Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
früh genug wissen.
    Die englischen
Soldaten bereiteten ihr nie Schwierigkeiten. Sie wussten, wer sie war und wohin
sie ging. Einmal spazierten sie und Una sogar über die Brücke, doch niemand
bereitete ihnen Unannehmlichkeiten, und nachdem sie einige Worte mit den
englischen Soldaten auf der anderen Seite gewechselt hatten, stand es ihnen
frei, wieder umzukehren.
    In der dritten Woche
der Belagerung begann der Kordon rund um die Stadt Wirkung zu zeigen. Weder zu
Lande noch zu Wasser erreichte Dublin noch eine Lieferung, und die Vorräte
gingen langsam zur Neige. Auch Nachrichten drangen nicht in die Stadt.
    Es war einige Monate
her, dass Una von ihrem Vater in Rouen gehört hatte. Damals war ein Seemann ins
Hospiz gekommen und hatte eine Nachricht von MacGowan überbracht, die besagte,
er und die ganze Familie seien wohlauf, er habe Arbeit als Handwerksgeselle
unter einem anderen Meister gefunden, doch das Leben sei sehr schwierig, und sollte
sie beim Palmer in Sicherheit sein, dann möge sie dort bleiben. Dem Seemann war
auch aufgetragen worden, sie zu fragen, ob sie den Hund wieder gefunden habe,
den sie bei der Abreise der Familie verloren habe.
    Der Hund. Ihr war
klar, dass ihr Vater die Kassette meinte. Dies war der Moment, den sie
gefürchtet hatte. Sie wagte gar nicht an die Verzweiflung und die Angst zu
denken, die er empfinden würde, wenn er die Wahrheit erfuhr. Doch Ailred hatte
sie zur Ehrlichkeit ermahnt.
    »Du musst es ihm
erzählen, Una. Stell dir vor, er kommt heim und glaubt, er habe dieses Vermögen
im Rücken, und muss dann feststellen, dass er nichts hat. Das wäre ein weit größerer
Schock.« So hatte sie ihm eine Nachricht zurückgeschickt: »Der Hund ist
verloren.« Und seither hatte sie nichts von ihrem Vater gehört.
    * * *
    Obwohl er sie voller Leidenschaft geküsst
hatte, rechnete Peter nicht damit, Fionnuala wieder zu sehen. Doch zwei Tage
nach ihrem Besuch trat einer der Soldaten vom Hof ins Haus und sagte ihm, eine
junge Dame sei am Tor, die eine Nachricht für ihn von einem Priester habe. Als
er sie dort stehen sah, nahm er an, sie habe tatsächlich eine Nachricht von Gilpatrick.
Seine Begrüßung war ebenso förmlich wie freundlich; und als sie ihn bat, er
möge sie zur Christ Church begleiten, stimmte er höflich zu. Als sie an die
Fish Shambles kamen, war er höchst erstaunt, als sie sich lächelnd zu ihm drehte
und sagte: »Ich habe gar keine Nachricht von Gilpatrick.«
    »Ihr habt keine
Nachricht?«
    »Ich dachte«, fuhr
sie ruhig fort, »ich könnte wieder zu Eurem Quartier kommen, wenn nicht so
viele Menschen dort sind.«
    »Oh.«
    Sie blieb an einem
Stand stehen, prüfte, ob das Obst frisch war, und ging weiter.
    »Würde Euch das
gefallen?«
    Unmöglich, ihre Worte
misszuverstehen.
    »Es würde mir sogar
sehr gefallen«, hörte er sich sagen.
    »Ich könnte morgen
vielleicht am späten Nachmittag kommen.«
    Die Waffenmänner, das
wusste er, würden auf Wachposten sein. Der Ritter, mit dem er gemeinsam das
Haus bewohnte, wäre womöglich da, aber vielleicht könnte er mit ihm eine Absprache treffen.
    »Morgen würde es
passen«, antwortete er.
    »Gut. Ich muss jetzt
nach Hause«, sagte sie.
    Als er am nächsten
Tag alleine im Haus war, verbrachte er einige bange Momente. Er glaubte nicht,
dass das Mädchen eine Spionin war. Zudem war es unwahrscheinlich, dass ihr Vater
und ihr Bruder ihr erlauben würden, aus welchem Grund auch immer ihre
Jungfräulichkeit zu verlieren. Die andere Möglichkeit war, dass sie hinter
ihrer keuschen Maske einen völlig anderen Charakter verbarg.
    Als Fionnuala ein
bisschen verspätet erschien, wirkte sie etwas nervös und blass. Sie fragte ihn,
ob sie allein seien, und als er dies bejahte, war sie offenkundig verwirrt, als
wüsste sie nicht, was sie als Nächstes tun müsse. Er hatte warmen Met und
Haferkuchen bereitgestellt und fragte sie, ob sie kosten wolle. Sie nickte
dankbar und setzte sich mit ihm auf die Bank am Brotofen, um zu essen. Sie
trank den Met. Er schenkte ihr nach. Erst als sie ausgetrunken hatte und schon etwas
erhitzt aussah, wandte sie sich ihm zu und fragte: »Du hast doch schon mit
Frauen geschlafen, oder?«
    Und dann verstand er
und lächelte sanft.
    »Ja«, entgegnete er.
»Habe ich. Mach dir keine Gedanken.«
    So führte er sie ins
Haus, wo es mit Ausnahme eines Lichtflecks, den die durch die Tür fallende
Nachmittagssonne zauberte, dämmrig war. Er wollte ihr aus den Kleidern helfen, doch
sie schob ihn weg, und dann zog

Weitere Kostenlose Bücher