Die Prinzen Von Irland
denn beliebte.
Sie eilten nicht
herbei. Einem abgesetzten Provinzoberhaupt einer Insel im westlichen Meer zu
Hilfe zu kommen, war nicht besonders reizvoll. Doch einer von König Heinrichs
Großgrundbesitzern – Richard FitzGilbert, der Earl of Pembroke, der aufgrund
seines Könnens im Bogenschießen als »Strongbow« bekannt war – traf den
Verbannten und zeigte sich interessiert. Strongbow besaß große Ländereien in verschiedenen
Teilen des Plantagenet–Reichs, doch die in Südwestwales waren unter Druck
geraten. Es war klar, dass König Diarmait bereit war, ihn seinen Preis nennen
zu lassen.
»Ihr könntet meine
Tochter ehelichen und mein gesamtes Königreich erben«, schlug er aufs
Geratewohl vor. Da Diarmait Söhne hatte und im Augenblick nicht einmal über
einen Bruchteil seines ehemaligen Königreichs herrschte, war dieses Angebot
ungefähr genauso viel wert wie sein Vasallenschwur gegenüber dem Plantagenet–Monarchen.
Doch Strongbow sagte dem irischen König, er solle im Gebiet von Südwales, dessen
Lehensherr er war, Männer rekrutieren. Vielleicht ließesich
ein Kontingent zusammenstellen, das als Vorhut dienen könne. Und sollten sie
alle getötet werden, dachte er insgeheim, spielte es keine große Rolle.
Es war Peters großes
Glück, dass Doyle an jenem Tag dem Earl of Pembroke begegnete, der auf einer
seiner regelmäßigen Besuchstouren im großen Hafen war, der recht nah an seinen
Ländereien lag. Strongbow hatte einer Gruppe von Kaufleuten vom Wunsch des
irischen Königs erzählt, in der Region ein Heer auszuheben.
»Ich habe gerade
einen jungen Mann zu Besuch, den Sohn eines Freundes, der vielleicht mit Euch
ziehen würde«, sagte der Bristoler Kaufmann. »Ich weiß gar nicht recht, was ich
mit ihm anfangen soll.«
»Schickt ihn zu ihm«,
antwortete Strongbow. »Sagt Diarmait, ich habe ihn ausgewählt.«
Und so kam es, dass
Peter FitzDavid zusammen mit König Diarmait von Leinster und einem Heer ausgesuchter
Männer an diesem sonnigen Herbsttag in Wexford von Bord ging.
* * *
Nun wurden die Pferde an Land gebracht. Von
seinem Platz am Strand hatte Peter eine gute Sicht auf König Diarmait, der bereits
auf ein Pferd gestiegen war, und auf Lord de la Roche, den flämischen Edelmann,
der den Einsatz leitete. Sie waren etwas entfernt von der Stadt Wexford an Land
gegangen. Roche hatte bereits als Vorsichtsmaßnahmen einen Verteidigungstrupp
aufgestellt, doch bisher war niemand aus der Stadt gekommen, um sie anzugreifen.
Es war ein kleiner Hafen mit bescheidenen Schutzwällen, nicht unähnlich denen, die
er aus Südwales kannte. Im Vergleich mit einer richtigen Burg oder einer großen
Stadt wie Bristol war das nichts: Sie würden sie mit Leichtigkeit einnehmen.
Unterdessen konnte Peter nichts anderes tun als warten.
»Also auf
Wiedersehen.« Sein Freund verabschiedete sich. Während die Soldaten ihr Lager
aufschlugen, war es für ihn an der Zeit aufzubrechen. Auf ihrer gemeinsamen
Reise hatte Peter Grund genug gehabt, dem jungen Vater Gilpatrick sehr dankbar
zu sein. Der Priester war zwar nur fünf Jahre älter als er, aber er wusste so
viel mehr. Er hatte die letzten drei Jahre im berühmten englischen Kloster in
Glastonbury, südlich von Bristol, verbracht und kehrte nun nach Dublin zurück,
wo sein Vater ihm eine Stellung beim Erzbischof verschafft hatte. Er war auf
das Schiff nach Wexford gestiegen, weil er die Küste entlang nach Glendalough
reisen wollte, um eine Weile in der dortigen heiligen Stätte zu verbringen, ehe
er in Dublin eintraf.
Als der freundliche
Priester gesehen hatte, dass Peter jung und womöglich einsam war, hatte er viel
Zeit mit ihm verbracht, hatte alles von ihm erfahren und ihm im Gegenzug alles
über seine Familie, Irland und seine Gebräuche erzählt.
Beeindruckend, was er
alles gelernt hatte. Von Kindesbeinen an hatte er Irisch und die nordischen
Sprachen beherrscht und war auch ein guter Lateinschüler gewesen. Und während seiner
Zeit in Glastonbury in England hatte er sich mit Englisch und dem normannischen
Französisch vertraut gemacht.
»Ich könnte wohl ein latimer sein – so nennen wir Kirchenleute einen
Übersetzer«, hatte er mit einem Lächeln gesagt.
»Wahrscheinlich bist
du besser als König Diarmaits Übersetzer Reagan«, hatte Peter bewundernd
gemeint.
Gilpatrick war über
dieses Kompliment nicht wenig erfreut.
Er versicherte Peter,
dass er das Keltische, das die Iren sprachen, ohne allzu große Schwierigkeiten
lernen würde. »Die
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