Die Prinzen Von Irland
sagte Gilpatrick. »Aber es bleibt noch viel zu tun.«
»Du findest, meine
Stellung müsse reformiert werden?«
»Es wäre schwierig,
sie außerhalb Irlands zu verteidigen«, sagte Gilpatrick ruhig.
»Bisher hat der
Erzbischof keine Einwände erhoben.«
»Das stimmt, Vater«,
erwiderte nun Gilpatrick. »Und solange der Erzbischof keine Einwände erhebt,
werde ich kein Wort dazu sagen.«
Sein Vater schaute
ihn an. Auf den ersten Blick wirkte Gilpatrick versöhnlich. War seinem Sohn
bewusst, fragte sich Conn, wie gönnerhaft diese Antwort war? Er spürte einen Anflug
von Ärger. Sein Sohn tolerierte seine Stellung als Priester nur so lange, bis
der Erzbischof sie in Frage stellte. Dies beleidigte ihn, die Familie und ganz
Irland. Er fühlte sich, als müsse er um sich schlagen.
»Allmählich verstehe
ich, was du dir für die Kirche wünschst, Gilpatrick«, sagte sein Vater mit
gefährlicher Freundlichkeit.
»Und was ist das,
Vater?«
Der alte Mann blickte
ihn kalt an. »Noch einen englischen Papst.«
Gilpatrick zuckte
zusammen, zwar nur unmerklich, aber viel sagend. Die katholische Kirche hatte
im letzten Jahrzehnt zum ersten und einzigen Mal in ihrer langen Geschichte
einen englischen Papst gehabt. Hadrian IV. war nicht sonderlich bemerkenswert,
doch zumindest für die Iren hatte er etwas getan, so dass er ihnen in
Erinnerung blieb.
Er hatte einen
Kreuzzug gegen Irland empfohlen.
Dies war kurz nach
seinem Amtsantritt, als König Heinrich II. von England eine Invasion der
westlichen Insel in Betracht gezogen hatte. Papst Hadrian hatte, entweder um
dem englischen König eine Freude zu machen oder weil er von Heinrichs Gesandten
über den Zustand der irischen Kirche falsch unterrichtet worden war, einen
Brief geschrieben, in dem er dem englischen König mitteilte, er erfülle einen
nützlichen Dienst, wenn er die Insel einnehme, da er »die christliche Religion
mehre«.
»Was kann man von
einem englischen Papst erwarten?«, hatten Männer wie Gilpatricks Vater gefragt.
Doch obwohl Papst Hadrian sein Leben längst ausgehaucht hatte, war sein Brief
noch immer in schmerzlicher Erinnerung. »Wir, die Erben des Sankt Patrick, wir,
die wir den christlichen Glauben und die Schriften des alten Rom lebendig
gehalten haben, als der größte Teil der Welt unter die Barbaren fiel, wir, die
wir den Sachsen ihre Bildung gegeben haben, sollen uns von den Engländern eine
Lektion in Christentum erteilen lassen?« So ereiferte sich Gilpatricks Vater
jedes Mal, wenn das Thema aufkam.
Papst Hadrians Brief
war natürlich ein Frevel gewesen; das wollte Gilpatrick nicht in Abrede
stellen. Aber das war nicht wirklich der Punkt. Das wahre Problem war
umfassender.
»Du sprichst so, als
gäbe es so etwas wie eine unabhängige irische Kirche, Vater. Aber es gibt doch
nur eine Kirche, und die ist universal. Das ist ihre große Stärke. Der Papst,
der Nachfolger des heiligen Petrus, beherrscht die ganze Christenheit
unter dem Himmel. Es darf nur eine einzige wahre Kirche geben. Es kann nicht
anders sein.«
»Etwas möchte ich
dich jetzt mal fragen«, sagte der Vater. »Hast du eine Abschrift von Papst
Hadrians Brief gesehen, in dem er dem König sagt, er solle ruhig nach Irland
kommen?«
»Ich glaube, ja.« Der
Brief war weit und breit bekannt geworden.
»Welche Bedingung
stellt der Papst? Was muss der König von England tun, um einen Segen für seine
Eroberung zu erhalten? Es wird nicht nur ein Mal, sondern zwei Mal erwähnt«,
sagte er grimmig.
»Nun ja, da ist die
Steuerfrage, natürlich…«
»Ein Penny soll von
jedem Haushalt im Land erhoben und jedes Jahr nach Rom geschickt werden. Der
Petrusgroschen!«, schrie der alte Mann. »Das Geld wollen sie, Gilpatrick. Das Geld.«
»Vater, es ist doch
nur recht und billig, dass…«
»Petrusgroschen!« Der
alte Mann hob die Hand und schaute seinen Sohn so erzürnt an, dass Gilpatrick
sich beinahe vorstellen konnte, ein graubärtiger Druide aus der Vorzeit mache
ihm Vorhaltungen. »Petrusgroschen.«
Wenig später standen
sie beide vor dem Thingmount, wo Fergus begraben lag, und der Alte deklarierte
feurig: »Du wirst zu Lorcans Hochzeit kommen, Gilpatrick, denn er ist dein Bruder,
und er wäre sehr enttäuscht, wenn du nicht kämst. Du wirst kommen, weil ich es
dir befehle. Verstehst du mich?«
»Vater, ich kann
nicht. Nicht, wenn er die Frau meines Bruders heiratet.«
»Dann musst du dir
nicht die Mühe machen«, schrie Conn, »noch einmal mein Haus zu betreten.«
»Sicher,
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