bin ich jahrelang durch die Schatten gereist«, sagte er. »Es waren die glücklichsten Jahre, an die ich mich erinnern kann. Abenteuer, Spannung, neue Erkenntnisse, neue Bekanntschaften. In einem Winkel meines Gehirns nistete immer der Gedanke, daß ich eines Tages, wenn ich schlauer und härter – und erfahrener – sein würde, nach Amber reisen und meine anderen Verwandten kennenlernen wollte. Dann erwischte mich Brand. Ich lagerte an einem kleinen Hang, ruhte mich aus von einem langen Ritt und aß etwas zu Mittag. Ich war unterwegs zu den Tecys, die meine Freunde sind. Brand setzte sich mit mir in Verbindung. Ich hatte Benedict über seinen Trumpf erreicht, als er mich mit den Karten bekanntmachte. Er hatte mich sogar manchmal hindurchgeholt, so daß ich wußte, worum es sich handelte. Dieser Kontakt nun fühlte sich genauso an, und im ersten Augenblick dachte ich, es müsse Benedict sein. Aber nein. Brand rief mich an – ich erkannte ihn von seiner Karte. Er stand in der Mitte eines Gebildes, bei dem es sich offenbar um das Muster handelte. Ich war neugierig. Ich wußte nicht, wie er mich erreicht hatte, denn meines Wissens gab es für mich keinen Trumpf. Er redete eine Minute lang – ich habe seine Worte vergessen –, und als alles fest und klar war, da ... stach er nach mir. Ich stieß ihn fort und riß mich los. Doch irgendwie hielt er den Kontakt. Ich hatte große Mühe, die Verbindung zu unterbrechen, und als es mir gelungen war, versuchte er mich wiederzufinden. Doch ich vermochte ihn abzublocken; Benedict hatte mir das beigebracht. Er versuchte es noch mehrmals, doch ich sperrte mich. Schließlich gab er es auf. Ich befand mich in der Nähe der Tecys. Irgendwie kam ich auf mein Pferd und schaffte es zu ihnen. Ich glaubte schon, ich müsse sterben, war ich doch noch nie so schwer verletzt gewesen. Nach einer gewissen Zeit aber begann ich mich zu erholen. Dann wuchs die Angst, Angst, daß Brand mich finden und – vollenden würde, was er begonnen hatte.«
»Warum hast du dich nicht bei Benedict gemeldet«, fragte ich, »und ihm alles berichtet – die Ereignisse und deine Befürchtungen?«
»Ich habe mich mit dem Gedanken beschäftigt«, sagte er, »und auch mit der Möglichkeit, daß Brand annahm, er habe Erfolg gehabt, und ich sei wirklich tot. Ich wußte zwar nicht, was für ein Machtkampf in Amber im Gange war, doch ich kam zu dem Schluß, daß der Mordversuch irgendwie damit zu tun hatte. Benedict hatte mir soviel von der Familie erzählt, daß ich als erstes auf diese Möglichkeit stieß. Und da überlegte ich mir, daß es vielleicht besser wäre, tot zu bleiben. Ich verließ die Tecys, ehe ich ganz wiederhergestellt war, und verlor mich in den Schatten.
Dabei stieß ich auf eine seltsame Erscheinung«, fuhr er fort, »etwas, das völlig neu für mich war, das aber praktisch allgegenwärtig zu sein schien: In fast allen Schatten, durch die ich kam, befand sich eine seltsame schwarze Straße. Ich begriff dieses Phänomen nicht, da es sich aber um das einzige mir bekannte Ding handelte, das die Schatten selbst zu durchqueren schien, war meine Neugier geweckt. Ich beschloß ihr zu folgen und mehr darüber zu erfahren. Die Straße war gefährlich. Ich lernte bald, daß ich sie nicht betreten durfte. Seltsame Gestalten schienen sich des Nachts darauf zu bewegen. Normale Lebewesen, die sich darauf verirrten, wurden krank und verendeten. Ich war also vorsichtig und ging nicht näher heran, als erforderlich war, um sie im Auge zubehalten. So folgte ich ihr durch viele Welten. Dabei wurde mir bald bewußt, daß sie überall Tod, Elend oder Unruhe
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