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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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angenehmen Tag in Dublin. Das Wetter war wunderbar. Er
besuchte das alte Sankt–Johannes–Hospiz des Palmers; er
lief über die Brücke nach Oxmantown; später dann ging er durch das Osttor vor
die Stadt, spazierte hinüber zu Sankt Stephen und folgte dem Bach, der hinunter
zu dem alten Wikingerlangstein floss, der noch immer am Ufer hinter dem
Thingmount lag. Am späten Nachmittag suchte er MacGowan auf, um mit ihm den
Heimweg anzutreten. Beide wirkten recht zufrieden, wenn auch nachdenklich, als
das Fuhrwerk an Sankt Patrick vorbei aus der Stadt rollte. Sie hatten gerade
den Weg nach Osten zum Meer eingeschlagen, als MacGowan sich zu Tom wandte und
bemerkte: »Mich hat jemand nach dir gefragt.«
    »Jemand
in Dublin?«
    »Nein.«
MacGowan zögerte. »In Dalkey. Ein Fischer. Er kam gestern zu mir und sagte: ›Ich
habe Tom Tidy letztens abends aus der Kirche kommen sehen. Wisst Ihr, warum er so
spät da hineinging?‹ Ich habe geantwortet, ich würde vermuten, du habest dich
verspätet. Dann fragte er, ›Hat er Euch gegenüber nichts erwähnt? Nichts
Ungewöhnliches?‹ Ich habe ihn ein bisschen erstaunt angeschaut und gesagt: ›Nein,
gar nichts. Was hätte er erzählen sollen?‹ Er nickte und sagte: ›Vergesst es.
Alles in Ordnung.‹« MacGowan blickte vor sich hin und wollte Tom offenbar nicht
ins Gesicht sehen. »Ich war gestern unsicher, ob ich es dir erzählen sollte.
Dies kann doch nur eins bedeuten, Tom. Sie fragen sich, ob du etwas aufgeschnappt
hast. Ich weiß nicht, ob du noch einem anderen das verraten hast, was du mir
erzählt hast. Doch sollte in Carrickmines etwas schief laufen, werden sie
hinter dir her sein. Ich dachte, du solltest das wissen.«
    Das
Fuhrwerk schlug die Straße nach Süden ein, die durch ein Dorf namens Donnybrook
führte.
    »Tom«,
sagte MacGowan schließlich, »du solltest besser für eine Weile nach Dublin
zurückgehen. Du kannst im Haus meines Bruders wohnen. Er wird dich gerne bei
sich aufnehmen. Ich habe ihm heute gesagt, du müsstest eine Zeit langbei ihm unterschlüpfen – aber natürlich habe ich ihm nicht gesagt,
warum. Er lebt innerhalb der Stadtmauern. Dort bist du sicher. Ich kümmere mich
um dein Haus in Dalkey. In einem Monat kannst du vielleicht zurückkehren. Ich
werde es herausfinden. Gehe nicht das Risiko ein, in Dalkey zu bleiben, Tom.
Dazu besteht kein Anlass.«
    Tom
antwortete nicht. Kurz darauf fuhren sie über den langen Weg, der zum weiten
Strand der Bucht führte. Doch auch als sie am südlichen Ende der Bucht um die
schöne Landzunge herumfuhren und die Dalkey–Insel in Sicht kam, sprach Tom noch
immer kein Wort.
    *
* *
    Doyle saß in seinem
Haus in der Winetavern Street und dachte angestrengt nach.
    Die
Vorkehrungen zur Verteidigung von Carrickmines und das Vorgehen gegen die
O’Byrnes waren sorgfältig geplant. Ihre Vorbereitungen waren so gründlich, dass
er nicht glaubte, er hätte es besser machen können, wenn er sie ganz allein
getroffen hätte. Zwei Tage blieben nur noch.
    Ein
Problem war aber noch ungelöst: Tom Tidy. Doyle wusste, dass viele Leute ihn
für einen harten Mann hielten, doch sein geheimes Gespräch mit MacGowan hatte
in ihm keinen Zweifel gelassen: Tidy durfte nicht in Dalkey bleiben. Er hatte
der Sache bereits gedient, und zwar ausgesprochen gut; bliebe Tidy jedoch in
Dalkey, so schien es Doyle unvermeidlich, dass er als Verräter getötet würde;
daran führte kein Weg vorbei. Doyle, der bereit war, große Risiken einzugehen –
und wenn nötig, rücksichtslos zu sein wollte keinesfalls, dass Tom Tidy Opfer
würde. Mit ein bisschen Glück würde Tidy, nachdem MacGowan ihm diese
erdrückende Information gegeben hatte, aus freien Stücken nach Dublin
zurückkehren. Doyle hoffte es sehr.
    Noch
zwei Nächte. Als Tom sich von Michael MacGowan getrennt hatte, war es ihm
gelungen, zumindest äußerlich gelassen zu wirken. Er hatte nichts mehr von der
Gefahr erwähnt, in der er womöglich schwebte, und wünschte MacGowan eine gute
Nacht. Dann versorgte er genauso gemächlich wie sonst die Pferde. Anschließend
ging er ins Haus, schnitt zwei dicke Scheiben vom gestrigen Brotlaib und zwei große
Ecken vom Käse ab und goss sich einen Humpen Ale ein.
    Er
ging früh zu Bett, konnte jedoch nicht einschlafen.
    Hatte
MacGowan Recht? Sollte er wirklich nach Dublin zurückkehren? Diese Frage
kreiste beharrlich in seinem Kopf. Nach einer Weile stand er wieder auf und
trat hinaus in den Hof.
    Als
es immer dunkler wurde, stand er noch immer

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