Die Prinzen Von Irland
du Tugendbold.
»Aber du darfst mich
jetzt nicht verpetzen, Una«, bat Fionnuala. »Selbst wenn ich nie wieder in
meinem Leben diesen Mann ansehe, weißt du, was mein Vater tun würde. Er würde
mich verprügeln und mich ins Kloster drüben in Hoggen Green stecken. Damit hat
er mir schon früher gedroht, weißt du. Versprichst du mir, mich nicht zu
verraten, Una?«
»Ja, ich verspreche
es«, sagte Una.
Fionnuala war sehr nachdenklich,
als sie an jenem Abend nach Hause ging. Wenn sie das Verhältnis fortsetzen
wollte, ohne dass Una es merkte, würde sie sich besondere Vorsichtsmaßnahmen einfallen lassen müssen. Vielleicht sollte sie
eines Morgens mit ihrem Vater oder ihrem Bruder ins Hospiz kommen, um zu
zeigen, dass sie zu Hause gewesen war. Sie würde Peter jetzt erst einmal nur
noch am Nachmittag treffen können. Sobald sie dann Unas Verdacht zerstreut
hätte, könnten sie sicher auch wieder die Nächte zusammen verbringen.
Als sie an das Tor
ihres Elternhauses kam, bemerkte sie die beiden Pferde und erinnerte sich, dass
ja Gäste hier sein sollten. Es fiel ihr gerade noch ein, ihre Kleider glatt zu
streichen und mit der Hand durchs Haar zu fahren, ehe sie durch das Tor
schritt. Da es Sommer war, standen Bänke und Tische auf der Wiese. Ihre Eltern
und ihr Bruder Gilpatrick saßen da und lächelten. Sie drehten sich zu ihr um,
als hätten sie alle auf sie gewartet und gerade über sie gesprochen.
Ihre Mutter trat
lächelnd, aber auch mit einem seltsamen Blick auf sie zu.
»Komm, Fionnuala«,
sagte sie. »Unsere Gäste sind bereits eingetroffen. Begrüße Brendan und Ruairi
O’Byrne, wie es sich geziemt.«
* * *
Eine Woche nach Unas Drohung trafen Peter
FitzDavid und Fionnuala sich noch immer heimlich, wenngleich nur am Nachmittag
oder in den frühen Abendstunden. Das Auftauchen der O’Byrne–Cousins war dabei
durchaus hilfreich gewesen. Fionnuala hatte ihren Vater ermuntert, die beiden eines
Tages mit ins Hospiz zu bringen. Dort hatten sie Fionnuala sittsam und
gottesfürchtig erlebt. Und Una wusste nun, dass Fionnuala einen ernsthaften
Bewerber in Aussicht hatte. »Sie kann sich nicht einmal vorstellen«, erzählte
sie Peter lachend, »dass ich einen anderen Mann ansehe, wenn ich doch die
Chance habe, einen O’Byrne zu heiraten.«
Peter nahm die
Neuankömmlinge nicht so unbeschwert auf. Von Gilpatrick hatte er erfahren, dass
Brendan O’Byrneder Auserwählte war, den sich seine Eltern
für ihre Tochter wünschten; aber ob er Fionnuala mochte und ob die fürstlichen
O’Byrnes vielleicht meinten, Brendan könne eine Bessere finden, musste sich
erst noch herausstellen. Mit seinem Cousin Ruairi verhielt es sich anders, und
Gilpatricks Eltern waren nicht besonders erfreut, ihn zu sehen. »Brendan ist
ein netter aufrechter Mann, aber Ruairi ist der Größere von beiden.« Gilpatrick
warf Peter einen finsteren Blick zu. »Ich weiß nicht, warum er hier ist«,
murmelte er.
Peter glaubte es zu
erraten. Brendan hatte wahrscheinlich seinen Cousin zur Tarnung mitgebracht.
Wäre er allein gekommen, wäre es zu augenfällig gewesen; sollte er sich
entscheiden, Fionnuala keinen Antrag zu machen, könnte das Stammesoberhaupt
enttäuscht oder sogar beleidigt sein; machten jedoch die beiden Cousins einen
höflichen Besuch und reisten wieder ab, könnte ihm niemand etwas Schlechtes nachsagen.
Sollte er auf diesen
vorsichtigen jungen Prinzen eifersüchtig sein?, fragte sich Peter. Ja,
vielleicht. O’Byrne hatte den Reichtum und die gesellschaftliche Bedeutung, die
ihm selbst fehlten. Er wäre eine exzellente Partie für Fionnuala. Hätte ich
auch nur einen Hauch Anstand, dachte er, sollte ich beiseite treten und
aufhören, die Zeit dieses Mädchens zu vergeuden. Doch dann war sie wieder zu
seinem Quartier gekommen und hatte sich an ihn geschmiegt, und er hatte sogleich
nachgegeben.
Fionnuala brachte ihm
nicht nur ihre Lust, sondern auch etwas zu essen. Lebensmittel wurden in der
Stadt immer knapper. Selbst Gilpatrick hungerte. »Mein Vater hat jede Menge Vorräte
in der Kirche«, erklärte er. »Und niemand hindert mich daran, ihn zu besuchen.
Doch das Problem ist der Erzbischof. Er sagt, wir müssen genauso leiden wie die
Leute in der Stadt. Der Haken ist, er isst nie mehr als ein Stück Brotrinde.«
Als Peter eines
Morgens, nachdem er seine Männer hattewegtreten lassen,
von seinem Wachdienst auf der Stadtmauer zurückkehrte und sich schon auf das
Rendezvous mit Fionnuala am Nachmittag freute, sah er Strongbow
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