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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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erkennen: einen König von
Leinster, einen König von Dublin und einige teils fremd beherrschte
Hafenstädte. Doch dahinter stünde ein rivalisierender Hochkönig – bei weitem
mächtiger als Brian Boru –, ein Hochkönig auf der anderen Seite des Meeres.
    Dublin aber, so hieß
es, sei den Kaufleuten von Bristol zugesprochen worden. Niemand wusste genau,
was das zu bedeuten hatte. Die Bristoler sollten in Dublin dieselben
Handelsrechte wie bei sich zu Hause haben. Die mächtige Stadt Bristol besaß
alte Privilegien, hatte riesige Märkte und war eines der größten Tore zum
englischen Markt. Ihre Kaufleute waren reich. Bedeutete dies, dass der Hafen
von Dublin einen ähnlichen Status genießen würde? Es hieß, der König wolle auch,
dass die Händler und Handwerker, die Dublin verlassen hatten, wieder in die
Stadt zurückkehrten. Außerdem rief er die Bischöfe von Irland zu einer Synode
zusammen. Erzbischof O’Toole aus Dublin wollte den jungen Gilpatrick dort mit
hinnehmen.
    * * *
    Kurz nach König Heinrichs II. Ankunft tauchte
Brendans Cousin wieder in der Stadt auf. Una wusste nicht, ob er nur einige
Tage bleiben würde, bis er wieder abreiste, oder ob er andere Pläne hatte.
    »Ich habe ihn unten
am Quai gesehen«, erzählte ihr eines Morgens die Frau des Palmer.
    »Was hat er da
gemacht?«, fragte Una.
    »Da hat er mit
englischen Soldaten Würfel gespielt, als kennte er sie schon ein Leben lang«,
entgegnete sie.
    Una traf ihn am
nächsten Tag im Hof ihres Elternhauses. Er saß auf dem Stein und lehnte mit dem
Rücken am Zaun. Er starrte gedankenversunken zu Boden, und an seinem hängenden
Kopf und am Alegeruch merkte sie, dass er betrunken war. Er schien sie nicht zu
erkennen. Sie war nicht schockiert. Die meisten jungen Männer betranken sich
zuweilen. Waswürde geschehen, wenn er hier in der
Dunkelheit bliebe und ihn niemand sähe oder in der Nacht niemand auf ihn
aufmerksam würde? Er würde erfrieren. Sie blieb stehen und rief seinen Namen.
    Er blinzelte und sah
auf. Sie nahm an, er könne in der Dunkelheit ihr Gesicht nicht erkennen. Seine
Augen waren ausdruckslos.
    »Ich bin es, Una. Vom
Hospiz. Erinnerst du dich nicht an mich?«
    »Ach.« War es der
Anflug eines Lächelns? »Una.«
    Dann kippte er zur
Seite und blieb vollkommen reglos liegen.
    Sie stand einige
Minuten vor ihm in der Hoffnung, er würde wieder zur Besinnung kommen. Aber
nein. Dann kam ein Mann, der eine Handkarre von den Fish Shambles hinter sich
herzog, das Sträßchen entlang. Es war Zeit zu handeln. »Ich bin vom Hospiz«,
sagte sie zu ihm. »Das ist einer unserer Bewohner. Könntet Ihr mir helfen, ihn
nach Hause zu bringen?«
    »Den haben wir in
null Komma nix zu Hause. Mach die Augen auf, mein Schatz«, brüllte er in
Ruairis Ohr. Doch als dies keine Wirkung zeigte, bugsierte er ihn, nicht ohne
einige heftige Stöße, auf die Karre und setzte sich hinter Una, die ihm den Weg
zeigte, in Bewegung.
    * * *
    Pater Gilpatrick war recht überrascht, als
Ende November Brendan O’Byrne vor seiner Tür stand. Einen Augenblick fragte er
sich, ob Brendan aus bestimmtem Grund mit ihm über seine Schwester sprechen
wolle, und überlegte in aller Eile, was er zu ihren Gunsten sagen könne, ohne
dass er von der Wahrheit abwich.
    Doch offenbar wollte
Brendan über Wichtigeres reden. Brendan erklärte, er bräuchte einen Rat, und er
sei zu ihmgekommen, da er seine Verschwiegenheit schätze
und seine Kenntnisse über England, da er ja dort eine Zeit lang gelebt habe.
    »Ihr werdet wissen«,
sagte er, »dass die O’Byrnes wie die O’Tooles mit ihren Landbesitzungen südlich
und westlich von Dublin immer sehr aufmerksam die Ereignisse in Dublin und
Leinster verfolgt haben. Nun stellt es sich mir so da, dass wir in beiden
Provinzen englische Könige haben werden. Wir O’Byrnes fragen uns, was wir tun
sollen.«
    Gilpatrick mochte
Brendan O’Byrne. Seine Ruhe, seine Genauigkeit in allem, was er sagte, gefielen
ihm. Soweit Gilpatrick wusste, war das Oberhaupt der O’Byrnes noch nicht hinunter
zu König Heinrich in den Weidengeflecht–Palast gegangen. Er schilderte darum
Brendan ganz genau das Spiel, das König Heinrich seiner Meinung nach spielte:
Er verleite die irischen Könige dazu, ihm Anerkennung zu zollen, indem er ihnen
mit Strongbow drohe. »Und beachtet die Gerissenheit dieses Mannes«, fügte er
an, »denn Heinrich hat als Gegengewicht nicht nur de Lacy in Dublin, sondern
auch Strongbows Landbesitzungen in England und der Normandie, die

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