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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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gelächelt und geantwortet: »Es sind traditionelle Weisen. Du hast die
Seele Irlands gehört.«
    Der junge Priester
ging jetzt in Wexford rasch von dannen. Peter schaute ihm nach, bis er seinem
Blick entschwand, dann blieb er an der Küste stehen und beobachtete die Pferde,
sah hin und wieder zu den Bergen, die sich in der Ferne erhoben, und dachte bei
sich, dass dieser Ort seinem heimischen Wales nicht so unähnlich war.
Vielleicht, überlegte er, werde ich glücklich, wenn ich mich hier niederlasse.
Sollte sich die Gelegenheit ergeben, würde er dem Priester und seiner Familie in
Dublin sicher einen Besuch abstatten.
    Eine halbe Stunde
später sah er zu seiner Überraschung seinen Freund wiederkommen. Der Pater
strahlte übers ganze Gesicht. Neben ihm ritt auf einem kleinen, aber robusten
Pferd ein sonderbarer Mann: Er hatte einen langen grauen Bart; auf dem Kopf
trug er eine Haube, die ihm bis auf die Brust reichte; und er hatte ein weites
Hemd an, das nach seiner Reise nicht mehr ganz sauber war, und wollene
Beinkleider mit Füßlingen. Er ritt auf dem bloßen Rücken des kleinen Pferds,
ohne Sattel, ohne Steigbügel und Sporen, und schien das Pferd durch leichte
Schläge mit einem krummen Stab zu dirigieren.
    »Peter«, sagte der
Priester stolz, »das ist mein Vater.«
    Peter FitzDavid
starrte den Mann an, den er eher für einen Schäfer als für einen Kirchenmann
gehalten hätte, zumal er keinerlei klerikale Kluft trug. Sollte er nicht ein
großer Landbesitzer sein? Er sah völlig anders aus als die Lords, die Peter bisher
gesehen hatte. Womöglich war Gilpatricks Vater ein Exzentriker der besonderen
Art.
    Er grüßte den älteren
Mann voller Respekt, und der Ire richtete einige Worte in seiner Heimatsprache
an ihn, die Peter nur halb verstand; ihr Gespräch verebbte, und es war eindeutig,
dass Gilpatricks Vater aufbrechen wollte. Als sie sich aufmachten, zupfte der Priester
Peter am Arm.
    »Das Aussehen meines
Vaters hat dich überrascht.« Er lächelte amüsiert.
    »Mich? Nein.
Überhaupt nicht.«
    »Doch. Ich habe dein
Gesicht gesehen.« Er lachte. »Vergiss nicht, Peter, ich habe in England gelebt.
Hier in Irland wirst du viele Männer wie meinen Vater finden. Doch er hat das Herz
am rechten Fleck.«
    »Natürlich.«
    Er lächelte. »Warte,
bis du meine Schwester siehst.« Dann ging er davon.
    * * *
    »Also?« Gilpatrick wartete, bis sie in
einiger Entfernung vom Wexforder Hafen waren, um seinen Vater nach seiner
Meinung zu fragen.
    »Zweifellos ein
netter junger Mann«, meinte sein Vater.
    »Das ist er«, stimmte
der Priester zu. Er sah seinen Vater an, um zu sehen, ob der alte Mann noch
mehr sagen wollte.
    »Ich dachte«, wagte
sich Gilpatrick vor, »Peter würde vielleicht gerne Fionnuala kennen lernen.«
    Dieser Vorstoß wurde
mit einem solch langen Schweigen beantwortet, dass Gilpatrick nicht einmal
sicher war, ob sein Vater ihn gehört hatte, doch er wusste, dass es besser war,nicht weiterzubohren; so ritten sie ein Stück des Weges schweigend
weiter. Schließlich sprach sein Vater:
    »Es gibt Dinge über
deine Schwester, die du nicht weißt.« Gilpatrick hielt es für besser, das Thema
zu wechseln, und so fragte er seinen Vater, warum er hergekommen sei.
    »Ein Schiff aus
Bristol hat letzte Woche in Dublin angelegt. Es hieß, Diarmait habe auf seinem
Weg nach Wexford angefangen, Männer in Wales zu rekrutieren. Das wollte ich mir
ansehen. Darum bin ich hierhergekommen.«
    Gilpatrick sah seinen
Vater scharf an.
    »Du wolltest sehen,
ob König Diarmait sein Königreich zurückerlangen kann.«
    »Hast du Diarmait auf
deinem Schiff gesehen?«, fragte sein Vater zurück.
    »Ja.«
    »Hast du mit ihm
gesprochen?«
    »Ein wenig.«
    Der alte Mann schwieg
einen Moment.
    »Er ist ein
schrecklicher Mann«, sagte er traurig. »Viele in Leinster haben nicht bedauert,
ihn gehen zu sehen.«
    »Bist du beeindruckt
von dem, was du gesehen hast?«
    »Diese Schiffe?« Sein
Vater schürzte die Lippen. »Er wird mehr Männer brauchen, wenn er auf den
Hochkönig trifft. O’Connor ist stark.«
    »Vielleicht werden
noch mehr kommen. Der König von England steckt hinter dieser Sache.«
    »Heinrich II.? Er hat
nur die Erlaubnis gegeben. Das ist alles. Der König muss über ganz andere Dinge
nachdenken. Irische Könige haben jahrhundertelang Krieger von der anderen Seite
des Meeres angeheuert, Ostmänner, Waliser und Männer aus Schottland. Manche
bleiben, andere gehen. Sieh doch Dublin. Die Hälfte meiner Freunde

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