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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Glendalough verrichtet. Und am Ende war er zu
dem Schluss gelangt, dass ihm nichts anderes mehr übrig blieb als sich
einzugestehen, dass seine Liebe zu Caoilinn, der kleine Ring, den er immer noch
aufbewahrte, und seine Gedanken an sie nichts als eitle Selbsttäuschung waren.
Als der entscheidende Moment kam, wo er bei ihr hätte sein sollen, hatte er
schändlich versagt. Unwillkürlich schüttelte er den Kopf.
    * * *
    Er hatte nicht einmal
bemerkt, dass sie unterdessen weitergeredet hatte. Sie sprach jetzt von ihrer
Heirat.
    »Ich
war damals sehr wütend gewesen«, gestand sie, »aber mit der Zeit wurde mir
bewusst, dass du Recht hattest. Wir sind heute recht glücklich, finde ich. Du
hast getan, was du tun musstest. Du hast dich entschieden.«
    Ja,
dachte er, das war es. Er hatte die ganzen Jahre über Möglichkeiten gehabt,
sich zu entscheiden, und jedes Mal hatte er sich entschieden, fortzugehen. Sich
entschieden, sie im entscheidenden Moment allein zu lassen. Und wenn solche
Entscheidungen einmal getroffen waren, dann gab es kein Zurück mehr. Nie gab es
ein Zurück.
    »Ich
komme nicht nach Dyflin zurück«, sagte er. »Ich kann nicht zurück.«
    »Wie
schade«, sagte sie. »Ich werde dich vermissen.«
    Kurz
danach nahm er Abschied von ihr. Als er bereits im Gehen war, fragte er sie:
»Glaubst du, dass du noch einmal heiraten wirst?«
    »Ich
weiß es nicht«, sagte sie und lächelte, »aber ich hoffe.«
    »Hast
du schon jemanden im Auge.«
    »Noch
nicht.« Sie lächelte wieder, aber diesmal ganz vertraulich. »Aber ich tu, was
mir Spaß macht, und werde mir schon einen aussuchen.«
    * * *
    Harold hatte schon
seit Jahren nicht mehr an Sigurd, den Dänen, gedacht. Selbst damals, in der
Zeit der Schlacht von Gien Mama, war der Mann nicht aufgetaucht; und angesichts
der peinlichen Lage, in die er damals geraten war, weil er sich getäuscht
hatte, war Harold sogar noch weniger gewillt, noch weitere Gedanken an diesen
Kerl zu verschwenden. Er nahm an, dass der Däne ihn im Laufe der Jahre ohnehin
vergessen hatte.
    Und
die Jahre hatten es mit Harold gut gemeint. In Dyflin und Fingal hatte Frieden
geherrscht. Brian Boru hatte seine hochfliegenden Pläne verwirklicht. Zwei
Jahre nach der Unterwerfung von Dyflin hatte das Oberhaupt der stolzen O’Neills
ihn als Hochkönig über das ganze Land anerkannt, obwohl man ihn als Haupt des
mächtigen O’Neill–Clans weiterhin den König von Tara nannte. Die nördlichen Häuptlinge
von Connacht und Ulster hatten auf diese Entwicklung mit Missgunst reagiert,
aber Brian war ihnen zu Leibe gerückt und hatte auch sie gefügig gemacht.
Klugerweise hatte er eine Wallfahrt zu der berühmten Kirche von Sankt Patrick
in Armagh unternommen und sich mit einem prächtigen Geschenk aus purem Gold den
Segen der dortigen Priester gesichert. Unterdessen hatte Harold im friedlichen
Fingal und dem geschäftigen Hafen von Dyflin die Freuden eines ständig
zunehmenden Wohlstands genossen.
    Erst
ein Jahrzehnt später setzte ein jäher Verlust Harolds Glück ein Ende: Im Jahr
1011 war Astrid, die mehr als zwanzig Jahre lang seine Frau gewesen war,
gestorben. Obwohl er sich um der Kinder willen zwang, wie gewohnt seinen
Geschäften nachzugehen, hatte ihn aller Mut verlassen. Fast wie ein
Schlafwandler war er durch jenes Jahr geirrt, und nur dank der Liebe seiner
Kinder war er nicht in völliger Verzweiflung versunken. Erst der Frühling
konnte seine Lebensgeister neu erwecken. Spät im April begab er sich für eine Weile
zu seinem Freund Morann nach Dyflin.
    * * *
    Caoilinn hatte ihn
eines Nachmittags im April erblickt. Sie war gerade zu Besuch bei ihrer Familie
in Dyflin; sie hatte mit der Frau ihres Bruders einen Ausflug zum Thingmount
gemacht, und sie befanden sich gerade auf dem Weg durch Hoggen Green, als sie
aus der Richtung des Langen Steins im Watt draußen zwei Reiter auf sich
zukommen sahen. Sie erkannte, dass der eine Morann Mac Goibnenn war. Der andere
war eine hoch gewachsene Gestalt auf einem prächtigen Pferd. Sie fragte ihre
Schwägerin, wer dieser Mann war.
    »Das
ist Harold, der Norweger. Er besitzt ein großes Bauerngehöft in Fingal.«
    »Ein
schmucker Bursche«, meinte Caoilinn. Sie erinnerte sich, dass sie ihm als Kind
schon einmal im Beisein von Osgar begegnet war. Obwohl er nicht mehr der
Jüngste war, sah sie, dass sein Haar noch rot und nur hie und da von grauen
Strähnen durchzogen war und dass er etwas angenehm Kraftvolles und Gesundes
ausstrahlte.
    »Er
hat ein lahmes

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