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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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selten nach Dublin.«
    »William
Walsh, der Anwalt?«, fragte Doyle. »Man sagt, er sei ein guter Mann. Wollt Ihr
ihn zu uns bringen?«
    *
* *
    Erstaunt sah William
Walsh seine Frau an.
    »Es
könnte sehr merkwürdig wirken, wenn du nicht mitkommst«, sagte er. Er war ein
großer, feingliedriger Mann mit langen Armen und Beinen, kurz geschnittenem
grauem Haar und mit nervöser Tatkraft in seinem freundlichen Gesicht. Er hatte
keine Vorstellung, warum seine Frau so unwillig war, zu den Doyles
hinüberzugehen und mit ihnen zu sprechen, zumal bei diesem schönen Anlass; und
obwohl er Margarets Stimmungsschwankungen gewöhnt war, spürte er, dass er sich
diesmal durchsetzen musste. »Ich möchte gerade diese Leute nicht kränken«,
ermahnte er sie sanft, bis sie ihn widerwillig begleitete.
    Doyle
begrüßte die Gäste höflich. Auf Margaret wirkte er recht offen. Joan Doyle
lächelte ihr hübsches Lächeln. »Ich weiß, wer Ihr seid«, sagte sie zu William
Walsh; und als sie ihr Lächeln an Margaret richtete, sagte sie: »Über Euch weiß
ich alles.« Das war eine dieser munteren Redewendungen,die
alles oder nichts bedeuten können. Margaret entgegnete nichts.
    Die
meiste Zeit sprach Doyle, und Margaret hatte den Eindruck, dass der Ratsherr
sich damit brüstete, jeden, der im Pale von Bedeutung war, persönlich zu kennen. Da
er nun mit dem Anwalt William Walsh bekannt gemacht worden war, wollte er ihn
besser kennen lernen und horchte ihn nach seinen Ansichten zu verschiedenen
Themen aus. Soweit sie es beurteilen konnte, hatte William ihn beeindruckt.
    »Ihr
seid mit Walsh in Carrickmines verwandt, glaube ich«, bemerkte Doyle. Damit
erkannte er höflich den adligen Rang des Anwalts an.
    »Ja,
er ist ein Verwandter«, antwortete William erfreut.
    »Wir
haben gerade mit den Talbots von Malahide gesprochen«, fuhr Doyle mit
sichtbarer Freude fort. »Meine Frau kennt sie gut, da sie selbst eine Butler
ist. Kennt Ihr die Talbots vielleicht?«
    »Nicht
sehr gut, Malahide liegt weit entfernt von dem Ort, wo wir leben.«
    Und
nun wandte sich Joan lächelnd an Margaret. »Ich bin mir sicher, dass Ihr von
dort nicht wegwollt.« Sie drehte sich wieder zu den anderen um. »Dieser lange
Weg nach Fingal.«
    Es
klang so harmlos. Niemand außer ihr selbst, dachte Margaret, konnte verstehen,
was Doyles Frau wirklich meinte. Scheinbar wusste sie, dass Margarets Familie
aus Fingal stammte. Die Talbots mussten ihr erzählt haben, wie sie Margaret als
junge Frau vor die Tür gesetzt hatten. Die bittere Erinnerung daran verletzte
Margaret auch noch nach all den Jahren tief. Und nun hatte die Frau des
Ratsherrn beschlossen, sie unter dem Deckmantel freundlicher Konversation damit
zu verhöhnen. Doch niemand sonst hatte es bemerkt, und kurz darauf drehte sich
das Gespräch um das neue College und um Kildare.
    »Ich
muss sagen, dass der Graf sehr gut zu mir war«, sagteWilliam
Walsh. Und tatsächlich war es zum Teil Ausdruck seiner Loyalität und
Dankbarkeit, dass er Wert darauf gelegt hatte, mit seiner Frau an diesem Tag in
Maynooth zu sein. »Denn dank des Grafen habe ich gerade gutes Kirchenland bekommen,
das ich bewirtschaften kann«, erklärte er.
    Als
Anwalt kümmerte sich William Walsh um die Geschäfte einiger Ordenshäuser,
darunter auch um das Haus der Nonnen, deren Angelegenheiten ihm Margarets Vater
einige Jahre vor seinem Tod übergeben hatte. Die Kirche belohnte ihn hierfür,
indem sie ihm Kirchenland zu äußerst niedrigem Zins verpachtete.
    Margaret
begriff, dass ihr Mann durch diese Mitteilung den Ratsherrn Doyle geschickt
zwei Dinge wissen ließ: zum einen, dass er in Kildares Gunst stand und ihm treu
ergeben war; und zum anderen, dass er sehr darum bemüht war, Wohlstand zu
erlangen. Doyle schien beeindruckt zu sein.
    »Denkt
Ihr daran, fürs Parlament zu kandidieren?«, wollte der Ratsherr wissen.
    Obwohl
das irische Parlament eigentlich die ganze Insel repräsentieren sollte, kamen
in der Praxis fast alle der etwa vierzig Mitglieder aus Dublin und dem
umliegenden Pale. Die Macht des Parlaments mochte zwar durch
den englischen König begrenzt sein, aber die Mitgliedschaft bedeutete hohes Ansehen.
    »Ich
denke darüber nach«, sagte Walsh. »Und Ihr?« Es waren einige reiche Kaufleute
im Parlament.
    »Ich
auch«, gestand Doyle und sah Walsh mit einem Blick an, der ausdrückte: Darüber
sprechen wir noch.
    Die
beiden Männer diskutierten nun über den König. Der Ratsherr begann die
Geschichte über die beiden Ratsmitglieder zu

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