Die Prinzen von Amber
bestätigt wird.«
»Einen Verdacht? Was meinst du?«
»Ich glaube, Vater will den Versuch machen, das Muster zu reparieren. Er hat das Juwel bei sich, und ich habe etwas von dem mitbekommen, was er zu Dworkin gesagt hat. Wenn er den Versuch wagt, wird man es in den Burgen des Chaos in dem Augenblick merken, da er das Muster betritt. Man wird versuchen, ihn daran zu hindern. Deshalb will er vielleicht zuerst losschlagen, um die Leute in Atem zu halten. Nur ...«
»Was?«
»Er wird es nicht überleben. Soviel weiß ich. Ob er nun Erfolg hat oder es nicht schafft, er wird dabei vernichtet werden.«
»Das kann ich kaum glauben!«
»Daß ein König für das Reich sein Leben gibt?«
»Daß Vater es tun würde.«
»Dann hat er sich verändert, oder du hast ihn nie richtig gekannt. Ich bin jedenfalls davon überzeugt, daß er es versuchen wird.«
»Warum schickt er seinen neuesten Befehl dann aber durch jemanden, von dem er weiß, daß wir ihm nicht vertrauen?«
»Um zu zeigen, daß ihr ihr trauen sollt, würde ich sagen
– sobald er den Befehl bestätigt hat.«
»Das scheint mir einigermaßen umständlich zu sein, aber ich stimme dir zu, daß wir ohne diese Bestätigung nichts unternehmen sollten. Kannst du sie uns besorgen?«
»Ich werde es versuchen. Ich melde mich, sobald ich mit ihm gesprochen habe.«
Sie unterbrach den Kontakt.
Ich wandte mich Dara zu, die nur unsere Seite des Gesprächs mitbekommen hatte. »Weißt du, was Vater vorhat?« fragte ich.
»Es hat irgendwie mit der schwarzen Straße zu tun«, antwortete sie. »Soweit hatte ich seine Hinweise verstanden. Was er aber im einzelnen plant oder wie er vorgehen will, hat er mir nicht gesagt.«
Ich wandte mich ab. Ich klopfte meine Karten glatt und steckte sie wieder ein. Die jüngste Wende der Ereignisse gefiel mir nicht. Der Tag hatte einen schlechten Anfang genommen und war seither ausschließlich bergab gegangen. Dabei hatten wir erst frühen Nachmittag. Ich schüttelte den Kopf. Dworkin hatte mir einmal erklärt, welche Folgen ein Reparaturversuch am Muster haben mußte, und das hatte sich ziemlich schrecklich angehört. Was würde geschehen, wenn Vater das Wagnis nicht schaffte und dabei umkam? Wo standen wir dann? Wo wir auch jetzt standen, nur ohne Anführer: vor dem Beginn einer großen Schlacht, und mit dem wiederauflebenden Nachfolgeproblem im Tornister. Die schreckliche Sache würde uns in einem Hinterstübchen unseres Verstandes beschäftigen, während wir in die Schlachten ritten, und wir alle würden unsere kleinen Vorbereitungen treffen für den Kampf gegen die Brüder und Schwestern, sobald der andere Feind geschlagen war. Es mußte einen anderen Weg geben! Es war besser, Vater lebendig auf dem Thron zu wissen, als die Nachfolge-Intrigen wieder aufleben zu lassen.
»Worauf warten wir?« fragte Dara. »Auf die Bestätigung?«
»Ja«, antwortete ich.
Random begann hin und her zu schreiten. Benedict nahm Platz und überprüfte den Verband an seinem Arm. Gérard lehnte an der Kaminumrandung. Ich stand irgendwo im Zimmer und überlegte. Soeben war mir ein Einfall gekommen. Ich schob den Gedanken sofort zur Seite, wurde ihn aber nicht los. Die Vorstellung gefiel mir nicht, was aber mit praktischen Erwägungen wenig zu tun hatte. Allerdings würde ich schnell handeln müssen, ehe ich Gelegenheit fand, mich selbst eines Besseren zu belehren. Nein. Ich würde mich daran halten. Verdammt!
Es regte sich ein Kontakt. Ich wartete ab. Gleich darauf hatte ich erneut Fiona vor mir. Sie befand sich an einem mir bekannten Ort, den ich gleichwohl erst nach wenigen Sekunden erkannte: Dworkins Wohnzimmer hinter der dicken Tür hinten in der Höhle. Vater und Dworkin waren bei ihr. Vater hatte seine Ganelon-Rolle aufgegeben und zeigte wieder die alte Gestalt. Er trug das Juwel.
»Corwin«, meldete sich Fiona. »Es stimmt. Vater hat den Angriffsbefehl über Dara ausgeschickt und war auf unsere Bitte um Bestätigung gefaßt. Ich ...«
»Fiona, hol mich durch!«
»Was?«
»Du hast mich verstanden. Mach schon!«
Ich streckte die rechte Hand aus. Sie hob den Arm, und wir berührten uns.
»Corwin!« rief Random. »Was ist los?«
Benedict war aufgesprungen. Gérard kam bereits auf mich zu.
»Das werdet ihr bald erfahren«, antwortete ich und trat vor.
Ehe ich losließ, drückte ich ihr die Hand und lächelte.
»Vielen Dank, Fiona. Hallo, Vater! Hallo, Dworkin! Wie geht´s denn so?«
Sofort blickte ich zu der dicken Tür hinüber und sah, daß
Weitere Kostenlose Bücher