Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
sind
Ostmänner. Und für die da«, er schaute zurück nach Wexford, »gibt es nicht genug
von ihnen. Nächstes Jahr werden die meisten von ihnen tot sein.«

2
 ~ 1170 ~
    »Du wirst doch heute keine Dummheiten
machen?« Die fünfzehnjährige Una schaute ihre Freundin nervös an. Es war ein
warmer Maimorgen, und es sollte ein wunderschöner Tag werden.
    »Warum sollte ich
etwas Dummes tun, Una?«, fragte sie mit großen, unschuldigen, lachenden grünen
Augen.
    Weil du es immer
tust, dachte Una; doch stattdessen sagte sie: »Dieses Mal meint er es wirklich
ernst, Fionnuala. Er wird dich zu deinen Eltern zurückschicken. Willst du das
etwa?«
    »Du wirst auf mich
aufpassen.«
    Ja, dachte Una, das
tue ich doch immer. Und vielleicht sollte ich es nicht tun. Fionnuala war
liebenswert, denn sie war lustig und hatte ein gutes Herz – wenn sie nicht
gerade mit ihrer Mutter stritt –, und in ihrer Nähe schien das Leben freundlicher
und aufregender zu sein, da man nie wusste, was als Nächstes geschehen würde.
Doch wenn ein so gütiger Mann wie Ailred the Palmer die Geduld verlor…
    »Ich werde brav sein,
Una. Ich verspreche es.«
    Nein, das wirst du
nicht, hätte Una schreien können. Du wirst es keinesfalls sein. Und wir wissen
es beide. »Sieh doch, Una«, rief Fionnuala plötzlich. »Äpfel.« Und mit wehendem
langem, dunklem Haar rannte sie über den kleinen Marktplatz auf einen Obststand
zu.
    * * *
    Wie konnte sich
Fionnuala nur so benehmen? Vor allem wenn man in Betracht zog, wer ihr Vater
war. Die Ui Fergusa hatten bereits vor langer Zeit die Macht im Land verloren, doch
die Leute schauten noch immer respektvoll zu ihnen auf. Ihr kleines Kloster am
Hang über dem dunklen Teich war zwar vor einiger Zeit aufgelöst und die Kapelle
zu einer kleinen Pfarrkirche für die Familie und deren Angehörige gemacht
worden; doch Fionnualas Vater, Conn der Priester, genoss immer noch hohes
Ansehen. Aufgrund seiner ehemaligen Position und wegen des Lands seiner
Vorväter in der Gegend behandelte ihn der König von Dublin ebenso wie der
Erzbischof mit freundlicher Höflichkeit. Una hatte immer Ehrfurcht vor ihm
wegen seiner hoch gewachsenen, stattlichen Gestalt und seiner würdevollen Art
zu sprechen. Auch war sie sich sicher, dass er sehr gutherzig war. Sie konnte
sich nicht vorstellen, dass er Fionnuala schlecht behandelte. Wie konnte
Fionnuala nur daran denken, etwas zu tun, das ihn enttäuschte?
    Zugegeben, mit ihrer
Mutter standen die Dinge anders. Sie und Fionnuala hatten immer Streit. Sie
wollte, dass ihre Tochter etwas Bestimmtes tat; und Fionnuala wollte etwas
anderes tun. Doch Una war sich unsicher, ob sie die Mutter für die dauernden
Auseinandersetzungen verantwortlich machen sollte. »Wenn ich deine Mutter wäre,
würde ich dir einen Klaps geben«, hatte sie des Öfteren zu ihrer Freundin
gesagt. Vor zwei Jahren hatten die Auseinandersetzungen in der Familie ein
solch übles Ausmaß angenommen, dass vereinbart worden war, Fionnuala solle
während der Woche bei Ailred dem Palmer und seiner Frau leben. Und nun hatte
sogar Ailred von ihr genug.
    Dabei konnte man sich
kaum eine nettere Familie vorstellen. Jeder in Dublin liebte den reichen
Nordländer, dessen Familie das große Gehöft in Fingal so lange gehört hatte.
Seine Mutter stammte von einer Sachsenfamilie ab, die England nachder normannischen Eroberung verlassen hatte, und sie hatte ihm
den englischen Namen Ailred gegeben; doch sie hatte blaue Augen wie ihr Mann,
und Ailred sah genauso aus wie seine rothaarigen norwegischen Vorfahren. Er war
großzügig und entgegenkommend. Und er war religiös.
    Die Iren waren schon
immer zu heiligen Stätten gepilgert, von denen es etliche in Irland gab. Und
überquerten sie das Meer, reisten sie vielleicht sogar bis zum großen Schrein
des heiligen Jakobus im spanischen Compostela. Doch nur wenige, sehr wenige,
hatten den gefährlichen Weg ins Heilige Land gewagt, und hatten sie erst einmal
Jerusalem erreicht, betraten sie die Heilige Stadt mit einem Palmzweig in der Hand.
Bei seiner Rückkehr wurde ein solcher Pilger als »Palmer« bezeichnet. Ailred
hatte diese Reise unternommen.
    Und es schien, als
habe Gott ihn belohnt. Er besaß nicht nur das große Gehöft in Fingal, sondern
noch weitere Ländereien. Er hatte eine Frau, die ihn liebte. Aber dann war ihr
einziger Sohn Harold auf Pilgerreise gegangen, so hieß es, und war nicht
zurückgekehrt. Fünf Jahre waren seitdem vergangen. Keine einzige Nachricht von
ihm; und

Weitere Kostenlose Bücher