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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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sie ihn Una reichen; doch statt ihn
ihr zu geben, biss sie seelenruhig hinein. Mit spöttisch ernstem Blick fixierte
sie Una.
    »Zu spät.«
    Una machte auf dem
Absatz kehrt. Sie ging direkt auf denStand zu, wo der
Obsthändler gerade sein Gespräch mit dem Franzosen beendet hatte, und nahm
einen Apfel.
    »Wie viel kosten
zwei? Meine Freundin hat ihren bereits angebissen.« Sie lächelte freundlich und
deutete auf Fionnuala, die hinter ihr herkam. Der Obsthändler lächelte sie
beide an.
    »Ihr arbeitet doch im
Hospiz?«
    »Ja.« Fionnuala
schaute ihn mit ihren großen Augen an.
    »In Ordnung. Ich gebe
sie euch umsonst.«
    Una dankte ihm und führte
ihre Freundin weg.
    »Er hat sie uns
geschenkt.« Fionnuala warf Una einen Seitenblick zu.
    »Aber das ist nicht
der Punkt, und das weißt du«, sagte Una. »Eines Tages bring’ ich dich um,
Fionnuala.«
    »Das wäre schlecht.
Liebst du mich denn nicht?«
    »Auch das ist nicht
der Punkt.«
    »Doch, ist es wohl.«
    »Du kennst nicht den
Unterschied zwischen richtig und falsch, Fionnuala, und du wirst ein schlimmes
Ende nehmen.«
    Fionnuala schwieg
eine Weile. Dann sagte sie: »Ich denke, so wird es sein.«
    * * *
    Zum Glück ahnte Fionnualas Vater nichts von
ihrem Verhalten, da es ihm ansonsten einen äußerst angenehmen Morgen verdorben
hätte. Denn zur selben Zeit, als die beiden Mädchen den Marktplatz mit den
Äpfeln verließen, ging der bedeutende Kirchenmann würdigen Schrittes zu jener
Herberge, in der sein Sohn Gilpatrick nun lebte. Er war ernst, denn sie mussten
eine wichtige Familienangelegenheit besprechen. Die Sache selbst war jedoch
nicht unerfreulich, der Morgen war schön und sonnig, und er freute sich darauf,
Gilpatrick zu sehen. Darum hob er, als er in Sichtweite seines Sohns kam, seinen
Stab zu einem feierlichen, aber herzlichen Gruß.
    Die Herberge von
Sankt Kevin war eine kleine Einfriedung mit einer Kapelle, einem Schlafsaal und
einigen bescheidenen Holzhäusern, die nur zweihundert Meter südlich vom alten Kloster
der Familie lag. Sie gehörte den Mönchen von Glendalough, die sie nutzten, wenn
sie Dublin besuchten; und Gilpatrick hatte hier in den letzten zwei Jahren oft
gewohnt. Er stand am Tor, und als er nun seinen Vater näher kommen sah, ging er
auf ihn zu.
    Doch war da nicht
etwas in seinem Verhalten, ein Zögern, das ahnen ließ, dass er sich nicht so
sehr auf seinen Vater freute, wie er eigentlich sollte?
    »Freust du dich denn
nicht, mich zu sehen, Gilpatrick?«, fragte ihn Conn.
    »Oh, doch. Natürlich.
Aber ja.«
    »Das ist gut«, meinte
sein Vater. »Lass uns ein Stück gehen.«
    Sie schlugen den Weg
nach Norden ein, der in einer sanften Biegung am alten Klostergelände der
Familie vorbeiführte, bis er am dunklen Teich vorbei zum Thingmount und nach
Hoggen Green führte.
    Diesen Weg mit seinem
Vater zu gehen, dachte Gilpatrick, hatte immer etwas von einem königlichen
Schreiten. Die Leute lächelten und verneigten sich voll Respekt und Zuneigung,
sobald sie seinen Vater kommen sahen, und dieser erwiderte ihren Gruß wie ein
echter Stammesführer aus alten Zeiten.
    Und tatsächlich
genoss Conn jetzt ein höheres Ansehen als je ein Oberhaupt der Ui Fergusa
zuvor. Seine Mutter war die Letzte der Caoilinn–Familie gewesen, der die
Ländereien in Rathmines gehörten. Durch seine Mutter waren die beiden Stränge
der Abkömmlinge des Fergus wieder vereint worden, und er hatte das Blut des
alten Königshauses von Leinster geerbt. Seine Mutter hatte nicht nur den alten
Trinkschädel der Familie mit in die Ehe gebracht, sondern als Mitgift aucheinige dieser wertvollen Rathmines Ländereien. Durch seine eigene
Heirat mit einer Verwandten von Lawrence O’Toole hatte er sich mit einem der
edelsten Fürstenhäuser von Nord–Leinster verbunden. Die Wikinger mochten zwar
durch ihre Ansiedlung Fergus’ letzten Ruheplatz in Besitz genommen haben und
die Kirche mochte auf viele alte Weiden in der Region vorgedrungen sein, doch
das augenblickliche Oberhaupt der Ui Fergusa konnte noch immer sein Vieh über
einen breiten Landstrich an der Küste entlang zu den Wicklow–Bergen treiben.
Und da die Familie außerdem seit Generationen über das kleine Kloster
herrschte, kam ihren Oberhäuptern eine sakrale Rolle zu. Obgleich das kleine
Kloster aufgelöst und seine Kapelle in eine Pfarrkirche umgewandelt worden war,
war Gilpatricks Vater noch immer der Vikar.
    »Hast du je wieder
von deinem Freund FitzDavid gehört?«, fragte Conn nun.
    Anfangs

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