Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
war
Gilpatrick ein wenig enttäuscht gewesen, dass er nie eine Nachricht von Peter
FitzDavid bekommen hatte, und mit der Zeit hatte er ihn fast vergessen.
Vielleicht war er getötet worden.
    König Diarmait und
sein ausländisches Heer waren nur langsam vorgerückt. Der Hochkönig O’Connor
und O’Rourke waren nach Wexford gereist, um mit ihm zu verhandeln. Es hatte
zwei Scharmützel gegeben, doch keine Entscheidungsschlacht. Diarmait war
gezwungen worden, dem Hochkönig Geiseln zu geben und O’Rourke für den Raub
seiner Frau eine beträchtliche Menge Feingold zu zahlen. Es wurde ihm erlaubt,
ins Land seiner Väter im Süden Irlands zurückzukehren, doch das war auch schon
alles. Ein Jahr lang war er dort geblieben, und niemand hatte ein
Sterbenswörtchen von ihm gehört.
    Letztes Jahr war es
ihm jedoch gelungen, ein weiteres, größeres Truppenkontingent zusammenzustellen
– dreißig berittene Männer, etwa hundert Waffenmänner und über dreihundert Bogenschützen. Darunter waren einige Ritter aus
berühmten Familien, so etwa ein FitzGerald, ein Barri und sogar ein Onkel von
Strongbow. Fitzgerald und seinem Bruder war die Hafenstadt Wexford gegeben
worden, was die ostmännischen Händler dort wohl kaum erfreut haben dürfte; und
dank der Vermittlung des Dubliner Erzbischofs O’Toole hatte der Hochkönig einem
neuen Abkommen zugestimmt.
    »Schick mir deinen
Sohn als Geisel«, hatte er zu Diarmait gesagt, »und du kannst – natürlich unter
Ausschluss von Dublin – ganz Leinster haben.« Im Stillen hatte er hinzugefügt:
»Wenn du es kriegen kannst«. Diarmait hatte außerdem versprechen müssen, dass
er, sollte er Leinster erst eingenommen haben, alle seine Fremden über das Meer
zurückschicken würde.
    Doch all dies hatte
sich vor einem Jahr zugetragen, und Diarmait hatte sich noch immer nicht in den
nördlichen Teil der Provinz gewagt. »Du hast dort keine Freunde«, hatte man ihm
eindringlich gesagt.
    »Ich bezweifle«,
bemerkte nun Gilpatricks Vater, »dass du deinen Waliser bald wieder siehst.«
Sie gingen die Biegung des Wegs oberhalb des Teichs entlang und schauten
hinunter auf das alte Gräberfeld. Eine erfreuliche Aussicht, dachte Gilpatrick.
Denn in früheren Zeiten war das Ufergelände von Hoggen Green völlig kahl
gewesen, und die Geister der Toten hatten vielleicht fast zu viel Freiheit
gehabt, nach Gutdünken herumzuwandern; doch nun hatte die Kirche ihre eigenen
Heiligtümer neben diesem Ort errichtet, die die Geister mit unsichtbaren
Schranken umfingen. Zur Linken, genau jenseits des Teichs vor der Stadtmauer,
lag die kleine Sankt Andrew–Kirche, um die vereinzelte Holzhäuser standen. Zur
Rechten, ein wenig über dem Thingmount, lag das einzige Nonnenkloster der
Stadt.
    »Wahrscheinlich
sollte ich deine Schwester dorthinein stecken«, sagte sein Vater.
    »Sie würden sie nicht
dabehalten«, entgegnete Gilpatrick mit einem Lächeln.
    Wäre doch nur seine
widerspenstige Schwester Gegenstand des Gesprächs, dann wäre es ganz leicht
gewesen. Das wahre Thema des Tages war jedoch noch nicht erwähnt worden; sie
waren auf das alte Gräberfeld gegangen und schon fast am Thingmount angelangt,
als sein Vater es schließlich ansprach.
    »Es wird Zeit, dass
dein Bruder heiratet«, sagte er.
    Diese Bemerkung war
nur scheinbar harmlos. Bis zum letzten Jahr war Gilpatrick mit zwei Brüdern
gesegnet gewesen. Sein älterer Bruder, der einige Jahre lang verheiratet
gewesen war, lebte einige Meilen weiter an der Küste und bewirtschaftete den
großen Landstrich der Familie. Er hatte seinen Hof geliebt und war nur selten
nach Dublin gekommen. Doch zu Anfang des letzten Winters hatte er sich auf der Rückreise
von Ulster stark verkühlt, bekam Fieber und starb. Seine Witwe war nun mit den
beiden Töchtern allein. Sie war eine angenehme junge Frau, und die Familie
mochte sie. »Sie ist ein Schatz«, meinten alle übereinstimmend. Sie war erst dreiundzwanzig
Jahre alt, und natürlich sollte sie wieder heiraten. »Doch es wäre schrecklich
schade, sie zu verlieren«, wie Gilpatricks Vater ganz richtig gesagt hatte.
    Und nun, sechs Monate
nach dem traurigen Ereignis, hatte sich von selbst eine Lösung ergeben, die
alle zufrieden zu stellen versprach. Letzte Woche war Gilpatricks jüngerer
Bruder Lorcan, der immer auf dem Hof des ältesten Bruders gearbeitet hatte und
noch unverheiratet war, nach Dublin gekommen. Er sagte dem Vater, er wolle die
Witwe seines Bruders heiraten.
    »Ich könnte nicht
glücklicher

Weitere Kostenlose Bücher