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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Hälfte waren diese Bedingungen bereits erfüllt.
    Im Westen und Nordosten zogen Wolken auf, die mich mit Sorge erfüllten. Wenn sie sich ausreichend zusammenballten und den Mond verdeckten, verging Tir-na Nog´th im Nichts. Dies war einer der Gründe, warum es ratsam war, stets einen Mann auf dem Boden zu haben, der einen Besucher Tir-na Nog´ths durch seinen Trumpf zurückholte, sollte die Stadt plötzlich verschwinden.
    Direkt über mir war der Himmel allerdings klar, angefüllt mit bekannten Konstellationen. Sobald der Mond aufging und sein Licht auf den Stein fiel, auf dem ich saß, würde die Treppe am Himmel entstehen, die sich in eine unglaubliche Höhe emporschwang und den Weg nach Tir-na Nog´th ermöglichte, dem Spiegelbild Ambers, das den Himmel über der Stadt füllt.
    Ich war müde. In zu kurzer Zeit war zuviel geschehen. Sich plötzlich ausruhen zu können, die Stiefel auszuziehen und die Füße abreiben zu dürfen, sich zurückzulehnen und den Kopf abzustützen, und wenn es nur eine steinerne Lehne war, kam mir wie ein Luxus vor und bereitete mir eine geradezu animalische Freude. Ich zog meinen Mantel enger, um die zunehmende Kühle abzuwehren. Ein heißes Bad, eine gute Mahlzeit, ein Bett wären mir jetzt sehr willkommen gewesen. Doch diese Dinge hatten hier oben fast etwas Mythisches. Es genügte mir im Augenblick, mich auszuruhen, meine Gedanken langsamer kreisen, sie wie Zuschauer über die Ereignisse des Tages gleiten zu lassen.
    So viel war geschehen ... doch wenigstens hatte ich jetzt Antworten auf ein paar Fragen. Noch waren nicht alle beantwortet, doch mein Wissensdurst war zunächst gestillt ... Ich hatte jetzt eine Vorstellung davon, was während meiner Abwesenheit geschehen war, ein größeres Verständnis auch der Dinge, die im Augenblick geschahen, und eine Ahnung von einigen Dingen, die geschehen mußten, die ich tun mußte ... Ich spürte irgendwie auch, daß ich mehr wußte, als mir klar war, daß ich schon Puzzleteile besaß, die zu dem vor mir sich abzeichnenden Bild paßten, wenn ich sie nur genügend herumschob, umdrehte oder kreisen ließ. Das Tempo der neuesten Ereignisse, besonders des heutigen Tages, hatte mich keinen Augenblick lang zur Ruhe kommen lassen, so daß ich meine Gedanken nicht hatte sammeln können. Doch schon schienen sich einige dieser Stücke in seltsamem Winkel aneinanderzuneigen ...
    Irgend etwas rührte sich über mir, ein seltsames Hellerwerden der Nachtluft lenkte mich ab. Ich wandte mich um, stand schließlich auf und betrachtete den Horizont. Ein erstes Schimmern machte sich über dem Meer bemerkbar, an dem Punkt, wo der Mond aufgehen würde. Während ich noch hinschaute, erschien ein winziger Lichtbogen. Zugleich hatten die Wolken ihre Position gewechselt, doch nicht so sehr, daß ich mir ernsthaft Sorgen machen mußte. Ich blickte nach oben, doch das große Himmelsphänomen hatte noch nicht begonnen. Trotzdem nahm ich meine Trümpfe zur Hand, blätterte sie durch und legte Benedicts Karte oben auf.
    Die Lethargie war von mir gewichen, und ich verfolgte, wie sich der Mond über dem Wasser ausbreitete und plötzlich eine Lichtbahn über die Wellen warf. Hoch über mir, am Rande meines Blickfelds, schwebte plötzlich ein vager Umriß. Als das Licht zunahm, betonte da und dort ein Funken die Konturen. Die ersten Linien, schwach wie Spinnweben, erschienen über dem Gestein. Ich betrachtete Benedicts Karte, strebte nach Kontakt ...
    Das Bild belebte sich. Ich sah ihn im Saal des Musters stehen, in der Mitte der Linien. Eine helle Lampe schimmerte neben seinem linken Fuß. Er spürte meine Gegenwart.
    »Corwin«, sagte er. »Ist es soweit?«
    »Noch nicht ganz«, sagte ich. »Der Mond geht auf. Die Stadt nimmt allmählich Form an. Es dauert also noch ein bißchen. Ich wollte mich nur vergewissern, ob du bereit bist.«
    »Ich bin bereit«, sagte er.
    »Nur gut, daß du gerade jetzt zurückgekommen bist. Hast du etwas Interessantes erfahren?«
    »Ganelon hat mich zurückgerufen«, sagte er, »sobald er erfuhr, was geschehen war. Da mir sein Plan gut vorkam, bin ich nun hier. Was die Höfe des Chaos angeht, so meine ich tatsächlich, daß ich das eine oder andere festgestellt habe ...«
    »Moment«, sagte ich.
    Die Strahlen des Mondlichts hatten nun ein greifbares Aussehen. Die Stadt über mir war deutlich umrissen. Die Treppe war von Anfang bis Ende sichtbar, wenn auch stellenweise noch ziemlich schwach. Ich streckte die Hand aus, berührte die zweite Stufe,

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