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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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sein, Gilpatrick«, sagte sein Vater. »Sie warten, bis das Jahr
vorbei ist. Und dann werden sie mit meinem Segen heiraten. Und mit deinem
hoffentlich auch.«
    Gilpatrick atmete
tief durch. Er hatte sich auf dieses Thema vorbereitet. Seine Mutter hatte ihm
zwei Tage zuvor davon erzählt.
    »Du weißt sehr gut,
dass ich das nicht kann«, entgegnete er nun.
    »Meinen Segen haben
sie«, wiederholte sein Vater scharf.
    »Aber du weißt doch«,
erwiderte Gilpatrick, »dass es unmöglich ist.«
    »Nein«, erwiderte
Conn. »Du weißt selbst«, fuhr er in versöhnlichem Ton fort, »dass die beiden
sehr gut zusammenpassen. Sie sind gleich alt. Sie sind bereits die besten
Freunde auf der Welt. Sie war seinem Bruder eine wundervolle Frau und wird es
auch ihm sein. Sie liebt ihn, Gilpatrick. Sie hat es mir selbst gestanden. Und
er ist ein anständiger junger Mann, stark wie eine Eiche. Ein ebenso guter Mann
wie sein Bruder einer gewesen ist. Es kann keinen vernünftigen Grund gegen diese
Ehe geben.«
    »Außer«, sagte
Gilpatrick mit einem Seufzer, »dass sie die Frau seines Bruders ist.«
    »Eine Ehe, die die
Bibel erlaubt«, meinte der Vater ärgerlich.
    »Eine Ehe, die die
Juden erlauben«, verbesserte ihn Gilpatrick geduldig. »Der Papst jedoch
keinesfalls.«
    Das Buch Leviticus
legte es dem pflichtbewussten Mann auf, die Witwe seines Bruders zu heiraten.
Die mittelalterliche Kirche jedoch hatte entschieden, dass eine solche Ehe
gegen kanonisches Recht verstieß, und in der gesamten Christenheit waren solche
Ehen verboten. Außer in Irland.
    Gilpatrick sah seinen
Vater liebevoll an. Halb erbliches Oberhaupt, halb Druide, war er ein typischer
Gemeindepriester. Er war verheiratet, hatte Kinder, war aber noch immer Priester.
Diese traditionellen Arrangements reichten bis hin zu seinen kirchlichen
Einkünften. Die Ländereien, die seine Familie in früheren Zeiten dem Kloster
gestiftet hatte – undConn hatte den wertvollen Grund von
Rathmines noch dazugestiftet waren an den Pfarrbezirk gegangen, und so gehörten
sie nun verwaltungstechnisch zum Erzbistum Dublin. Doch als Pfarrpriester bekam
sein Vater alle Erträge aus diesen Ländereien, ebenso wie die von den großen
Grundstücken an der Küste. Zur gegebenen Zeit würde Gilpatrick seine Nachfolge
als Priester antreten, und aller Wahrscheinlichkeit nach würde ihm wiederum
eines der Kinder seines Bruders nachfolgen, vorausgesetzt, aus dieser nicht–kanonischen
Ehe gingen Söhne hervor. So war der Brauch in allen Kirchen und Klöstern in
ganz Irland.
    Und natürlich war es
ein Skandal. Oder zumindest dachte der Papst in Rom, es sei einer.
    Während des letzten
Jahrhunderts war nämlich ein Sturm an Veränderungen über das westliche
Christentum hinweggefegt. Man hatte gespürt, dass die alte Kirche zu reich, zu weltlich
geworden war und es ihr an Spiritualität und leidenschaftlichem Engagement
mangelte. Mit einem Mal entstanden neue klösterliche Orden, die sich wie die
Zisterzienser zu Einfachheit verpflichteten. Neue Kreuzzüge wurden unternommen,
um das Heilige Land von den Sarazenen zurückzugewinnen. Päpste dachten daran,
die Kirche zu läutern und ihre Machtbefugnis auszuweiten, wollten sogar Königen
zwingende Befehle auferlegen.
    »Du musst zugeben,
Vater«, erinnerte ihn Gilpatrick sanft, »dass die Kirche in Irland mit der
unserer Nachbarn nicht mithalten kann.«
    »Ich wollte, ich
hätte dich nie nach England gehen lassen«, entgegnete sein Vater düster.
    Eine ganze Reihe
irischer Kirchenmänner hatte einige Zeit m großen englischen Klöstern wie
Canterbury und Worcester zugebracht. Es gab zahlreiche kirchliche Kontakte.
Tatsächlich waren sogar die Bischöfe von Dublin eine Zeit lang nach England
gegangen, um sich vom Bischof von Canterbury weihen zu
lassen. »Obwohl sie es nur getan haben«, hatte Gilpatricks Vater mit einigem
Recht bemerkt, »um zu zeigen, dass Dublin sich vom übrigen Irland unterschied.«
Ergebnis war, dass nun viele führende Kirchenleute in Irland ein Gespür dafür
hatten, dass sie mit der restlichen Christenheit nicht im Einklang waren und
sie deshalb etwas unternehmen sollten.
    »Jedenfalls«, fuhr
der alte Mann gereizt fort, »wurde die irische Kirche bereits reformiert.«
    Bis zu einem gewissen
Punkt war das richtig – die Verwaltung der irischen Kirche war sicherlich
modernisiert worden. Und schließlich zahlten nun viele Dubliner Pfarrgemeinden der
Kirche Steuern, den so genannten Zehnten.
    »Wir haben einen
Anfang gemacht«,

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