Die Prinzen Von Irland
seine Befürchtungen.
»Ihr mögt Recht
haben, die Stadt zu verlassen.« Ailred schaute den Hügel hinauf. In ein, zwei
Gebäuden war Feuer ausgebrochen. »Gott weiß, was diese Engländer hier noch anrichten.
Ihr werdet bestimmt Arbeit finden in Rouen, um Euch über Wasser zu halten, und
ich werde Euch Nachricht geben von dem, was hier geschieht.« Nachdenklich
schaute er auf Una. »Warum lasst Ihr Una nicht bei mir und meiner Frau, Kevin?
Im Hospiz ist sie in Sicherheit. Wir stehen unter dem Schutz der Kirche. Sie
kann Euer Haus für Eure Rückkehr vorbereiten.«
Una war entsetzt. Sie
mochte Palmer, aber sie wollte nicht von ihrer Familie getrennt werden. Vor
allem da sie sich sicher war, dass ihr Vater sie brauchte. Doch ihre Eltern
schienen den Vorschlag zu begrüßen.
»Es ist mir lieber,
du bist in Sicherheit im Hospiz, Una, als mit uns draußen auf der wilden See«,
rief ihre Mutter. »Und wer weiß, ob wir nicht alle ertrinken.« Und ihr Vater
legte den Arm um sie und flüsterte ihr ins Ohr: »Du könntest die Kassette
retten, wenn sich die Gelegenheit bietet.«
. »Aber, Vater«,
protestierte sie. Alles ging viel zu schnell. Es war schwer, einen klaren
Gedanken zu fassen.
Der Schiffskapitän
wollte ablegen.
»Geh mit Ailred, Una.
Das ist das Beste.«
Ihr Vater drehte sich
so rasch um, dass sie ahnte, wie sehr ihn diese Entscheidung schmerzte. Doch es
war sein letztes Wort, und sie wusste es.
Kurz darauf lief sie
rasch an Ailreds fester, aber gütiger Hand zum Hospiz.
* * *
König Diarmait und Strongbow hatten, wie sich
herausstellte, den Überraschungsangriff auf Dublin nicht befohlen. Während sie
mitten in den Verhandlungen mit dem Erzbischof waren, stürmten einige
hitzköpfige Ritter, die ihre Ungeduld nicht zügeln
konnten, plötzlich auf die Stadttore zu und durchbrachen diese, ehe den
Verteidigern überhaupt bewusst wurde, was da geschah. Der Überfall war
geglückt: Weder Diarmait noch Strongbow konnten dies bestreiten. Sie und der
Erzbischof hatten zugesehen, wie die Stadt fast kampflos gefallen war. Nachdem
der irische König und sein neuer Schwiegersohn sich bei O’Toole entschuldigt
hatten, waren sie in die Stadt geritten und hatten festgestellt, dass es nichts
mehr zu tun gab. Dublin gehörte ihnen.
Nur wenige Gebäude
standen in Flammen, es kam zu einigen Plünderungen, aber das war unvermeidlich.
Den Soldaten musste Kriegsbeute zugestanden werden. Sie trieben es aber nicht
zu weit und achteten darauf, keines der Ordenshäuser anzugreifen.
Dennoch flüchteten
die Stadtbewohner in Massen. Dadurch gab es nun ausreichend Platz, die ganze
Armee einzuquartieren; allerdings waren etwa die Hälfte aller Handwerker und
Händler der Stadt über den Fluss oder das Meer geflüchtet, und sie stellten
einen Großteil des Werts der Stadt dar. Auch der König von Dublin war entkommen
wie es hieß, war er auf einem Schiff, das zu den nördlichen Inseln segelte. Es
war damit zu rechnen, dass er Streitkräfte für einen Angriff sammeln würde.
Vier Tage nach der
Besetzung machte sich Una vom Sankt–Johannes–Hospiz auf den Weg zu ihrem Elternhaus
in der Stadt. Das Hospiz war von den Plünderungen verschont geblieben: Zwei
Tage zuvor hatten tatsächlich König Diarmait und Strongbow höchstpersönlich,
begleitet von einigen Rittern, dem Haus einen kurzen Besuch abgestattet. Una
war beeindruckt gewesen von dem groß gewachsenen englischen Edelmann. Mit
seinem feinen, ovalen Gesicht und seiner glanzvollen Haltung schien er ihr
genauso eindrucksvoll wie sein königlicher Schwiegervater. Sie hatten dieses
Siechenhaus so respektvoll wie eine Kirche betreten, und Diarmaithatte Ailred höflich gebeten, etwa ein halbes Dutzend Männer
aufzunehmen, darunter zwei Engländer, die bei der Einnahme der Stadt verletzt
worden waren.
Una hatte viel Arbeit
im Hospiz, da Fionnuala nicht wieder aufgetaucht war. Ihr Vater hatte eine
Nachricht geschickt, er wolle, dass sie im Augenblick bei ihm bleibe; doch Una hatte
den Verdacht, es könnte noch einen anderen Grund für Fionnualas Fernbleiben
geben. Sie hat gehört, dass ich hier bin, dachte sie, und sie will mir nicht
gegenübertreten.
Als sie über den
Marktplatz am Westtor ging, stellte sie fest, dass beinahe die Hälfte der
Stände wieder geöffnet hatte und das Geschäft in ruhigen Bahnen verlief. Die
meisten Häuser boten Soldaten Quartier, oft waren die ursprünglichen Bewohner offenbar
selbst gar nicht mehr da. Die Engländer waren sonderbar. Mit ihrem
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