Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
Tidy. Nur ein Bürger der Stadt war berechtigt,
den Stadtrat zu wählen, uneingeschränkt Handel zu treiben, ohne Steuern zahlen
zu müssen, und mit Kaufleuten aus Übersee zu handeln. Henry Tidy, der sich bald
als selbständiger Handwerksmeister niederlassen wollte, sollte in Kürze zum
Freimann oder Bürger auserkoren werden; ein Ratsherren–Komitee müsste darüber
befinden,ob ihm die Rechte auch wirklich zuerkannt
würden. Dass er jetzt einen freeman mitgebracht hatte, zeigte, dass diese dumme
Verhaftung in seinen Augen eine ernste Angelegenheit war.
    MacGowan
war bereits zu den Männern hinübergegangen, die gemütlich hinter einem langen
Tisch saßen. Offenbar behandelten sie ihn mit mehr Respekt, als sie ihr
entgegengebracht hatten.
    Henry
Tidy schaute unterdessen seine Verlobte immer noch vorwurfsvoll an. »Wie
konntest du das tun, Cecily? Du kennst doch das Gesetz.« Allmählich verletzte
sie sein Verhalten. Musste er denn so ängstlich sein?
    Die
Männer am Tisch hatten ihre Unterredung beendet. Cecily sah, wie MacGowan
nickte, der jetzt zu ihr trat und sagte, sie könne gehen. Doch als Tidy ihn
fragend ansah, schüttelte MacGowan den Kopf; und kaum waren sie auf der Straße,
sagte er: »Sie lassen die Anklage nicht fallen.«
    »Was
sollen wir tun?«, fragte Tidy.
    »Wir
sollten zu Doyle gehen.«
    »Doyle?«
Tidy machte ein nachdenkliches Gesicht. Cecily wusste, dass er den Ratsherrn
vor einigen Jahren oberflächlich kennen gelernt hatte, denn er hatte ihr stolz
davon erzählt. Sie wusste auch, dass Henry gewaltigen Respekt vor ihm hatte. Er
wandte sich zu ihr. »Ich glaube«, sagte er unsicher, »es ist besser, wenn du
mitkommst.«
    Sie
starrte ihn an. War das alles, was er zu sagen hatte? Noch immer kein Wort des
Mitgefühls? Dachte er wirklich, dies alles sei allein ihr Fehler? Seine
Schultern waren leicht vornübergebeugt. Es war ihr nie zuvor sonderlich
aufgefallen, außer dass sie dachte, es gebe ihm einen entschlossenen Anstrich.
Nun fragte sie sich plötzlich: Ließ es ihn nicht wie einen Buckligen aussehen?
Sein kleiner blonder Spitzbart ragte hervor. Es irritierte sie, obwohl sie
nicht genau sagen konnte, warum.
    »Das
ist nicht nötig«, sagte Cecily abrupt. »Ich gehe nach Hause.« Sie drehte sich
um und ging.
    Und
er versuchte nicht einmal, sie aufzuhalten.
    *
* *
    Das Haus des Ratherrn
war ganz in der Nähe. Doyle war nicht da, aber seine Frau war zu Hause.
MacGowan ließ Tidy bei ihr, während er sich auf die Suche nach dem Ratsherrn machte.
    Als
Henry Tidy in dem großen Haus des Ratsherrn bei dessen attraktiver, spanisch
aussehender Frau saß, fühlte er sich erst etwas befangen. Sie saß mit einer
ihrer Töchter still in ihrer Stube am Spinnrad.
    Es
dauerte nicht lang, und Tidy vertraute sich ihr an. Das Problem war nicht nur
die Verhaftung, erklärte er ihr; er wusste, dass man mit Cecily grob umgegangen
war, und er wollte sie verteidigen. Aber in Dublin sprach sich alles schnell herum.
Er wusste, dass die Leute sagen würden: »Der junge Tidy hat da eine törichte
junge Frau. Eine Unruhestifterin.«
    »Seid
Ihr nicht verlobt?«, fragte Joan Doyle. Er nickte. »Und Ihr habt Zweifel? Das
ist nichts Ungewöhnliches.«
    »Das
ist es nicht«, gestand er ihr. »Denn seht«, fuhr er ein bisschen unbeholfen
fort, »ich stehe kurz vor dem franchise, dem
Bürgerrecht.«
    Und
nun verstand Dame Doyle, wie sie respektvoll genannt wurde, voll und ganz.
    Der
Ratsherr eilte herein, küsste seine Frau und nickte Tidy freundlich zu.
    »Ihr
braucht Euch über diese dumme Angelegenheit keine Sorgen zu machen. MacGowan
hat mir erzählt, was Cecily verbrochen hat. Ich kann erreichen, dass die
Anklage fallen gelassen wird, aber sie wird eine Verwarnung erhalten.« Nun sah
er Tidy strenger an. »Wenn Ihr Einfluss auf diese junge Frau habt, solltet Ihr
sie davon überzeugen, in Zukunft vorsichtiger zu sein.«
Das dunkle Haar des Ratsherrn war mittlerweile an den Schläfen ergraut, was
seine Autorität erhöhte.
    »Sie
werden heiraten«, mischte sich seine Frau vorsichtig ein. »Er wird um die
Bürgerrechte ersuchen. Und nun hat er Angst…«
    Doyle
schwieg und schürzte die Lippen. Dann stellte er Tidy einige Fragen über seine
Position in der Gilde der Handschuhmacher, über die junge Frau und ihre
Familie. Dann schüttelte er den Kopf. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass
man schlechte Nachrichten am besten gleich mitteilte.
    »Ich
glaube, man wird Euch ablehnen«, sagte er frei heraus. »Sie werden

Weitere Kostenlose Bücher