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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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öffentlicher Held, sondern
nur ein geheimer Späher. Strongbows kühner Ausbruch und die Demütigung des beim
Baden überraschten Hochkönigs wurden überall kundgetan und fesselten die
Aufmerksamkeit der Chronisten.
    Erst als am nächsten
Tag die Gerüchte über Peters Anteil am Sieg der Engländer zu Fionnuala drangen,
ahnte sie, was geschehen war. Als sie ihre Tränen getrocknet hatte, begriff sie,
dass sie niemandem, nicht einmal Una, von Peters niederträchtigem Verhalten
erzählen konnte, da ja auch sie darin verwickelt war. Mit erschreckender Kälte
wurde ihr bewusst, dass er die Macht hatte, ihr enorm zu schaden, sollte er je
enthüllen, was sie getan hatte.
    Zwei Tage später
begegnete sie ihm auf dem Marktplatz. Lächelnd trat er auf sie zu, doch sie sah
in seinen Augen die Verlegenheit. Fionnuala wartete, bis er vor ihr stand, riss
all die Würde zusammen, die sie aufbringen konnte, und sagte ruhig und kühl:
»Ich will dich nie wieder sehen.«
    Es sah so aus, als
wollte er etwas entgegnen, doch sie kehrte ihm den Rücken zu und ging davon.
Peter war klug genug, ihr nicht zu folgen.
    * * *
    Einen Monat nach der Niederlage des
Hochkönigs ging Peter zufällig am Königshof vorbei, als er Strongbow
herauskommen sah. Er verbeugte sich vor dem großen Mann und lächelte, doch der
Earl of Pembroke schien ihn nicht zu sehen. Er wirkte beunruhigt, nahezu
verstört. Peter fragte sich, was wohl der Grund dafür sein könnte. Am nächsten
Tag vernahm er, Strongbow sei abgereist. Er habe in der Nacht ein Schiff
genommen. Wo er denn hingereist sei, fragte Peter einen der Befehlshaber, der
ihn sonderbar ansah. »Er sucht König Heinrich auf, ehe es zu spät ist«,
erwiderte der Mann. »Strongbow steckt in Schwierigkeiten.«
    Eine Zeit lang hatte
Heinrich II. Strongbows Vordringen in Irland gelassen beobachtet. Aber nun
besaß der Earl of Pembroke plötzlich ein Königreich in Leinster und hatte
offenbar die Möglichkeit, die gesamte Insel zu erobern. Das war eine drohende
Gefahr und eine gute Gelegenheit zugleich.
    »Ich habe Strongbow
nicht die Erlaubnis erteilt, König zu werden«, ließ er verlauten. Er hatte
bereits genügend Schwierigkeiten mit einem Untergebenen gehabt, mit Thomas
Becket, den er zum Erzbischof von Canterbury ernannt hatte. »Er ist mein
Vasall. Gehört Irland ihm, gehört es mir«, entschied er. Und schon bald
erreichte Strongbow die Nachricht: »König Heinrich ist nicht erfreut. Er kommt
selbst nach Irland.«
    * * *
    Nach Ende der Belagerung erhielt Una MacGowan
eine Nachricht von ihrem Vater, die sie traurig stimmte. Der unaufhörliche Gram
über die verlorene Kassette hatte offenbar die Gesundheit des Silberschmiedes
angegriffen; und sie wusste, dass er nicht sonderlich robust war. Da sie sich
selbst die Schuld an seiner Not gab, kannte ihr Kummer keine Grenzen. In seinem
Brief bat er sie erneut, in Dublin auszuharren. Sie erwog, sich seinem Wunsch
zu widersetzen und zu ihm nach Rouen zu reisen, doch der Palmer riet ihr ab.
Also schrieb sie ihm, je nachdem wie sich die Lage entwickelte, bestünde
vielleicht die Möglichkeit, dass er in einigen Monaten heimkehren und mit ihrer
und des Palmers Hilfe sicherlich noch einmal von vorne beginnen könne. So lange
werde sie weiter im Hospiz arbeiten. Ein kleiner Trost waren für sie die Veränderungen,
die sie an Fionnuala beobachtete. Kein Zweifel, dachte sie, der Besuch des
Priesters hat ihr gut getan. In den Tagen darauf hatte Fionnuala so
nachdenklich wie nie zuvor gewirkt. Sie schien zu einer neuen Ruhe und
Ernsthaftigkeit gefunden zu haben.
    Sie hatte von
Fionnuala erfahren, dass die beiden O’Byrnes ihrem Vater erneut einen Besuch
abstatteten. Eines Morgens ließen sie sich vom Palmer durch das Siechenhaus
führen. Brendan zollte er großen Respekt, seinem Cousin Ruairi etwas weniger.
Da es am Ende ihres Besuchs für Fionnuala Zeit war, nach Hause zu gehen,
wollten die beiden O’Byrnes sie begleiten. Fionnuala wandte sich zum Palmer und
fragte, ob Una nicht einen Moment entbehrlich sei und mit ihnen gehen könne.
»Selbstverständlich«, rief der freundliche Mann. Und so machten sie sich zu
viert auf den Weg. Da es ein schöner Tag war, beschlossen sie, die Slige Mhor
entlangzugehen.
    Fionnuala benahm sich
wundervoll. Sie war sittsam, ernst, hielt den Kopf gesenkt und schaute ab und
zu auf, um Brendan nett anzulächeln. Una war stolz auf sie. Brendan sprach ruhig
und wohlgesetzt. Er überlegte, bevor er eine Meinung äußerte, und

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