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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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stand und Oberhaupt einer bedeutenden
irischen Familie war. Die Schwester eines Priesters, der an den Verhandlungen
mit dem Hochkönig teilnahm. Also genau jene Leute, die Strongbow, sollte er
wirklich Diarmaits Platz in Leinster einnehmen, als Freunde brauchte. Da
spielte es keine Rolle, dass das Mädchen ihn verführt hatte. Indem er mit ihr
schlief, entehrte er ihre Familie. Er hatte die Freundschaft mit Gilpatrick und
die Gastfreundschaft seiner Eltern missbraucht. Sie würden ihm das nie
verzeihen. Sie würden seinen Kopf fordern, und Strongbow würde ihn opfern, ohne
mit der Wimper zu zucken. Er war erledigt.
    Gab es einen Ausweg?
Was wäre, wenn er die Affäre jetzt beendete und niemand davon erführe? Die
Erinnerung an die soeben mit ihr verbrachte Nacht erfüllte ihn: ihr Duft, die
hitzige, heftige Leidenschaft, die langen erotischen Momente, als ihr blasser
Körper sich um seinen wand. Die meisten Männer, sagte er sich, würden wohl dem
Tod ins Auge blicken, um Nächte wie diese zu erleben. Musste er das alles
aufgeben?
    Aber nun kam ihm eine
andere Ansicht in den Sinn. Was wäre, wenn er die Sache einfach frech
durchstünde? Wenn er mit der ganzen Angelegenheit wie mit einem militärischen Kampf
umginge? Er wusste, ein Mann wie Strongbow würde so handeln. Sollte Fionnuala
entdeckt werden, sollte herauskommen, dass sie entehrt worden war, wären ihre
Chancen, einen irischen Prinzen zu heiraten, nicht allzu groß. Um ihrenRuf zu wahren, müsste ihre Familie, wenn auch widerwillig, zustimmen,
sie ihm, Peter, zur Frau zu geben. Er dachte über die Lage ihres Vaters nach:
das Einkommen aus den kirchlichen Besitztümern, der große Landstrich, der ihm
unten an der Küste gehörte, und seine Viehherden. Fionnuala würde zwangsläufig
eine hübsche Mitgift bekommen, und wäre es auch nur, um die Ehre der Familie zu
bewahren. Wäre es nicht wahrscheinlich, dass er als Ehemann eines Mädchens aus
einer solch führenden Familie aus Leinster das Interesse Strongbows wecken
würde, der selbst mit einer Leinster Prinzessin verheiratet war? Bewahrte er
einen kühlen Kopf, könnte sich diese Sache als das Beste heraussteilen, das er
je in seinem Leben getan hatte.
    Zwei Tage später
verbrachte er wieder die Nacht mit Fionnuala.
    * * *
    Sechs Wochen waren vergangen, und Strongbow wusste,
dass er, auch wenn seine Truppen auf knappe Ration gesetzt waren, höchstens
noch drei, vier Wochen aushalten konnte. Danach wären sie gezwungen, die ersten
Pferde zu töten.
    Gilpatrick war daher
nicht überrascht, als Erzbischof O’Toole ihn in der sechsten Woche der
Belagerung aufforderte, sich einer Mission zum Lager des Hochkönigs
anzuschließen. Offensichtlich war er der Einzige, der den großen Mann bei
dieser Gelegenheit begleiten sollte. Sie brachen am Mittag auf, ritten über die
lange Holzbrücke zum Nordufer des Liffey und dann westlich über einen schmalen
Pfad am Fluss entlang zu einer Stelle, wo der König sie erwarten würde.
    Der Erzbischof sah
müde aus. Sein asketisches, fein geschnittenes Gesicht zeigte um die Augen
herum Spuren der Belastung; und Gilpatrick wusste, dass dies nicht allein auf der
Last seiner Verantwortung gründete, sondern dass er mit seiner empfindsamen,
poetischen Natur geradezu körperlichlitt, wenn er das
Leiden anderer sah. Als im Jahr zuvor der König von Dublin nach seinem
erfolglosen Angriff getötet wurde, war der fromme Bischof sichtbar
niedergeschlagen gewesen. Nun war er deutlich in Sorge, da die Angebote, die der
Hochkönig Strongbow unterbreitet hatte, noch immer nicht angenommen worden
waren und er nur Leiden und Blutvergießen voraussah.
    Als sie zum
Treffpunkt kamen, sahen sie, dass man ihnen einen stattlichen Empfang
bereitete. Eine große, strohgedeckte Halle, die nach Norden eine Wand aus
Weidengeflecht hatte und zu den anderen Seiten offen war, war errichtet worden.
Darin standen Bänke, bedeckt mit wollenen Kissen und Tüchern, und Tische, auf
denen sich ein üppiges Festmahl türmte. Der Hochkönig und einige seiner
bedeutendsten Stammesoberhäupter begrüßten sie herzlich und respektvoll und
luden sie ein zu essen, was zumindest Gilpatrick mit Freuden tat. Auch der
tiefere Sinn dieses Festessens war ihm trotz all der aufrichtigen
Freundlichkeit nicht entgangen. Der Hochkönig ließ sie wissen, er habe reiche
Vorräte, während ihm Gilpatricks Gesicht verriet, was er vermutet hatte, dass nämlich
die Lebensmittel knapp wurden in der Stadt.
    Der O’Connor–König
war ein

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