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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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dass das Vertrauen zwischen
ihnen gebrochen war, dass er erniedrigt und gedemütigt wurde? Falls er
überhaupt jemals heiraten sollte, was er bezweifelte, dann würde er sich das
Mädchen allein aussuchen – so viel stand fest. »Ich will sie nicht heiraten.
Das ist alles«, sagte er. »Die Entscheidung liegt bei mir. Das waren deine
Worte.«
    »Du hast keine
Ahnung, was zu deinem Besten dient«, zischte sein Vater. Seine Enttäuschung
stand ihm so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass er seinem Sohn sogar Leid
tat. Aber das machte die Sache auch nicht besser.
    »Deshalb brauchst du
uns doch nicht zu verlassen«, flehte ihn die Mutter an.
    Aber er tat es
dennoch, auch wenn er weder in diesem Moment, noch zu irgendeinem späteren
Zeitpunkt erklärte, weshalb.
    Und so war er nach Dyflin
gekommen. Inzwischen wohnte er bereits seit einem Jahr bei Morann Mac Goibnenn.
Er hatte sich in der Bootswerft als so nützlich erwiesen, dass er bis zum
Werkmeister aufgestiegen war. Man wusste, dass er der Erbe eines großen
Bauernhofs in Fingal war; aber er begab sich nur selten dorthin, und es hieß,
er habe mit seinem Vater nicht das beste Verhältnis. Er arbeitete hart, war ein
guter Arbeitskollege, aber obwohl er sich in der Gesellschaft von Frauen
durchaus wohl zu fühlen schien, sah man ihn nie mit einer ausgehen.
    *
* *
    Der
Sonnenuntergang sandte bereits seine rote Glut über das Wasser, als Harold und
Morann das große Wikingerschiff verließen und noch einen kurzen Bummel über den
Holzquai machten, wo noch andere Langschiffe vertäut waren. Jenes, das die
Sklaven aus Bristol gebracht hatte, war gerade mit riesigen Ballen von Fellen
und Wolle beladen worden. Die beiden jungen Männer setzten ihren Weg fort und
gelangten zu der Kreuzung , die zur Fish Shambles führte.
    »Erinnerst du dich an
mich?«
    Stutzend blickte
Morann dem schwarzhaarigen jungen Mann ins Gesicht, der lässig an einem der
Ballen lehnte, über die sie benähe gestolpert wären. Er trug einen dunklen
Umhang, der ihm bis zu den Knien reichte. Sein Ledergürtel war so eng
geschnallt, dass er unter dem Mantel deutlich einen schlanken und muskulösen
Körper erahnen ließ. Sein schwarzer Kinnbart war über der Brust zu einer
schartigen Spitze getrimmt. Der Kunstschmied fragte sich verwundert, wer er
wohl sein mochte.
    »Immer noch ein
Krüppel, wie ich sehe.«
    Harold war jäh stehen
geblieben, und auch Morann blieb stehen.
    »Ich bin zufällig
gerade nach Dyflin gekommen.« Er lehnte lässig an den großen Frachtkörben und
war offenbar ohne Schutz, als könnte ihm von dem Mann, den er gerade
beleidigte, keine größere Gefahr drohen als von einer vorübersummenden Fliege.
    »Guten Abend,
Sigurd«, sagte Harold mit einer Gelassenheit, die den Kunstschmied überraschte.
»Dann bist du also wegen deines Schwurs gekommen?«
    »Eigentlich hatte ich
daran gedacht«, sagte der Fremde kalt. »Aber ich denke, ich warte lieber noch.«
    »Als ich dich vor mir
sah, wusste ich, dass mir keine Gefahr droht«, bemerkte Harold. »Denn wie ich
höre, greifen die Männer aus deiner Familie nur von hinten an.«
    Nur für einen
Augenblick schien es Morann, als sei der Fremde zusammengezuckt. Seine Hand
fuhr – vielleicht unbewusst – zu dem Dolch an seinem Gürtel. Aber obwohl seine
langen Finger ihn flüchtig umspannten, streckten sie sich sofort wieder aus,
und seine Hand sank zurück an sein Bein.
    »Ich habe
Erkundigungen über dich eingeholt«, bemerkte er. »Und ich bin wirklich sehr
enttäuscht. Anscheinend hast du überhaupt keine Frau. Was meinst du: Könnte der
Grund dafür sein, dass du ein Krüppel bist?«
    Nun platzte Morann
der Kragen.
    »Ich kann mir nicht
vorstellen, dass sich irgendeine Frau außer einer Hure nach dir umdreht, du
schwarzes Stück Dreck«, knurrte er.
    »Ach, sieh da, der
Juwelier.«
    Der Fremde machte
eine leichte Verbeugung in seine Richtung. »Ein ehrenwerter Mann. Mit Euch,
Morann Mac Goibnenn, hab ich keine Rechnung zu begleichen. Weiß er eigentlich«,
fragte er Harold dann, »wer ich bin?«, und als Harold den Kopf schüttelte,
sagte er, »das hab ich mir gedacht.«
    »Ich könnte dich
jetzt sofort zum Kampf fordern«, sagte Harold leichthin. »Es hat keinen Zweck,
dass ich sage, ich fordere dich morgen früh zum Kampf; denn als wir dies das
letzte Mal vereinbarten, ist dein Großvater feige geflüchtet.«
    »Aber eigentlich«,
meinte der dunkelhaarige Kerl nachdenklich, »finde ich, dass es mir mehr Spaß
machen würde, dich zu

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