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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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geben
müssen, um sie anständig zu verheiraten«, hatte ihm vor kurzem ein Nachbar
gesagt. Das hatte er gern gehört, und er hoffte, dass es stimmte. Seine Sorge galt
allein seinem ältesten Sohn Seamus. Der Junge konnte gut arbeiten und kannte
sich mit dem Vieh bestens aus. Doch nun war er sechzehn, und Sean spürte seine
Ruhelosigkeit. Vielleicht sollte er Seamus Verantwortung übergeben, aber er wusste
noch nicht, wofür genau. Sein kleiner Sohn Fintan war erst fünf. Um ihn
brauchte er sich noch keine Sorgen zu machen.
    Sean
liebte auch seine große, schön gewachsene Frau, eine O’Farrell aus Mittelirland
hinter Kildare. Er hatte um sie geworben und sie auf die althergebrachte Art
für sich gewonnen; und behandelte sie seitdem auf die althergebrachte Weise. Und
das war das Problem.
    »Es
ist der Stolz, der Euch zu diesem Verhalten bringt«, sagte Vater Donal gerade
zu ihm. »Die schreckliche Sünde Stolz.«
    Er
war nicht nur ein fürstlicher O’Byrne; seinem Ahnen, der Rathconan zugesprochen
bekommen hatte, war das dunkelhaarige, grünäugige kleine Mädchen aufgefallen,
das Botengänge runter zum Hafen in Dalkey oder zur Burg in Carrickmines machte.
Er hatte sich verliebt und sie geheiratet. Sean wusste, dass das Blut der
Walshs von Carrickmines in ihren Adern geflossen war und sogar das der
halbvergessenen Ui Fergusa von Dublin. Sie hatte einen alten Trinkschädel mit einem
goldenen Reif als Teil ihrer mageren Mitgift in seine Familie eingebracht – ein
merkwürdiges und Furcht erregendes Andenken an die fürstliche Vergangenheit ihres
Clans. War er stolz auf die Abstammung von all diesen Herrschern des Landes?
Gewiss. Und dachte er deshalb, er habe Anrecht auf jede Frau, die er finden
konnte? Nein, da irrte der Priester.
    Als
er noch jünger war, hatte ihn die Gier getrieben, jeder Frau hinterherzujagen.
War denn nicht jede Frau der Beweis, dass er das Leben in vollen Zügen lebte?
Er musste seinem Ruf gerecht werden. »Sean O’Byrne von Rathconan. Er ist ein
Teufel mit den Frauen.« Das sagten alle über ihn. Er war stolz auf seinen Ruf, und
er würde ihn nicht aufgeben – nicht solange er die Frauen noch bekommen konnte.
Und dann war da noch die Angst vor dem Tod. Vielleicht kam sie mit dem Alter,
doch Sean schien es, als wäre sie von Anfang an da gewesen. Das Leben voll
ausschöpfen, ehe man stirbt, ehe es zu spät ist.
    Die
junge Frau war nicht übel. Brennans Frau. Brennan war seit nunmehr fünf Jahren
ein Lehensmann, der einen Teil des Landes von O’Byrne bewirtschaftete. Sein
kleines Haus eigentlich war es kaum mehr als eine Hütte – lag jenseits eines kleinen
Waldes ungefähr eine Meile den Hang hinunter. Brennan war
zwar etwas linkisch, gehörte jedoch zu den zuverlässigen Männern, zahlte
pünktlich den Pachtzins und war ein guter Arbeiter. Merkwürdigerweise hatte
Sean Brennans Frau bis zum letzten Jahr nie bemerkt. Doch dann hatte er sie eines
Abends zur Erntezeit alleine auf einem Feld gesehen und angesprochen.
    Sie
war ein hübsches Ding. Mit einem breiten sommersprossigen Gesicht. Sie roch
natürlich nach Bauernhof, doch da war noch ein anderer, feinerer Duft an ihr,
etwas, das von ihrer Haut ausging. Im Herbst waren der Duft und alles andere an
ihr für ihn zu einer Obsession geworden. Bevor der Winter anfing, gehörte sie
ihm. Doch er war vorsichtig gewesen. Er war sich sicher, dass seine Frau ihn
nie mit ihr zusammen gesehen hatte. Ob Brennan etwas von der Affäre ahnte, konnte
er nicht mit Bestimmtheit ausschließen. Und sollte er etwas wissen, würde er es
sich bestimmt nicht anmerken lassen, aus Angst, seine Pacht zu verlieren. Und
die junge Frau schien recht willig; er nahm an, dass sie sich mit Brennan langweilte.
Das Ehepaar Brennan würde nun unten in der Hütte sitzen und nicht ahnen, welch
beschämende Befragung Sean O’Byrne gerade am Eingang zum Turm über sich ergehen
lassen musste.
    »Das
ist nicht wahr«, sagte er zu seiner Frau und ignorierte dabei Vater Donal
vollkommen. »Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
    Er
fragte sich, warum seine Frau ihn gerade jetzt angriff. Vermutlich, weil
Brennans Frau zu nah an ihrem Heim lebte. Ihren Schmerz verbarg sie hinter
ihrem starren kalten Blick. Aber Sean hatte keinen Zweifel, dass er seine Frau
wieder gnädig stimmen könnte, wie es ihm bisher jedes Mal gelungen war; aber er
würde wohl die junge Frau aufgeben müssen.
    »Ihr
leugnet es?«, mischte sich der Priester ein. »Glaubt Ihr ernsthaft, wir glauben
Euch?« Er war

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