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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Sie zeigte auf den Mann mit dem unrasierten
Gesicht. »Er hat versucht… ich bin in mein Elternhaus gegangen…« Das war genug.
Wütend wandte sich der Priester den Männern zu.
    »Schurken«, rief er.
Sie verstand nicht alles, was er sagte, denn er sprach Englisch mit ihnen. Doch
sie hörte vertraute Namen: Sankt Johannes–Hospiz. Der Erzbischof. König
Diarmait. Die Männer blickten verwirrt zu Boden. Und Una sah, dass ihr
Angreifer ganz blass wurde. Dann führte Vater Gilpatrick sie weg.
    »Ich habe ihnen
gesagt, dass du im Hospiz unter dem Schutz der Kirche stehst. Ich werde beim
Erzbischof Klage erheben. Bist du verletzt?«, fragte er sanft.
    Sie schüttelte den
Kopf und schilderte, wie sie sich zur Wehr gesetzt hatte.
    »Genau richtig, mein
Kind«, sagte er.
    Sie erzählte ihm von
der fehlenden Kassette und der Münze in der Hand des Soldaten. »Ach, ich
fürchte, da kann man nichts machen«, meinte er traurig.
    Er begleitete Una zum
Siechenhaus und sprach ruhig auf sie ein, so dass Una, als sie ankamen, sich
nicht nur besser fühlte, sondern auch gemerkt hatte – was ihr nie zuvor aufgefallen
war –, wie außergewöhnlich gut der junge Priester aussah. Als sie das Hospiz
betraten, steckte die Frau des Palmers sie sofort ins Bett, brachte ihr warme
Brühe und tröstete sie.
    Am nächsten Morgen
hatte Una ihre Furcht überwunden und arbeitete im Siechenhaus wie immer. Aber
innerlich hattesie sich verändert. Ein ebenso
heimtückischer wie ungerechtfertigter Gedanke wollte ihr nicht aus dem Kopf
gehen: Mein Vater hat alles verloren, was er besitzt. Und ich bin daran schuld.

3
 ~ 1171 ~
    P eter FitzDavid lächelte an diesem Sommertag.
Das milde warme Licht schien von den Wicklow–Bergen hinunterzurollen und von
der weit gestreckten, blauen, gekrümmten Bucht hereinzuströmen. Endlich in
Dublin.
    Als Strongbow und
König Diarmait im letzten Herbst in Irland angekommen waren, hatten sie ihn im
Süden als Bewacher des Hafens von Waterford zurückgelassen. Peter hatte seine
Aufgabe gut gemeistert, doch als Strongbow sich im Winter nach Waterford
zurückgezogen hatte, schien er fast vergessen zu haben, wer Peter war.
    »Diarmait und
Strongbow werden die ganze Insel einnehmen«, meinten manche. Peter hielt es für
recht wahrscheinlich, dass der irische König genau darauf hoffte; und mit Strongbows
gut ausgerüstetem Heer könnte es womöglich gelingen. Die irischen Oberhäupter
hatten, obwohl sie ausgezeichnete Kämpfer waren, der vernichtenden Wirkung
eines Kavallerieeinsatzes nichts entgegenzusetzen; auch die Bogenschützen waren
hoch überlegen. Selbst der Hochkönig könnte trotz seiner Gefolgsmänner
Schwierigkeiten haben, sie aufzuhalten.
    Hingegen glaubten
andere Soldaten, die Mission stünde kurz vor ihrem Abschluss. Sollte dies der
Fall sein, würden die meisten von ihnen ausgezahlt und heimgeschickt. Und ich werde
sicherlich, mutmaßte Peter, nur mit einem geringen Sold bedacht, der kaum für
mich reicht oder den ich gar meiner Mutter geben könnte.
Er fragte sich, wo er danach eine Arbeit fände. Doch im Mai hatte sich eine
unerwartete Chance geboten. König Diarmait von Leinster wurde, nachdem er sein
Königreich zurückerobert hatte, plötzlich krank und starb.
    Was würde jetzt
geschehen? Der König von Leinster hatte Strongbow, als er ihm seine Tochter zur
Frau gab, versprochen, ihn zu seinem Erben zu machen. Aber war dieses
Versprechen etwas wert? Strongbow, eigentlich Richard FitzGilbert mit Namen und
seines Zeichens der Earl of Pembroke, war nun einmal kein Ire. Peter hatte
schon hinreichend die Sitten dieser Insel kennen gelernt, um zu wissen, dass in
Irland die Oberhäupter immer unter den nächsten Verwandten des Verstorbenen vom
Volk ausgewählt wurden. Diarmait hatte einen Bruder und einige Söhne
zurückgelassen; und nach irischem Gesetz kam es nicht in Frage, dass der
ausländische Ehemann ihrer Schwester das Erbe anträte. Und es zeigte sich
bereits, dass Diarmaits Söhne sich zumindest Gedanken darüber machten.
    »Sie haben keine
andere Wahl«, hatte ihm ein Waterforder Kaufmann gesagt. »Strongbow hat
dreihundert Ritter, dreihundert Bogenschützen und eintausend Mann. Er hat die Macht.
Ohne ihn sind sie nichts. Wenn sie an seiner Seite bleiben, so haben sie
zumindest noch eine Chance, ein Stück von dem zu behalten, was sie verloren
haben.«
    »Aber ich sehe noch
ein anderes Problem«, hatte Peter entgegnet. Gemäß dem Feudalgesetz des
Plantagenet–Englands werde ein großes

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