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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Sicherheit wiegen.
Aber wie man die Sache auch betrachtete, sie erhöhte damit ihren Preis. Wenn er
sie liebte, konnte er diesen Preis natürlich zahlen und einfach darüber lachen.
Aber wenn sie einmal ein Spiel dieser Art mit ihm spielte, könnte sie es dann
nicht noch öfter tun? Inzwischen war er alt genug, um zu wissen, dass die Ehe,
so subtil das Spiel sein mochte, ein Machtspiel war; und er war sich nicht
sicher, ob ihm die Art, wie sie ihre Macht ausspielte, gefiel. Indem er eine
Woche lang wartete, brachte er sein Missfallen zum Ausdruck und gab ihr eine
Chance, sich zurückzunehmen.
    Aber
wenn sie es nicht tat? Was würde er dann machen? Hatte er wirklich die Absicht,
sie nur wegen ihres Gottes aufzugeben?
    Ende
Juni ritt er wieder nach Rathmines. Er wusste nicht, ob er ihr anbieten würde,
sich taufen zu lassen, und ob er heiraten würde oder nicht. Als er sich dem
hohen Erdwall– und Palisadenzaun ihres Rath näherte, hatte er keinen anderen
Plan als den, zu beobachten, zuzuhören, seinem Instinkt zu folgen und zu sehen,
was geschehen würde. Schließlich, sagte er sich, während er zum Eingang
hinaufritt, kann ich immer noch umkehren und an einem anderen Tag wiederkommen.
    Caoilinn
begrüßte ihn strahlend. Sie führte ihn hinein, ein Sklave brachte ihm einen
Krug Met. Sie sagte ihm, wie glücklich sie sei, dass er gekommen war. Lag etwas
Neues, etwas geradezu Respektvolles in ihrer Art? Er hatte das Gefühl, dass es
so war.
    »Oh,
Harold, Sohn des Olaf«, sagte sie, »ich bin so erleichtert, dass Ihr gekommen
seid. Ich habe mich so sehr geschämt, wie anmaßend – ja, wirklich, anmaßend – ich Euch gegenüber
war, als wir uns das letzte Mal trafen.«
    »Das
war überhaupt nicht anmaßend«, sagte er.
    »Oh,
und ob es das war«, unterbrach sie ihn ernst. »Wo Ihr mir doch die Ehre –
jawohl, die Ehre – bereitet habt, mir dieses Angebot zu
machen. Und ich erwarte nie im Leben, dass Ihr es nun wiederholen werdet. Aber
dass ich es überhaupt gewagt habe, einem Mann, vor
dem ich so viel Achtung habe, Bedingungen zu stellen…«
    »Euer
Gott ist eben wichtig für Euch.«
    »Das
stimmt. Natürlich. Und weil ich glaube, dass Er der wahre Gott ist, wollte ich
unbedingt, dass auch Ihr… Ich werde gewiss nicht leugnen«, sie wagte es, ganz
sanft seinen Arm zu berühren, »dass ich überglücklich wäre, wenn Ihr auch zum
wahren Glauben finden würdet. Aber das ist keine Entschuldigung für die Art,
wie ich mich benommen habe. Schließlich bin ich kein Priester.« Sie hielt einen
Moment inne. »Das wollte ich Euch unbedingt sagen und Euch um Verzeihung
bitten.«
    »Das
ist freundlich und edelmütig von Euch«, antwortete er mit einem Lächeln.
    »Das
ist lediglich der Respekt, der Euch gebührt, nichts weiter«, sagte sie und
legte ihm wieder ihre Hand auf den Arm. Sie wartete eine Weile, dann sagte sie:
»Und das ist noch nicht alles.« Sie führte ihn zu einem Tischchen, auf dem
etwas lag, das jedoch von einem Tuch verhüllt war. Er nahm an, dass es sich um
einen Teller mit Speisen handelte, und sah ihr zu, wie sie das Tuch vorsichtig
fortzog. Aber statt Speisen erblickte er eine Anordnung von kleinen festen
Gegenständen, die im gedämpften Licht des Hausinneren funkelten. Und als er
näher herantrat, war er sprachlos vor Überraschung.
    Es
war ein Schachspiel. Ein prachtvolles Schachspiel, die Figuren aus Knochen
geschnitzt, mit Silber beschlagen und aufgestellt auf einem Brett aus poliertem
Holz. Er erinnerte sich, dass er so etwas schon einmal gesehen hatte – und zwar
in Moranns Werkstatt.
    »Es
ist für Euch«, sagte Caoilinn. »Ein Zeichen meines Respekts, denn ich weiß«,
fügte sie hinzu, »dass Ostmänner gerne Schach spielen.«
    Tatsächlich
hatten die marodierenden Händler der Wikinger eine Vorliebe für diesen
geistigen Zeitvertreib entwickelt, wohl auch deswegen, weil die geschnitzten
Schachfiguren häufig Objekte von kostbarem Wert waren. Obwohl Harold selbst nur
selten dieses Spiel spielte, war er gerührt, dass Caoilinn sich wegen ihm eine
solche Mühe gemacht hatte.
    »Ich
wollte unbedingt, dass Ihr auch eines besitzt«, sagte sie, und er wusste kaum,
was er darauf erwidern sollte.
    Natürlich
war ihm klar, dass sie ihn damit ausmanövriert hatte. Er vermutete, dass sie
insgeheim wettete, dass er, um ihr zu gefallen, früher oder später zum Glauben
der Christen übertreten würde. Und er nahm an, dass er es wahrscheinlich tun
würde. Indem sie das Thema zuerst aufgebracht und dann

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