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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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dem Kampf teilzunehmen. Meine Aufgabe war es zunächst, Brand ausfindig zu machen. Ich nahm nicht an, daß er direkt in den Kampf eingreifen würde. So suchte ich die Randzonen der eigentlichen Scharmützel ab, Ausschau haltend nach einer einsamen Gestalt. Nein ... Vielleicht auf der anderen Seite des Schlachtfelds. Ich würde zum Norden hinüberreiten müssen. In Richtung Westen war mir der Blick von hier aus zu sehr verwehrt.
    Ich zog das Tier herum und lenkte es den Hügel hinab. Dabei überlegte ich mir, daß es sehr angenehm wäre, mich jetzt zum Schlafen niederzulegen. Einfach vom Pferd fallen und schlafen. Ich seufzte. Wo steckte Brand nur?
    Ich erreichte den Fuß des Hügels und wechselte die Richtung, um durch einen Felsgraben zu reiten. Ich mußte einen besseren Beobachtungsstandpunkt finden ...
    »Lord Corwin von Amber!«
    Ich kam um eine Biegung der Senke und sah ihn vor mir, einen großen leichenblassen Burschen mit rotem Haar und einem fahlen Pferd. Er trug eine kupferschimmernde Rüstung mit grünlichen Markierungen und saß starr wie ein Denkmal im Sattel.
    »Ich habe dich auf dem Hügel gesehen«, stellte er fest. »Du trägst keinen Panzer, oder?«
    Ich schlug mir vor die Brust.
    Er nickte energisch. Dann hob er die Hand, zuerst an die linke Schulter, dann an die rechte, dann nestelte er unter seinen Armen an den Halterungen des Brust- und Rückenschildes. Als er sie gelöst hatte, nahm er die Rüstung ab und senkte sie auf der linken Seite zu Boden. Auf gleiche Weise verfuhr er mit seinen Beinschützern.
    »Ich wollte dich schon lange einmal kennenlernen«, sagte er. »Ich bin Borel. Es soll von mir nicht gesagt werden, daß ich dich auf unfaire Weise übervorteilt hätte, wenn ich dich jetzt töten muß.«
    Borel ... Der Name kam mir bekannt vor. Dann fiel es mir ein. Der Mann hatte Daras Respekt und Zuneigung genossen. Er war ihr Fechtlehrer gewesen, ein Meister der Klinge. Allerdings ein Dummkopf. Er verspielte meinen Respekt, als er sich seiner Rüstung begab. Kämpfen ist kein Spiel, und ich hatte keine Lust, mich einem eingebildeten Dummkopf auszuliefern, der anderer Meinung war. Und erst recht keinem fähigen Dummkopf, wenn ich überdies noch am Ende meiner Kräfte war. Wenn schon nicht im Kampf, so mochte er mich auf jeden Fall mit seiner Ausdauer besiegen.
    »Jetzt werden wir eine Sache klären, die mich seit langer Zeit beunruhigt«, sagte er.
    Ich erwiderte mit einem passenden unfeinen Wort, riß meinen Schwarzen herum und galoppierte den Weg zurück, auf dem ich gekommen war. Er nahm sofort die Verfolgung auf.
    Auf dem Ritt durch die Senke wurde mir klar, daß mein Vorsprung nicht ausreichte. In wenigen Sekunden würde er mich einholen und mich niederstrecken oder mir den Kampf aufzwingen. Meine Möglichkeiten waren zwar ziemlich beschränkt, doch ein wenig mehr wollte ich aus der Situation schon machen.
    »Feigling!« brüllte er. »Du kneifst vor dem Kampf! Ist das der große Krieger, von dem ich schon soviel gehört habe?«
    Ich hob die Hand und öffnete die Spange meines Mantels. Der obere Rand der Senke lag zu beiden Seiten auf Höhe meiner Schultern, dann meiner Hüfte.
    Ich ließ mich nach links aus dem Sattel rollen, stolperte und fand das Gleichgewicht. Der Schwarze galoppierte weiter. Ich trat nach rechts und blickte dem anderen entgegen.
    Meinen Mantel faßte ich mit beiden Händen und schwang ihn rückwärts im Kreis herum, ehe Borels Kopf und Schultern vor mir auftauchten. Der Stoff hüllte ihn mitsamt der gezogenen Klinge ein, seinen Kopf verdeckend, seine Armbewegungen hemmend.
    Ich trat energisch zu. Dabei zielte ich auf seinen Kopf, erwischte ihn aber nur an der linken Schulter. Er wurde aus dem Sattel gedrückt, und sein Pferd galoppierte ebenfalls weiter.
    Ich zog Grayswandir und sprang hinter ihm her. Ich erwischte ihn, als er eben seinen Mantel zur Seite streifte und sich aufzurichten versuchte. Ich spießte ihn an Ort und Stelle auf und sah den erstaunten Ausdruck auf seinem Gesicht, als die Wunde zu brennen begann.
    »Oh, gemeines Tun!« rief er. »Ich hatte von dir Besseres erwartet!«
    »Wir halten hier nicht die Olympischen Spiele ab«, sagte ich und wischte mir die Funken vom Mantel.
    Dann fing ich mein Pferd wieder ein und stieg in den Sattel. Dies kostete mich mehrere Minuten. Meinen Ritt fortsetzend, erreichte ich höheres Terrain. Von dort vermochte ich Benedict auszumachen, der die Schlacht lenkte, und in einer weit zurückliegenden Senke Julian an der

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