Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
allerdings nicht sehen konnte. Das Muster wurde plötzlich heller, bis es beinahe unerträglich grell funkelte.
Nur noch ein kleines Stück. Ich mühte mich verzweifelter als je zuvor auf dem alten Muster, denn der Widerstand erschien mir nun absolut zu sein. Ich mußte ihm mit einer Entschlossenheit und Beständigkeit des Willens gegenübertreten, die alles andere ausschlossen, obwohl ich nun überhaupt nicht mehr voranzukommen schien, obwohl alle meine Energien anscheinend darauf verschwendet wurden, das Muster heller scheinen zu lassen. Wenigstens würde ich vor einem prachtvollen Hintergrund untergehen ...
Minuten, Tage, Jahre ... Ich weiß nicht, wie lange das Ganze dauerte. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, als wäre ich in meiner Anstrengung schon seit Urbeginn gefangen.
Aber dann bewegte ich mich, und wie lange das dauerte, weiß ich nicht. Jedenfalls vollendete ich den Schritt und setzte zu einem neuen an. Und machte noch einen ...
Das Universum schien rings um mich zu kreisen. Ich war durch.
Der Druck verschwand. Die Schwärze war fort ...
Einen Augenblick lang stand ich im Mittelpunkt meines Musters. Ohne es überhaupt anzusehen, sank ich nach vorn auf die Knie und krümmte mich zusammen. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Mir schwamm es vor den Augen, und ich atmete schwer. Am ganzen Körper hatte ich zu zittern begonnen. Vage war mir bewußt, daß ich mein Ziel erreicht hatte. Mein Muster würde Bestand haben ...
Ich hörte ein Geräusch, das es eigentlich nicht hätte geben dürfen, doch meine erschöpften Muskeln weigerten sich zu reagieren, nicht einmal im Reflex, und schon war es zu spät. Schon war mir das Juwel aus den schlaffen Fingern gerissen worden, und erst da hob ich den Kopf und ließ mich auf den Hintern plumpsen. Niemand war mir durch das Muster gefolgt – das hätte ich sicher gemerkt. Deshalb ...
Das Licht war beinahe normal. Dagegen anblinzelnd, schaute ich in Brands lächelndes Gesicht empor. Er trug eine schwarze Augenklappe und hielt das Juwel in der Hand. Er mußte sich durch Teleportation an diesen Ort versetzt haben.
Als ich den Kopf hob, schlug er nach mir, und ich stürzte auf die linke Seite. Er trat mir brutal in den Bauch.
»Du hast es also geschafft«, sagte er. »Ich hatte nicht geglaubt, daß du dazu in der Lage wärst. Jetzt muß ich ein neues Muster vernichten, ehe ich die Dinge regeln kann. Doch zuerst brauche ich dies, um die Schlacht an den Burgen zu entscheiden.« Er schwenkte das Juwel. »Leb wohl!«
Und er verschwand.
Keuchend lag ich da und hielt mir den Bauch. Wogen der Dunkelheit stiegen auf, schwappten in mir wie eine Brandung und zogen sich wieder zurück, denn ich erlag der Ohnmacht nicht. Eine unvorstellbare Verzweiflung überschwemmte mich, und ich schloß die Augen und stöhnte. Jetzt hatte ich auch kein Juwel mehr, das mir mit seinen Energien zur Seite stand.
Die Kastanienbäume ...
10
Ich lag schmerzerfüllt am Boden und gab mich meinen Visionen hin: Brand, der auf dem Schlachtfeld erschien, auf
dem die Streitkräfte Ambers und des Chaos gegeneinander anstürmten, das pulsierende Juwel auf seiner Brust. Anscheinend genügte ihm seine Kontrolle darüber, um die Geschehnisse zu unseren Ungunsten zu beeinflussen. Ich sah, wie er Blitze gegen unsere Truppen schleuderte. Ich sah ihn mächtige Windstöße und Hagelschauer heraufbeschwören, die uns vernichtend trafen. Am liebsten hätte ich geweint. Dies alles zu einer Zeit, da er sich noch hätte läutern können, indem er sich auf unsere Seite stellte. Es genügte ihm wohl nicht mehr, einfach nur zu siegen. Er mußte diesen Sieg für sich selbst erringen und nach seinen eigenen Vorstellungen. Und ich? Ich hatte versagt. Ich hatte ein Muster gegen das Chaos errichtet, was ich mir niemals zugetraut hätte. Und doch würde meine Tat nichts bedeuten, wenn die Schlacht verloren war und Brand zurückkehrte, um das Muster auszulöschen. Meinem Ziel so nahe zu sein und dann doch einen Fehlschlag zu erleiden ... Ich spürte den Drang, »Ungerechtigkeit« zu brüllen, obwohl ich wußte, daß sich das Universum nicht nach meinen Vorstellungen von Fairneß richtete. Ich knirschte mit den Zähnen und spuckte Dreck aus, der mir zwischen die Lippen geraten war. Mein Vater hatte mir den Auftrag gegeben, das Juwel zum Schlachtfeld zu bringen. Beinahe hätte ich es geschafft.
Plötzlich kam mir etwas seltsam vor. Etwas erforderte meine Aufmerksamkeit. Was?
Die Stille.
Der Sturm tobte nicht mehr, der Donner
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